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Heizkosten und Energiewende

Hausbesitzer verzweifelt: Welche Heizung einbauen? Kosten und Auflagen

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am Mittwoch, 19.04.2023 - 10:24 (3 Kommentare)

Ab 2024 ist der Einbau fossiler Heizungen verboten. Viele Hausbesitzer können sich jedoch keine Wärmepumpe leisten. Auch die laufenden Kosten sind nicht unbedingt niedriger als für eine Gasheizung. Es sei denn, man rechnet sich die Sache schön, sagen Kritiker. Manche Hausbesitzer versuchen deshalb noch eine neue Gasheizung einzubauen.

Gasheizung.

Von den rund 41 Millionen Haushalten in Deutschland heizt fast jeder zweite mit Erdgas und jeder vierte mit Heizöl. Wärmepumpen machen laut Bundeswirtschaftsministerium trotz hoher Zuwachszahlen noch weniger als drei Prozent aus. Nach den Plänen der Bundesregierung soll von 2024 an möglichst jede neu eingebaute Heizung zu 65 Prozent mit Erneuerbaren Energien betrieben werden. Bestehende Heizungen können jedoch weiter betrieben werden und kaputte Heizungen dürften repariert werden.

Viele Heizungen sind jedoch alt und müssen eigentlich ausgetauscht werden. Den meisten Hausbesitzern fehlt aber nicht nur das Geld, um eine teure Wärmepumpe zu installieren. Ihr Haus hat auch oft gar nicht die Voraussetzungen für den Einbau einer Wärmepumpe. Teure Dämm- und Umbauarbeiten wären nötig. Der Umweltökonom Prof. Dr. Manuel Frondel vom RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in Essen, hatte die Kosten eines allmählichen Umstiegs von 19 Millionen bestehenden Öl- und Erdgasheizungen auf Wärmepumpen grob auf eine Billion Euro geschätzt.

Und was passiert in der Praxis: Der Einbau von Gasheizungen erlebt einen regelrechten Boom. Viele Hausbesitzer möchten ihre alten Gasheizungen noch schnell austauschen lassen, bevor das Verbot in Kraft tritt. Heizungsinstallateure wie Jens Bochnig aus Leipzig berichten dem MDR von einer erhöhten Nachfrage: „Ich denke, das Verbot ist ein wenig kontraproduktiv, weil jetzt bis Ende des Jahres viele Heizungen gewechselt werden.“

Rechnet Habeck die Wärmepumpe schön?

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) sagte gegenüber der Bild am Sonntag: „Was ist mit den Menschen, die sich keine Wärmepumpe leisten können?

Eine neue Gasheizung kostet im Schnitt etwa 10.000 bis 12.000 Euro. Die politisch erwünschte elektrische Wärmepumpe kostet rund 25.000 bis 30.000 Euro. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hält die Wärmpumpe in einem Gespräch mit der F.A.Z. trotzdem für die besser Lösung. Er argumentiert, über den Lebenszyklus einer Heizung sei die Wärmepumpe günstiger als eine Gasheizung.

Nach Habecks Rechnung kostet es im Schnitt 19.115 Euro mehr, in einem Einfamilienhaus eine Luft-Wasser-Wärmepumpe statt einer neuen Gasheizung einzubauen. Dem stünden über eine Betriebszeit von 18 Jahren Einsparungen von 21.996 Euro gegenüber.

Der durchschnittliche Einfamilienhauseigentümer spart demnach knapp 3.000 Euro – mit den staatlichen Fördermitteln, die 25 bis 40 Prozent der Kosten für die Wärmepumpe abdecken, sogar noch deutlich mehr, argumentiert Habeck.

Tageschau.de kommt in einer Beispielrechnung für ein 20 Jahre altes Haus zu etwas anderen Ergebnissen: Eine neue Gastherme kostet danach etwa 12.000 Euro, zuzüglich etwa 1.500 Euro pro Jahr für Gas. Das entspricht bei 20 Jahren Nutzung 2.100 Euro pro Jahr. Im Vergleich dazu kostet eine Wärmepumpe etwa 25.000 Euro, zuzüglich etwa 1250 Euro pro Jahr für Strom, also insgesamt 2500 Euro pro Jahr.

Allerdings wird hier argumentiert, dass die Kosten für Gas in Zukunft weiter steigen könnten. Das dürfte jedoch für Strom ebenfalls gelten, wenn man sieht, wie stark der Strombedarf der deutschen Haushalte und Industrie in den nächsten Jahren steigen wird.

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