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Steuern und Kosten

Grundsteuer: Wo zahlen Landwirte und Hausbesitzer am meisten?

Agrarland.
am Montag, 17.01.2022 - 13:40 (Jetzt kommentieren)

Die Grundsteuer ist für die Kommunen nach der Gewerbesteuer die wichtigste Einnahmequelle. Das merken Landwirte und Hausbesitzer.

Grundsteuer A.

Bei beiden Steuerarten können die Kommunen die Steuereinahmen über die Höhe der sogenannten Hebesätze selbst bestimmen. Und das machen sie auch. Denn: Corona hat riesige Löcher in die öffentlichen Kassen gerissen, die man nun mit Steuererhöhungen stopfen will. Der Hintergrund ist, dass die Gewerbesteuer - die wichtigste Einnahmequelle der Kommunen - wegen Corona drastisch eingebrochen ist.

So hatten die deutschen Kommunen im Jahr 2020 erstmals seit der Finanzkrise 2009 wieder einen dramatischen Steuereinbruch. Die Gewerbesteuern gingen innerhalb eines Jahres von 2019 bis 2020 um fast 20 Prozent auf 45,3 Mrd. Euro zurück. Gleichzeitig sind die Grundsteuern sowohl für Landwirte als auch für Hausbesitzer weiter gestiegen – 2020 allerdings noch vergleichsweise moderat. Doch 2021 und auch 2022 dürften die Grundsteuern kräftig steigen – wie Berichte aus den Regionen zeigen.

Für die Berechnung der Grundsteuer werden mehrere Werte zugrunde gelegt: der Einheitswert, die Grundsteuermesszahl und der lokale Hebesatz. Die Hebesätze können die Kommunen sowohl für die Grundsteuer A als auch für die Grundsteuer B und für die Gewerbssteuer selbst festgelegen. Und davon machen sie derzeit rege Gebrauch.

Für land- und forstwirtschaftliche Betriebe gilt die Grundsteuer A. Für einen solchen Betrieb wird ein Wirtschaftswert auf Basis der Ertragsfähigkeit ermittelt. Hinzu kommt ein Wohnungswert für den Teil, der für Wohnzwecke genutzt wird. Für alle anderen Grundstücke gilt die Grundsteuer B – auch für unbebaute. Dazu zählen Miet- und Geschäftsgrundstücke, Häuser, Gebäude auf fremdem Grund und Boden, Wohnungseigentum und auch Teileigentum sowie Erbbaurechte. Solche grundstücksgleichen Rechte gelten ebenfalls auch als Grundstücke.

Grundsteuer A: Hebesätze in Hessen und Niedersachsen am höchsten

grundsteuer.

Die letzte vollständige Erhebung der Grundsteuer A und B liegt für das Jahr 2020 vor. Also für das erste Coronajahr, wie der dramatische Einbruch bei der Gewerbesteuer zeigt. Die Grundsteuern A und B sind jedoch auch im Jahr 2020 gestiegen. Die kommunalen Einnahmen aus der Grundsteuer A lagen danach bei 408.900 Millionen Euro und die  Einnahmen aus der Grundsteuer B bei 14,3 Mrd. Euro. Das sind bei der Grundsteuer A rund 14 Prozent mehr als 10 Jahre zuvor und bei der Grundsteuer B wuchs die Steuerbelastung im gleichen Zeitraum um 30 Prozent und damit doppelt so schnell.

Wo aber müssen nun Landwirte und Hausbesitzer nun die höchsten Grundsteuern zahlen? Und wo haben die Kommunen die höchsten Hebesätze? Betrachtet man nur die Grundsteuer A – also für Landwirte – dann sind die Hebesätze (die der einzelne Landwirt zahlt), anders als man vielleicht erwarten konnte, nicht nur in den Ländern am höchsten, in denen auch die Boden- und Pachtpreise am teuersten sind. Am höchsten ist der Hebesatz (Stand 2020) für landwirtschaftliche Grundstücke nämlich in Hessen mit 420.

Dahinter kommt dann jedoch Niedersachsen als eines der großen Agrarländer mit einem Hebesatz von immerhin 391.  Dahinter gruppieren sich jedoch nicht etwa Nordrhein-Westfalen oder Bayern – sondern das ebenfalls eher kleinstrukurierte und überwiegend nebenerwerblich organisierte Baden-Württemberg mit einem Hebesatz von 363 - wo die Kommunen offenbar mehr Geld brauchen als anderswo. Erst danach kommen dann die bayerischen Landwirte mit einem durchschnittlichen Hebesatz von 350.

Auf Platz 5 rangiert dann Schleswig-Holstein, als weiteres großes Agrarland, mit einem Hebesatz von 335, dicht gefolgt von einer Reihe ostdeutscher Länder. Überraschend ist, dass der Hebesatz der Grundsteuer A im wichtigen Agrarland Nordrhein-Westfalen, mit sehr hohen Boden- und Pachtpreisen, nur bei 292 liegt und damit von allen Flächenländern am niedrigsten ist.

Bei der Grundsteuer B ist nämlich das Gegenteil der Fall: Dort ist NRW das mit Abstand teuerste Bundesland bzw. hat mit 577 den höchsten Hebesatz, weit vor Hessen mit 500, Sachsen mit 499 und dem Saarland mit 456. Und noch etwas ist wirklich überraschend: Bei der Grundsteuer B hat Bayern mit 394 den niedrigsten Hebesatz aller Flächenländer, obwohl (oder weil) die Boden- und Pachtpreise im Süden der Republik besonders hoch sind.

Die höchsten Einnahmen: Grundsteuer A in Bayern, Grundsteuer B in NRW

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Die Gesamteinahmen aus der Grundsteuer A sind natürlich in den Bundesländern am höchsten, die auch die großen Agrarländer sind und die die meisten Landwirte haben. Danach fließen reichlich 20 Prozent der in Deutschland erhobenen Grundsteuer A an Kommunen in Bayern. Immerhin fast 18 Prozent der Grundsteuer A geht an die Städte und Gemeinden in  Niedersachsen und 12 Prozent verteilten sich auf die Gemeinden in Nordrhein-Westfalen sowie reichlich 11 Prozent auf Baden-Württemberg.

Bei der Grundsteuer B wird der größte Posten in Nordrhein-Westfalen kassiert – nämlich knapp 27 Prozent des gesamten kommunalen Grundsteueraufkommens von Hausbesitzern in Deutschland. Das ist eine doppelt so große Summe wie in den beiden nachfolgenden Bundesländern Bayern und Baden-Württemberg zusammen erhoben wird. Auf die dortigen Kommunen werden 12,8 bzw. 12,6 Prozent der insgesamt in Deutschland eingezogenen Grundsteuer B verteilt – Niedersachsen kassiert und verteilt nur 10 Prozent der deutschlandweit erhobenen Grundsteuer B.  

Überraschend ist auch, wenn man die gezahlte Grundsteuer einmal auf die Einwohner umlegt. Dann ergibt sich ein komplett anderes Bild: Dann werden bei der Grundsteuer A in einigen ostdeutschen Länder wie Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern mit reichlich 11 Euro je Einwohner die höchsten Steuern gezahlt. Niedersachsen kommt bei diesem Vergleich nur auf 9 Euro je Einwohner, Bayern auf 6,5 und das bevölkerungsreiche Nordrhein-Westfalen nur auf  2,7.  

Bei der Grundsteuer B ist der Steuersatz je Einwohner indessen in Niedersachsen mit 40,8 Euro je Einwohner am höchsten, gefolgt von Baden-Württemberg mit 40,5 Euro, Hessen mit 39,3 und Schleswig-Holstein mit 39,2 Euro. Die Steuersätze B (für Hausbesitzer) liegen pro Einwohner in den ostdeutschen Ländern mit 25 und 27 Euro deutlich niedriger als im Westen.

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