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Produktion und Förderung

Höfesterben in Bayern halbiert - Große Sorge um Zukunft

am Donnerstag, 02.10.2014 - 07:30 (Jetzt kommentieren)

München - Bayern trotzt dem Strukturwandel. Das Höfesterben hat sich in den letzten zehn Jahren halbiert. Nachwuchssorgen muss sich die Branche eigentlich nicht machen. Die postive Meldung aus dem Agrarbericht 2014 erhält promt einen Dämpfer. Der BBV ist in großer Sorge um die Zukunft der Betriebe.

Der Strukturwandel und das damit verbundene Höfesterben in der bayerischen Landwirtschaft ist so gering wie nie zuvor: Das geht aus dem Agrarbericht 2014 hervor, den Landwirtschaftsminister Helmut Brunner am Mittwoch im Agrarausschuss des Bayerischen Landtags vorstellte.
 
Nach Angaben des Ministers hat sich die Quote der alljährlichen Betriebsaufgaben in den vergangenen zehn Jahren von drei auf 1,5 Prozent (%) halbiert. Knapp 112.000 landwirtschaftliche Betriebe gab es 2013 im Freistaat - damit steht jeder dritte deutsche Bauernhof in Bayern. Nachwuchssorgen? Die muss sich die Branche eigentlich nicht machen, der Beruf ist gefragt wie seit 20 Jahren nicht mehr.
 
Doch hat die positive Meldung eine dunkle Kehrseite. Die Landwirtschaft in Deutschland sehe sich nach Darstellung des Bayerischen Bauernverbandes mit immer neuen Kontrollvorhaben und Dokumentationspflichten, mit Verschärfungen im Umwelt- und Tierhaltungsbereich und Problemen in der Verwaltung konfrontiert. Besonders gravierende Auswirkungen habe die zunehmende Regulierungswut und ihre Folgen für die kleineren Betriebe in Bayern. Der bayerische Bauernpräsident Walter Heidl hat sich deshalb mit einem "Brandbrief" an Ministerpräsident Horst Seehofer gewandt. 

'Brandbrief' an Ministerpräsident Horst Seehofer

In dem "Brandbrief" an Ministerpräsident Horst Seehofer kritisiere Heidl Themen, die zum Teil schon seit mehreren Jahren mit Sachargumenten in die Diskussion eingebracht wurden.
 
So bei der Anlagenverordnung, hier würde entgegen des Koalitionsvertrages nun der politische Widerstand gegen die Aufnahme von Jauche-, Gülle- und Sickersaftbehältern zu weichen scheinen. Bei der Tierhaltung fordert Heidl, dass das bestehende Antibiotika-Monitoring von QS beim Arzneimittelgesetz anerkannt wird. Darüber kritisierte Heidl die "Offensive Tierwohl“ des Bundeslandwirtschaftsministeriums". Diese untergrabe den freiwilligen und marktorientierten Ansatz der "Initiative Tierwohl" von Landwirtschaft, Verarbeitungsbetrieben und Lebensmittelhandel.
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Um einen Strukturwandel durch die Hintertür zu verhindern, seien jetzt die Fachminister sowie Ministerpräsident Horst Seehofer mit der Koalitionsspitze in Berlin gefordert.
 
Fakten zum Wirtschaftsfaktor Landwirtschaft in Bayern
 
Die Landwirtschaft hat laut Agrarbericht 2014 für Bayern große wirtschaftliche Bedeutung:
  • jeder siebte Arbeitsplatz hängt direkt oder indirekt mit der Land- und Forstwirtschaft zusammen
  • es werden Umsätze von 153 Milliarden Euro erwirtschaftet
  • die Umsätze machen fast 15 % der Gesamtumsätze in der bayerischen Wirtschaft aus
  • 60 % der Höfe haben ein zweites unternehmerisches Standbein
  • Energieerzeugung, Direktvermarktung und Tourismus sind die häuftigsten zweiten Einkommensquellen
  • die Durchschnittsgewinne der hauptberuflichen Bauern betragen 54.000 Euro
  • im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von 3,4 % auf geklettert
  • Gewinnsteigerung durch steigende Erzeugerpreise für Agrarprodukte
  • 59 % der Betriebe werden derzeit im Nebenerwerb bewirtschaftet
Nachwuchssorgen gibt es laut Brunner nicht. Ganz im Gegenteil habe die Attraktivität der Agrarberufe in Bayern weiter zugenommen: 805 angehende Landwirte haben im vergangenen Jahr ihre Ausbildung begonnen - so viele wie seit 20 Jahren nicht mehr.
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Die positive Entwicklung zeigt laut Brunner, "dass der eigenständige bayerische Weg in der Agrarpolitik erfolgreich ist". Dessen Ziel sei es, allen Betrieben - unabhängig von der Größe udn Bewirtschaftungsform - Zukunftsperspektiven zu eröffnen.
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