Getreide vermarkten, bei fallenden Preisen – Wetterbericht ist leichter


Die Weizenpreisen sind seit Jahresbeginn um rund 80 Euro oder 30 Prozent gefallen. Die neue Ernte kostet am Terminmarkt aktuell knapp 220 Euro je Tonne. Für den Dezembertermin bewegen sich die Preise bei 235 Euro je Tonne und damit rund 15 Euro höher. Das deutet daraufhin, dass sich das Einlagern von Weizen auf jeden Fall lohnen könnte. Es sei denn die Preise fallen weiter.

Die Entwicklung der Getreidemärkte vorherzusagen, ähnelt der Wettervorhersage.
Es gibt zahlreiche Faktoren, die darauf hinweisen, was möglicherweise passieren könnte, aber vieles bleibt unbekannt, bis es dann tatsächlich eintritt.
Das Beste, was Landwirte tun können, ist, die potenziellen Risiken zu reduzieren und sich so zu positionieren, dass man alle sich bietenden Chancen nutzen kann.
Das ist leichter gesagt als getan. Bei der Getreidevermarktung gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Risiken zu mindern und Chancen auf bessere Getreidepreise zu sichern.
Guter Verkaufspreis und Gewinnschwelle

Die Risikominderung beginnt nach Meinung der Vermarktungsexperten grundsätzlich bei den Vermarktungsstrategien Diese Strategien basieren auf zwei Hauptüberlegungen: einem guten Verkaufspreis und der rechtzeitigen Wahrnehmung künftiger Marktbedingungen.
Um einen guten Getreidepreise zu erzielen, muss der Landwirt zudem seine Produktionskosten kennen und die Mindestpreise, die zum Erreichen der Gewinnschwelle erforderlich sind.
Die Marktwahrnehmung wird jedoch weitgehend von Preissignalen bestimmt. Zwei wichtige zu berücksichtigende Signale sind die „Carrying Charge“ (siehe unten) und die Basis.
Eine Prämie fürs einlagern
Die „Carrying Charge“ ist die Differenz zwischen zwei Terminkontraktmonaten, beispielsweise zwischen September und Dezember. In unserem Fall liegt sie bei 15 Euro je Tonne und ist ungewöhnlich hoch. Die „Carrying Charge“ wird im Allgemeinen auch als marktbestimmte Lagerkosten bezeichnet.
Wenn ein großer Preisunterschied zwischen den beiden Kontrakten besteht, deuten die Marktsignale darauf hin, „dass der Markt bereit ist, auf Getreide zu warten“, sagen die Experten. Oder anders gesagt: Es lohnt sich Getreide einzulagern, denn es gibt eine Prämie.
Wenn Landwirte die Möglichkeit haben ihr Getreide selbst zu lagern, oder man kann es beim Händler günstig einlagern kann, dann kann es sich also lohnen, mit dem Verkauf zu warten.
Wenn die Unterschiede zwischen beiden Terminen gering oder gleich Null sind, dann „will ein Markt nicht warten und will jetzt Getreide“, sagen jedenfalls die Analysten. Oder anders gesagt. Es lohnt sich eigentlich nicht einzulagern.
Seine Basis kennen und den Markt beobachten
Die Basis ist die Differenz zwischen Futures- und Kassapreisen, bezogen auf einen bestimmten Liefermonat. Es wird von einer Reihe von Faktoren beeinflusst. Dazu gehören unter anderem Transportkosten, lokales Angebot und Nachfrage, Zins- oder Lagerkosten, Verarbeitungskosten und Gewinnspannen.
Aufgrund dieser Faktoren kann die Basis von Termin zu Termin unterschiedlich sein. Die Basis wird oft als negativer Wert dargestellt und ist ein weiteres Preissignal, das es zu beachten gilt. Die Basis wird oft in einer Gleichung dargestellt: Basis = Kassapreis – Futures-Preis.
Wenn die Basis extrem negativ ist, was bedeutet, dass die Lücke zwischen Futures und Bargeld größer ist, gilt sie als schwach. Wenn die Basis weniger negativ ist, also eine geringe Lücke zwischen Futures und Bargeld besteht, gilt sie als stark.
Wie die Gleichung zeigt, kann eine starke Basis positiv sein, wenn die Kassapreise höher sind als die Terminpreise.
Einlagern als eigene Strategie nutzen
Bei den beschriebenen Marketinginstrumenten geht es um die Lagerung von Getreide. Die Lagerung von Getreide kann aber auch unabhängig von den oben beschriebenen Zusammenhängen ein gutes Marketinginstrument sein.
Das haben die letzten beiden Jahre gezeigt, in den die Getreidepreise nach der Ernte gestiegen sind und meist zum Jahreswechsel ihren höchsten Stand erreicht haben. Wie lange Landwirte ihr Getreide am besten lagern, hängt vor allem von den Kosten im Vergleich zu den Verkaufserlösen ab.
Wenn die Lagerkosten unter den marktüblichen Kosten liegen, ist es von Vorteil, Getreide bis zum Liefermonat eines Vertrags zu lagern – oder möglichweise auch zu spekulieren, dass die Preise wieder steigen.
Dieser Vorteil in Kombination mit anderen Absicherungsinstrumenten ermöglicht eine Vermarktungsstrategie zur Erzielung besserer Preise.
Hier ist Ihre Meinung gefragt
Werden Sie Teil unserer Community und diskutieren Sie mit! Dazu benötigen Sie ein myDLV-Nutzerkonto.