
Knapp zwei Millionen Tonnen trockener Klärschlamm: diese Mengen des Abfallprodukts werden in Deutschland allein aus kommunalen Kläranlagen jährlich entsorgt. Denn obwohl er viel lebensnotwendiges Phosphat enthält, ist er als Dünger unbrauchbar und hygienisch bedenklich. Gleichzeitig ist die Landwirtschaft dringend auf neue Phosphorquellen angewiesen:
Die großen Phosphat-Minen sind zunehmend erschöpft oder belastet. Mit einer neuen Methode hat es die Agrartechnologin Prof. Dr. Andrea Kruse der Universität Hohenheim hat es mithilfe von Hitze, Druck und Säure geschafft den Kläranlagen-Abfall nutzbar machen: günstig und schadstofffrei.
Vom Labor direkt aufs Feld
Der Klärschlamm wird in einen backsteingroßen Stahlzylinder gefüllt. Der sogenannte Autoklav wird fest verschlossen und dann auf über 200 Grad erhitzt. Nach 120 Minuten ist aus dem Schlamm eine Biokohle geworden. Immer noch unbrauchbar als Dünger, versetzt die Agrartechnologin die kleinen braunen Kohlebrocken mit Säure, kocht das Ganze und trennt die Kohle ab.
Anschließend gibt sie ein Magnesiumsalz hinzu und trennt das Wasser ab. Die Agrartechnologin schüttet ein weißes, leicht körniges Pulver aus dem Kolben: Magnesiumammoniumphosphat, auch Struvit genannt. Dieses Struvit könnte jetzt sofort als Dünger auf das Feld geschüttet werden. Später soll auch eine Produktion in großen Mengen möglich sein, erklärt sie weiter.
Schwermetalle kommen nicht auf das Feld
Der große Vorteil des Verfahrens: Es trennt das wertvolle Phosphat von den giftigen Schwermetallen. Über 80 Prozent des Phosphats aus dem Klärschlamm bleiben erhalten. Die Schwermetalle bleiben jedoch in der Kohle zurück und kommen so nicht auf das Feld.
Bisher sei Klärschlamm einfach verbrannt worden. Beim Verbrennen von Klärschlamm habe man das Phosphat in Ascheform vorliegen, meint die Agrartechnologin weiter. Das Problem dabei: Pflanzen können die Asche nicht aufnehmen. Erst, wenn man sie aufwendig aufarbeitet, viel Säure hinzugibt, kann das gewonnene Phosphat als Dünger verwendet werden. "Das ist sehr viel Aufwand und sehr teuer."
Hier ist Ihre Meinung gefragt
Werden Sie Teil unserer Community und diskutieren Sie mit! Dazu benötigen Sie ein myDLV-Nutzerkonto.