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Einkommensprognose

Haupterwerbsbetriebe verbrennen massiv Eigenkapital

Landwirt mit Kühen im Melkstand
am Freitag, 22.01.2021 - 15:20 (1 Kommentar)

Im laufenden Wirtschaftsjahr werden die Haupterwerbsbetriebe erheblich an Eigenkapital verlieren. Das gilt für alle Betriebsformen, prognostiziert der Verband der Landwirtschaftskammern (VLK).

Nach der aktuellen Vorschätzung, die der VLK heute (22.1.2021) vorgelegt hat, wird die Rentabilität der Veredlungsbetriebe im Wirtschaftsjahr 2020/21 nach dem vorangegangenen Rekordjahr in einen existenzbedrohenden Bereich abstürzen. Die Gewinne der Futterbaubetriebe sind bereits seit drei Jahren rückläufig.

Ackerbauern und Tierhalter leiden unter dem Corona-Lockdown der Gastronomie. Die Getreidepreise befinden sich derzeit zwar auf einem Mehrjahreshoch, im laufenden Wirtschaftsjahr werden die Ackerbauern davon aber nach Einschätzung der Kammern nicht mehr profitieren können.

Große Liquiditätsprobleme sind zu erwarten

Insgesamt kommt der VLK zu der Einschätzung, dass die Corona-Pandemie in der deutschen Landwirtschaft schweren Schaden verursacht hat. Das zeitgleiche Auftreten der Afrikanischen Schweinpest, der Geflügelgrippe und der dritten Dürre in Folge sorgen für übergreifend schlechte Rahmenbedingungen. Die Haupterwerbsbetriebe werden darum im laufenden Wirtschaftsjahr nennenswerte Eigenkapitalverluste und große Liquiditätsprobleme verkraften müssen.

Kein Betriebszweig kommt ungeschoren davon

Schweine im Stall

Keine Hauptspezialisierungsform der Landwirtschaft kann im laufenden Wirtschaftsjahr punkten. Die Lage im Ackerbau bewerten die Kammern als mäßig bis schlecht. Im Futterbau ist die Situation noch angespannter. Für die Veredlung wird es ein wahrlich dramatisches Jahr.

Im Durchschnitt aller Betriebsformen und über alle Regionen hinweg gesehen werden die Gewinne daher nachgeben. Am ärgsten fällt Einbruch voraussichtlich in den Schweinehochburgen Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen mit bis zu 47 Prozent Gewinnrückgang aus. Die eingesetzten Produktionsfaktoren werden in allen Regionen mit Ausnahme des Saarlandes nur in etwa zur Hälfe vergütet werden.

Der Milchpreis wird im Durchschnitt leicht unter dem Vorjahr liegen

Am Getreidemarkt rechnen die Landwirtschaftskammern über das gesamte Wirtschaftsjahr 2020/21 mit Erzeugerpreisen von bis zu 9 Prozent über dem Vorjahreszeitraum. Auch der Rapsmarkt tendiert im Vergleich zum Vorjahr leicht positiv.  

Die Kartoffelpreise geben um bis zu 35 Prozent nach. Geschlossene Kantinen, Mensen, Gaststätten und ausgefallene Großveranstaltungen ließen die Nachfrage einbrechen.

Für den Milchpreis gehen die Landwirtschaftskammern von einem ganzjährigen Rückgang des Erzeugerpreises von bis zu 2 Prozent aus. Die Auswirkungen der Corona-Krise auf die heimischen Milchpreise wären gravierender, wenn sich das weltweite Wachstum der Milchproduktion gegenwärtig nicht abschwächen würde.

Dramatischer Gewinneinbruch für Schweinehalter

Bei den Mastrindern legt die Prognose der Kammern für 2020/21 einen Preisrückgang von bis zu 5 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu Grunde. Bei Altkühen wird mit einem Preisminus von knapp 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr gerechnet. Beim weiblichen Zuchtvieh nehmen die Landwirtschaftskammern einen ganzjährigen Preisabschlag von bis zu 8 Prozent an. Für die Kälber erwarten die Fachexperten um 20 Prozent geringere Notierungen.

Der Schweinepreis befand sich zum Jahreswechsel 2020/21 auf dem niedrigsten Stand seit fast 15 Jahren. Insgesamt halten die Fachleute der Kammern einen Preisrückgang von bis zu 28 Prozent für wahrscheinlich. In Niedersachsen brechen die Unternehmensergebnisse in der Schweinehaltung voraussichtlich auf 14.000 Euro ein und in Nordrhein-Westfalen auf 17.000 Euro. Die Ferkelnotierungen leiden unter den Absatzproblemen am Schweinemarkt und werden um bis zu 50 Prozent unter denen des Vorjahres rangieren.

Mit Material von VLK
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