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Produktion und Förderung

Geld verdienen und den Boden achten

am Freitag, 10.06.2011 - 13:35 (Jetzt kommentieren)

Gut Derenburg - 0,48 Arbeitskräfte je 100 Hektar. Arbeitsökonomisch ist die Münchhoff Rimpau Agrardienste GmbH & Co. KG. bestens aufgestellt.

Dass auf dem sachsen-anhaltinischen Ackerbaubetrieb aber Ökonomie und Ökologie Hand in Hand gehen, konnte man auf dem FNL-Hoftag zu Beginn der Woche sehen. Auf den 1.523 Hektar werden vor allem Winterweizen, -gerste und -raps angebaut. Die fruchtbaren Böden mit durchschnittlich 78 Bodenpunkten lassen in guten Jahren Weizenerträge jenseits der 100 dt zu. In diesem Jahr rechnet Betriebsleiter Klaus Münchhoff wegen der anhaltenden Trockenheit allerdings mit Mindererträgen von bis zu 25 Prozent beim Weizen.
 
Am ersten FNL-Hoftag unter Federführung der Initiative "Innovation und Naturhaushalt" im sachsen-anhaltinischen Derenburg stand der Dreiklang aus moderner Technologie, Ökonomie und Ökologie im Mittelpunkt. "Auf Gut Derenburg wird deutlich, dass Innovation der Schlüssel für das Gleichgewicht zwischen rentablem Ackerbau und einem funktionierenden Naturhaushalt ist. Unsere Umwelt kann nur langfristig bewahrt werden, wenn sie nachhaltig genutzt wird," begründet Kerstin Krohn, Leiterin der Initiative, die Wahl des ersten Betriebes für die Aktion.

Offen für Ratschläge

"Das ist das schönste Geräusch, was ich heute gehört habe, macht mal die Tür auf," sagt Münchhoff und lauscht den leichten Landregen, der auf seine Hofstelle runtertröpfelt. Gerade erklärt er den Besuchern des FNL-Hoftages die Eckdaten des Betriebes, den er gemeinsam mit DLG-Ehrenmitglied Dr. Jürgen Rimpau nach der Wende im nördlichen Harzvorland wieder aufgebaut hat. Beide eint, dass ihre Familien lange in der Gegend Landwirtschaft betrieben, nach dem 2. Weltkrieg und in Folge der Sozialisierung der Landwirtschaft in der DDR aber enteignet wurden und in den Westen gingen.
 
Man merkt Münchhoff die Leidenschaft für seinen Beruf an. Er ist LandRat der FNL und aktives DLG-Mitglied - der Mann will sich austauschen, lernen, aber auch gehört werden. Er verschließt sich nicht vor neuem und nimmt auch heute noch Ratschläge an. Teilflächenspezifische Düngung, Yara-N-Sensor, N-Sensorrelative Biomassekarte – alles Techniken, die Münchhoff ausprobiert und mittlerweile Erfolge erzielt. "Nicht zuletzt weil ich rechnen kann, ist mir bei meiner Arbeit auch der Umweltaspekt sehr wichtig. Computergesteuerte Düngetechnik und die Bewahrung der Mikroorganismen im Boden ist ein Beispiel für zwei Seiten der gleichen Münze, die unseren wirtschaftlichen Erfolg beziffert," macht Münchhoff deutlich.

Imker und Landwirt arbeiten zusammen

Fünf Stationen stehen auf dem Programm. Unter den Punkten Imkerei, Biotopverbesserung, Ressourceneffizienz sowie moderner Pflanzen- und Bodenschutz soll gezeigt werden, wie nachhaltig Landwirte auch auf großen Ackerbaubetrieben wirtschaften können. Dabei geht es per umgebauten Viehtransporter über Stock und Stein querfeldein. Zuerst wird bei den Bienenvölkern von Imker Stahde Halt gemacht. Rund 20 Völker stehen gerade in dem Waldstück, dass von großen Raps- und Weizenflächen umrahmt wird. "Wir tauschen uns über Spritzmaßnahmen aus. Flächen die in unmittelbarer Nähe zu den Völkern stehen, spritzt Münchhoff erst abends, wenn die Bienen im Stock sind." Stahde ist mit der Zusammenarbeit zufrieden. Blühstreifen am Waldrand und Hecken auf Unland verlängern zudem die Pracht für die Insekten.
 
Mit uns beiden ist es wie mit den Eichen hier, schon etwas knorrig aber doch fest und erdverbunden,", beschreibt Münchhoff das funktionierende Verhältnis mit dem Imker.

Unland wird zum Nutzland

Die zweite Station führt zu einem Stück Unland. Hier pflanzten Mitarbeiter der GmbH in Zusammenarbeit mit dem Landesjagdverband Sachsen-Anhalt in den 90ern Hecken und Sträucher. Mittlerweile leben hier Rebhuhn und Hasen und die Hecken bieten Brut- und Nistplätze für zahlreiche Vogelarten. Doch nicht nur der Jagdverband ist mit der Kooperation zufrieden.
 
Agrarumweltexperte Prof. Dr. Christoph Künast sieht gegenseitigen Gewinn: "Viel zu oft wird vergessen, dass unsere Landwirtschaft, das heißt Kulturpflanzen und Nutztiere, ebenso Teil des Naturhaushalts ist wie die Vielfalt wild lebender Arten, Insekten und die Welt der Bodenorganismen. Landwirtschaft und Naturhaushalt sind untrennbar miteinander verbunden und brauchen sich gegenseitig." Künast deutet auf eine unscheinbare Steinplatte zu seinen Füßen. "Was da an Moosen wächst, die wiederum Refugium für Kleinstlebewesen sind, ist unbeschreiblich", erklärt der Ökologe mit leuchtenden Augen. Unland für die Landwirtschaft, Nutzfläche für die Ökologie - auf den Flächen in Gut Derenburg wird versucht, dass beide Seiten respektiert werden.

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