Die Erzeugerpreise für gewerbliche Produkte sind so stark gestiegen wie noch nie seit Beginn der Erhebungen im Jahr 1949: Plus 25 Prozent. Der Grund ist die gewaltige Preisexplosion bei Erdgas, Strom und Rohöl und allen anderen Energieträgern.
„Dies war der stärkste Anstieg gegenüber dem Vorjahresmonat seit Beginn der Erhebung 1949", sagte das Statistische Bundesamt am Montag. Der gewaltige Preisanstieg lässt erwarten, dass sich Landwirte und Verbraucher in den kommenden Monaten auf weitere hohe Preissteigerungen einstellen müssen.
Die Erzeugerpreise der Industrie gelten als wichtiger Indikator für die künftige Entwicklung der Einkaufpreise der Landwirtschaft für Betriebsmittel und Vorprodukte sowie für die Verbraucherinflation. In der Statistik werden diese Preise ab Fabriktor ermittelt – also noch bevor die Produkte weiterverarbeitet werden oder in den Handel kommen.
Industrie: Ende der Fahnenstange nicht erreicht

Hauptursache für die hohen Erzeugerpreise war den Statistikern zufolge abermals die Energie. Sie verteuerte sich zum Jahresbeginn um durchschnittlich 66,7 Prozent. Erdgas kostete 119 Prozent mehr als im Januar 2021, elektrischer Strom war zwei Drittel teurer und für leichtes Heizöl stiegen die Preise um 55,6 Prozent.
Der deutsche Industrieverband BDI rechnet mit einer weiter steigenden Belastung durch die hohen Strom- und Gaspreise. „Das Ende der Fahnenstange ist noch nicht erreicht“, sagte BDI-Präsident Siegfried Russwurm am Montag gegenüber dem Handelsblatt. Es sei zu befürchten, dass der rasante Preisanstieg die Produktion in Deutschland immer stärker beeinträchtigen werde.
„Die Lage ist so ernst, dass selbst standorttreue mittelständische Unternehmen aus diversen Branchen über eine Verlagerung ins Ausland nachdenken müssen.“ Das können Landwirte natürliche nicht tun. Es sei denn, sie geben die Produktion komplett auf. Weiter sagte Russwurm: „Die Bundesregierung muss bei den nationalen Abgaben und Umlagen endlich Tabula rasa machen, etwa bei der Stromsteuer und den Netzentgelten.“
Preistreiber: Düngemittel, Holz und Nahrungsmittel

Rechnet man einmal die Energie heraus, lagen die Erzeugerpreise immer noch um 12 Prozent über dem Vorjahreswert. Außerdem kosteten die für die Landwirte besonders wichtigen Vorleistungsgüter knapp 21 Prozent mehr als vor einem Jahr. Besonders dramatisch war der Preisauftrieb bei Düngemitteln und Stickstoffverbindungen: nämlich bei plus 67,4 Prozent.
Sehr stark kletterten auch die Preise für solche Rohstoffe wie etwa Roheisen und Stahl mit 51,5 Prozent. Auch die Industriepreise für Nadelschnittholz waren 52,8 % höher als im Januar 2021. Hier sanken die Preise jedoch seit ihrem Höchststand im August 2021 bereits um 24,2 %.
Chemische Grundstoffe – auch für die Agrarwirtschaft – kosteten 30,6 Prozent mehr, Schädlingsbekämpfungsmittel (Pflanzenschutz) waren 9,1 Prozent teurer und Industriegase kosteten 43,8 % mehr.
Nahrungsmittel waren ebenfalls 8,4 % teurer als im Vorjahr. Besonders stark stiegen die Preise für nicht behandelte pflanzliche Öle mit 58,5 % und Butter mit 61,1 %. Rindfleisch war 20,5 % teurer, für Milchprodukte insgesamt sind die Preise um 14,5 % nach oben gegangen und Mehle aus Getreide haben sich um 20,6 Prozent verteuert.
Landmaschinen binnen Jahresfrist 6,2 % teurer
Auch für Investitionsgüter sind die Preise insgesamt 5,3 % höher als im Vorjahr. Eine so hohe Veränderung im Vorjahresvergleich hatte es letztmalig im Dezember 1982 gegeben.
Den höchsten Einfluss auf die Veränderungsrate für Investitionsgüter gegenüber Januar 2021 hatte die Veränderungsrate für die Preise von Maschinen mit einem Plus von 6,0 %, gefolgt von Kraftwagen und Kraftwagenteilen (+3,8 %). Teile und Zubehör für Datenverarbeitungsmaschinen kosteten 21,2 % mehr, Metallkonstruktionen 20,1 %.
Die Preise für Nahrungsmittelmaschinen sind immerhin um 6,9 % gestiegen und Erntemaschinen für die Landwirtschaft haben sich im Jahresvergleich ebenfalls sehr deutlich um 6,2 % verteuert.
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