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Grundsteuer und Hebesätze

Grundsteuer steigt steil an – Hausbesitzer schon 2022 voll abkassiert

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am Donnerstag, 17.08.2023 - 12:50 (Jetzt kommentieren)

Die Grundsteuer steigt schon 2022 steil an. Der Anstieg ist so stark wie zuletzt vor 6 Jahren. Dabei droht mit der Grundsteuerreform ein weiterer starker Anstieg. Wenn die Hebesätze nicht gesenkt werden. Und dass ist nicht sehr wahrscheinlich.

Grundsteuer B.

Alle diskutieren über die Grundsteuerreform. Doch Überraschung: Der für die Zahlungen entscheidende Hebesatz zur Grundsteuer B ist schon 2022 so stark gestiegen wie zuletzt 2016: Ein Plus von fast fünf Prozentpunkten steht allein für das Jahr 2022 zu Buche. Den höchsten Durchschnittshebesatz erheben Kommunen in Nordrhein-Westfalen – sowohl was den Wert angeht (565) als auch, wenn es um die Veränderung im Vergleich zum Vorjahr geht (plus 13 Prozentpunkte). 

Das ist eine Hiobsbotschaft für zahlreiche Immobilienbesitzer in Deutschland, sagt die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY (Ernst & Young), die eine umfassende Analyse zur Entwicklung der Grundsteuer-B-Hebesätze aller deutschen Kommunen (ohne Stadtstaaten) in den Jahren 2005 bis 2022 durchgeführt hat. 

Fakt ist nämlich: Für die neue Grundsteuer, die ab 2025 in Kraft treten soll, werden die Werte von Millionen Grundstücken und Immobilien in Deutschland derzeit neu berechnet. Die Kommunen legen erst dann die neuen Hebesätze fest. Berechnungen von Eigentümerverbänden zeigen jedoch, dass die Grundsteuern ab 2025 nochmals deutlich steigen könnte, wenn die Hebesätze nicht kräftig gesenkt werden. Und das ist nicht sehr wahrscheinlich.

Kommunen kassieren Hausbesitzer ab

Grundsteuer B.

„Die schlechte Finanzsituation vieler Kommunen erfordert häufig eine Anhebung der Hebesätze, was zu einer Mehrbelastung der Bürger führt. Die Kommunen ächzen – so wie die Bürgerinnen und Bürger auch – unter Kostensteigerungen, die sie weitergeben müssen", begründet Heinrich Fleischer von EY den steilen Anstieg der Hebesätze.

"Auch wenn der politische Konsens besteht, dass es insgesamt nicht zu einer gravierenden Mehrbelastung kommen soll, bleibt für Immobilieneigentümer aktuell ein hohes Maß an Ungewissheit hinsichtlich der künftigen Grundsteuerbelastung. Dass die bisher genutzten jahrzehntealten Werte sich in vielen Fällen erhöhen werden, ist eine nachvollziehbare Sorge von vielen Immobilienbesitzern,“ sagt Fischer.

Laut Bundesfinanzministerium müssen Kommunen, Gemeinden und Städte die neuen Hebesätze bis zum Herbst 2024 festgesetzt haben. „Angesichts der Kostensteigerungen, die die Kommunen zu stemmen haben, ist es wenig wahrscheinlich, dass die angestrebte Aufkommensneutralität der Grundsteuerreform tatsächlich erreicht, wird“, prognostiziert Fleischer. 

In der Folge drohen Hausbesitzern – aber auch den Bewohnern in vermieteten Wohnungen – bei zugleich zu erwartenden steigenden Grundsteuerwerten im Zuge der Neubewertung höhere Abgaben, wenn nicht gleichzeitig die Hebesätze sinken.

Stärkster Anstieg in NRW und im Südwesten

2022 hatten knapp vier von zehn Gemeinden (39 Prozent) einen sehr hohen Grundsteuerhebesatz von 400 oder höher. Zum Vergleich: 2005 waren es fünf Prozent. Umgekehrt hatten 2005 noch 22 Prozent der Kommunen einen Hebesatz von unter 300 – 2022 waren es nur noch drei Prozent. 

„Wir sehen einen bundesweiten Trend zu immer höheren Grundsteuer-Hebesätzen. Ein Standortwettbewerb unter den Kommunen ist nicht zu beobachten – anders als bei der Gewerbesteuer. Es gibt zahlreiche Kommunen, die mit niedrigen Gewerbesteuer-Hebesätzen um die Neuansiedlung von Unternehmen werben,“ sagt Fischer.

Allein im vergangenen Jahr stieg der durchschnittliche Hebesatz in 13 Prozent der Kommunen, der Anteil der Gemeinden mit einem gesunkenen Hebesatz im Vergleich zu 2021 beträgt dagegen gerade einmal ein Prozent. In NRW erhöhten sogar 26 Prozent aller Gemeinden den Grundsteuer-B-Hebesatz. Im Saarland war es fast jede fünfte Kommune (19 Prozent), dahinter folgen Rheinland-Pfalz (17 Prozent) sowie Baden-Württemberg und Mecklenburg-Vorpommern (jeweils 16 Prozent). 

Deutlich geringer ist der Anteil der Gemeinden mit Erhöhungen dagegen in Thüringen (vier Prozent), Sachsen (fünf Prozent) und Sachsen-Anhalt (sechs Prozent). Besonders deutlich wird der Anstieg der Hebesätze im 5-Jahres-Vergleich: Hier verzeichneten bundesweit fast vier von zehn Kommunen (38 Prozent) einen gestiegenen Hebesatz

Mit Material von Ernst & Young (EG), destatis

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