Das ist ein Artikel vom Top-Thema:

Energiekosten

Heizen mit Wärmepumpen – Kosten, Wartezeiten, Fördermittel

wärmepumpe.
am Samstag, 20.08.2022 - 06:00 (Jetzt kommentieren)

Rekordhohe Gaspreise lösen einen gewaltigen Boom bei Wärmepumpen aus. Die Nachfrage kann aber überhaupt nicht gedeckt werden, berichten Industrieverbände. Und es gibt noch andere Probleme.

Die Wärmepumpe ist offenbar der Gewinner der Energiekrise und der rekordhohen Gaspreise. Nach den Daten des Bundesverbands der Deutschen Heizungsindustrie haben Heizungsbauer im ersten Halbjahr dieses Jahres 25 Prozent mehr Wärmepumpen ausgeliefert als im Vorjahreszeitraum. Der Marktanteil der Wärmepumpe bei neuen Heizungen ist damit von 17 auf 21 Prozent gestiegen. Gleichzeitig ist der Absatz von Gasheizungen im zweiten Quartal 2022 um zehn Prozent zurückgegangen.

Der Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK) verwies aber darauf, dass es bei keiner Produktgruppe so große Lieferschwierigkeiten gebe wie bei der Wärmepumpe. 94 Prozent der Innungsbetriebe berichten nach einer ZVSHK-Erhebung über Lieferprobleme seitens der Großhändler und Hersteller. Zum Beginn der Pandemie waren es lediglich 31 Prozent gewesen.

Von den insgesamt über 21 Millionen Heizgeräten im deutschen Gebäudebestand sind bislang jedoch erst rund 1,2 Millionen Wärmepumpen und über 19 Millionen sind Gas- und Ölheizungen. Bis zum Jahr 2030 werden für die Umsetzung der Klimaziele der Bundesregierung aber 4,5 bis 6 Millionen Wärmepumpen benötigt.

Hohe Kosten und viele Umbauten – Keine kurzfristige Lösung

Im Neubau sind Wärmepumpen mittlerweile die am häufigsten eingesetzte Heiztechnologie in Deutschland, deutlich vor Erdgasheizungen. Neubauten stellen allerdings nur einen kleinen Teil der insgesamt rund 20 Millionen Wohngebäude. Im Altbau sind Wärmepumpen indesseen eine sehr teure Lösung, sowohl was die Investitionskosten betrifft als auch hinsichtlich der Betriebskosten, sagen unabhängige Heizungsexperten.

Wichtige Komponenten befinden sich außerdem außerhalb des zu heizenden Gebäudes, das außerdem möglichst gut gedämmt sein muss. Heizungsrohre in den Fußböden oder extragroße Heizkörper machen eine Wärmepumpe erst wirklich effizient. "In fast allen Fällen geht die Umstellung einher mit baulichen Veränderungen und häufig mit einer energetischen Sanierung der Gebäudehülle", sagt Thomas Auer, von TU München gegenüber der Deutschen Welle (DW).

So steigt der Investitionsbedarf schnell auf mehrere 10.000 Euro. Bis zu 35 Prozent der Einbaukosten im Altbau übernimmt allerdings der Staat, wenn eine Ölheizung ausgetauscht wird, sind es sogar 45 Prozent.

"Wärmepumpen sind kurzfristig keine Lösung, um uns von russischem Gas und Öl unabhängiger zu machen", sagt dazu Energieexperte Manuel Frondel,vom Essener RWI-Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung gegenüber der DW.

Lange Wartezeiten für den Einbau – Neue Förderung ab August

In einer Umfrage des Zentralverbands Sanitär Heizung Klima (ZVSHK) im Juli 2022 berichteten über 94 Prozent der Handwerks-Betriebe von Lieferproblemen seitens des Großhandels und der Hersteller. „Unsere Betriebe könnten im Moment jede Wärmepumpe installieren, wenn sie denn welche hätten“, erklärte ZVSHK-Sprecher Frank Ebisch. „Wenn Sie heute eine Wärmepumpe ordern, können Sie frühestens im Frühjahr nächsten Jahres mit dem Einbau rechnen.“ Das ist die Realität.

Zwar bauten die deutschen Hersteller aktuell ihre Produktionsstrecken deutlich aus. Aber aktuell können sie einfach nicht liefern. Auch der Bundesverband Wärmepumpe (BWP) schätzt die Wartezeit auf mindestens ein halbes Jahr. „Die Nachfrage übersteigt im Moment ganz deutlich das Angebot“, sagte BWP-Sprecher Martin Sabel.

Neben den langen Lieferzeiten bei den Herstellern gebe es auch auf Seiten der Handwerker erhebliche Engpässe, berichten Verbraucher.

Ab dem 15.08.2022 gilt zudem eine neue Förderung für Wärmepumpen. Die Umsetzung erfolgt in einem mehrstufigen Plan und hat mit der Änderung zur Förderung von Komplettsanierungen begonnen.

Förderhöhe und Zuschüsse für Wärmepumpen wurden reduziert. Beim Einbau einer Wärmepumpe wird die Fördersumme von maximal 30.000 Euro auf höchstens 24.000 Euro abgesenkt. Dies entspricht einer Absenkung von 50 % auf maximal 40 %. Die Grundförderung für Wärmepumpen im Austausch von Gas- und Ölheizungen wurde um 10 Prozent gesenkt.

Kommentare

agrarheute.comKommentare werden geladen. Bitte kurz warten...