
Die Abgabepreise der Industrie sind die Einkaufspreise für Bauern und Landhändler sowie für den Groß- und Einzelhandel. Sie gelten deshalb auch als Frühindikator für die Inflation und die Betriebsmittelpreise. In der Statistik werden die Preise ab Fabriktor geführt – noch bevor die Produkte weiterverarbeitet werden oder in den Handel kommen.
Vor allem Energie, Treibstoff und Strom verteuern sich weiter dramatisch. Auch für Dünger, Futtermittel und andere wichtige Betriebsmittel steigen die Preise weiter steil an. Deutlich verteuert haben sich auch landwirtschaftliche Maschinen. Die industriellen Abgabepreise für Lebensmittel steigen weiterhin doppelt so stark wie die Preise im Lebensmittel-Einzelhandel. Das zeigt, was auf die Verbraucher noch an Preissteigerungen zukommt.
"Der Anstieg der Erzeugerpreise bleibt extrem", sagte LBBW-Ökonom Jens-Oliver Niklasch gegenüber der Tagesschau. Und das, obwohl sie mit 2,3 Prozent langsamer zulegten als im August mit 7,9 Prozent. Neben Energie kosteten auch Ge- und Verbrauchsgüter deutlich mehr. "Davon wird bei den privaten Haushalten in den kommenden Monaten ein erheblicher Teil erst noch ankommen", sagte Niklasch. "Die Inflation ist hoch im Jahre 2022, und sie wird auch 2023 hoch bleiben."
Das sieht auch die Bundesbank so. Die Inflation wird in Deutschland nach Einschätzung von Bundesbank-Präsident Joachim Nagel im kommenden Jahr hoch bleiben. Dieses Jahr werde die Teuerungsrate bei über acht Prozent liegen und 2023 wahrscheinlich "eine Sieben vor dem Komma stehen", sagte Nagel.
Bislang hatte die Bundesbank für 2023 mit einer Inflationsrate von über sechs Prozent gerechnet. Die Bundesbank warnt in ihrem letzten Monatsbericht bereits vor einer Rezession in Deutschland. Die Anzeichen dafür "mehren sich", heißt es.
Kosten für Erdgas und Strom gehen durch die Decke

Hauptreiber für den explosionsartigen Anstieg der gewerblichen Erzeugerpreise ist weiterhin die Preisentwicklung bei Energie. Die Energiepreise waren im September 2022 im Durchschnitt 132,2 % höher als im Vorjahresmonat. Den höchsten Einfluss auf den Anstieg der Energiepreise hatten die Preissteigerungen für Erdgas mit einem Plus von 192,4 % und für elektrischen Strom mit einem Plus von 158,3 %. Strom kostete zudem für die „Weiterverteiler“ 259,8 % mehr als ein Jahr zuvor, sagen die Statistiker.
Und sogenannte Sondervertragskunden mussten 148,9 % mehr zahlen. Für gewerbliche Anlagen, für die häufig tarifgebundene Verträge gelten, waren die Preise 17,4 % höher als ein Jahr zuvor. Im Vormonatsvergleich stiegen die Preise für elektrischen Strom, über alle Abnehmergruppen betrachtet, im September 2022 um 3,5 %.
Erdgas kostete fast drei Mal so viel wie im September 2021 (+192,4 %). Industrieabnehmer zahlten für Erdgas 264,8 % mehr als ein Jahr zuvor. Für Kraftwerke war Erdgas 233,1 % und für Wiederverkäufer steigen die Preise um 199,9 %. Für die Abnehmer kleinerer Mengen erhöhten sich die Erdgaspreise etwas weniger stark, waren aber jeweils etwa doppelt so hoch wie im Vorjahr (Handel und Gewerbe +111,0 %, Haushalte +95,1 %). Gegenüber dem Vormonat August 2022 wurde Erdgas über alle Abnehmergruppen hinweg 6,6 % teurer.
Starker Preisanstieg bei Dünger – Nahrungsmittel 24 % teurer
Mineralölerzeugnisse waren ebenfalls 42,9 % teurer als im Jahr zuvor, gegenüber August 2022 stiegen die Preise um 5,9 %. Leichtes Heizöl kostete 84,4 % mehr als ein Jahr zuvor, Kraftstoffe 38,6 % mehr. Ohne Berücksichtigung von Energie waren die Erzeugerpreise 14,0 % höher als im September 2021 (+0,4 % gegenüber August 2022).
Sogenannte Vorleistungsgüter waren im September 2022 um 16,8 % teurer als ein Jahr zuvor. Chemische Grundstoffe, Düngemittel und Stickstoffverbindungen verteuerten sich gegenüber dem Vorjahr um 33,5 %. Besonders hoch waren die Preisanstiege bei Düngemitteln mit +113,5 %. Das für die Düngemittelherstellung wichtige Vorprodukt Ammoniak war mehr als drei Mal so teuer wie im September 2021 (+208,7 %).
Die Preise für Pellets und Briketts aus Sägenebenprodukten stiegen binnen Jahresfrist um 144,3 %, Holz in Form von Plättchen oder Schnitzeln fast gleich stark um 144,5 %. Niedriger als im Vorjahresmonat waren bei den Vorleistungsgütern die Preise für Holz insgesamt (-14,3 %) und metallische Sekundärrohstoffe (-9,0 %).
Nahrungsmittel waren 24,2 % teurer als im Vorjahr. Besonders stark stiegen die Preise für Butter (+72,2 % gegenüber September 2021), Schweinefleisch (+46,3 %), Käse und Quark (+39,7 %) sowie Milch (+37,5 %). Die Preise für unbehandelte pflanzliche Öle waren 35,7 % höher als im September 2021, sie waren im Vormonatsvergleich zum vierten Mal in Folge gesunken.
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