
Die Abgabepreise der Industrie sind die Einkaufspreise für Bauern und Landhändler sowie für den Groß- und Einzelhandel. Sie gelten deshalb auch als Frühindikator für die Inflation und die Betriebsmittelpreise. Vor allem Energie, Treibstoff und Strom verteuern sich dramatisch.
Auch für Dünger, Futter und andere wichtige landwirtschaftliche Betriebsmittel gehen die Preise durch die Decke. Die industriellen Abgabepreise für Lebensmittel steigen zudem erheblich stärker als im Einzelhandel. Das zeigt, was auf die Verbraucher noch alles zukommt.
Die Bundesbank warnt in ihrem aktuellen Monatsbericht bereits vor einer Rezession in Deutschland. Die Anzeichen dafür "mehren sich", heißt es. Auch der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) erwartet in seinem aktuellen Quartalsbericht es, in den nächsten Monaten eine schwere Rezession.
Die Experten der Bundesbank rechnen mit einem "deutlichen, breit angelegten und länger anhaltenden Rückgang der Wirtschaftsleistung". Die hohe Inflation und die Unsicherheit in Bezug auf die Energieversorgung und ihre Kosten beeinträchtigen dabei nicht nur die gas- und stromintensive Industrie, sondern auch den privaten Konsum und die davon abhängigen Dienstleister, heißt es außerdem.
Strompreise und Gaspreise sorgen für Kostenexplosion

Hauptreiber der Inflation sind die extrem hohen Preise für Gas, Strom und fossile Energieträger. Die Energiepreise waren im August 2022 im Durchschnitt 139,0 Prozent höher als im Vorjahresmonat. Allein gegenüber Juli 2022 stiegen die Energiepreise um 20,4 %.
Großen Einfluss auf die Veränderungsrate bei Energie hatten die Preissteigerungen für elektrischen Strom mit einem Plus von 174,9 %!! Strom kostete für die Weiterverteiler 278,3 % mehr als ein Jahr zuvor, für Sondervertragskunden 195,6 %, sagen die Statistiker. Für gewerbliche Anlagen, die häufig tarifgebundene Verträge abschließen, waren die Preise 12,9 % höher als ein Jahr zuvor. Im Vormonatsvergleich stiegen die Preise für elektrischen Strom über alle Abnehmergruppen betrachtet im August um 26,4 %.
Erdgas in der Verteilung kostete mehr als dreimal so viel wie im August 2021 – das Plus lag bei 209,4 %. Kraftwerke zahlten für Erdgas 269,1 % mehr als ein Jahr zuvor, sagen die Statistiker. Für Industrieabnehmer war Erdgas 264,9 % teurer und für Wiederverkäufer 236,8 %.
Für die Abnehmer kleinerer Mengen erhöhten sich die Gas-Preise etwas weniger stark. Bei Handel und Gewerbe lag der Aufschlag bei 90,9 %, Haushalte mussten 83,8 % mehr zahlen. Gegenüber dem Vormonat Juli 2022 wurde Erdgas über alle Abnehmergruppen hinweg 24,6 % teurer.
Auch Mineralölerzeugnisse waren 37,0 % teurer als im August 2021, gegenüber Juli 2022 sanken die Preise jedoch um 3,2 %. Leichtes Heizöl war mehr als doppelt so teuer wie ein Jahr zuvor, Kraftstoffe kosteten 27,3 % mehr.
Starker Preisanstieg bei Dünger, Ammoniak, Futter und Holz-Pellets
Hohe Preissteigerungen melden die Statistiker auch bei Vorleistungsgütern, vor allem bei Metallen sowie chemischen Grundstoffen. Vorleistungsgüter waren im August 2022 um 17,5 % teurer als ein Jahr zuvor. Hauptverantwortlich waren die Preissteigerungen für Metalle mit einem Plus von 19,9 %.
Chemische Grundstoffe, Düngemittel und Stickstoffverbindungen verteuerten sich gegenüber dem Vorjahr um 32,9 %. Besonders hoch waren die Preisanstiege gegenüber bei Düngemitteln und Stickstoffverbindungen mit 108,8 %. Das für die Düngemittelherstellung wichtige Vorprodukt Ammoniak kostete 175,9 % mehr als im August 2021.
Die Preise für Pellets und Briketts aus Sägenebenprodukten verdoppelten sich binnen Jahresfrist, Holz in Form von Plättchen oder Schnitzeln war sogar um 133,3 % teurer als ein Jahr zuvor.
Futtermittel für Nutztiere verteuerten sich um 37,6 %. Getreidemehl war 46,4 % teurer.
Niedriger als im Vorjahresmonat waren die Preise für Holz insgesamt (-13,0 % gegenüber dem bisherigen Höchststand im August 2021).
Fleisch und Milch deutlich teurer
Bei Verbrauchsgütern verteuerten sich vor allem Fleisch und Fleischerzeugnisse sowie Milch und Milcherzeugnisse. Die Preise für Verbrauchsgüter waren im August 2022 um 16,9 % höher als im August 2021 und stiegen gegenüber Juli 2022 um 0,8 %.
Nahrungsmittel waren 22,3 % teurer als im Vorjahr. Besonders stark stiegen die Preise für Butter mit 74,6 % und unbehandelte pflanzliche Öle mit 51,4 %.
Flüssige Milch kostete 35,3 % mehr als im August 2021, Kaffee war 32,5 % teurer als vor einem Jahr. Fleisch ohne Geflügel kostete 27,5 % mehr als ein Jahr zuvor.
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