
Diese enormen Kostensteigerungen dürften erheblich Einfluss auf alle Entscheidungen zur Produktion und auch zu den Investitionen in der Landwirtschaft haben. Zwar sind auch die Erlöse für die meisten landwirtschaftliche Produkte gestiegen, hier profitieren die unterschiedlichen Produktionszweige jedoch in ganz unterschiedlichem Umfang.
Das gilt allerdings auch für die Kostenarten bzw. für die Preisentwicklung bei den verschiedenen Betriebsmitteln. Ackerbauern, Milchviehhalter, Schweinemäster oder auch Betreiber von Gewächshäusern müssen ganz unterschiedliche betriebswirtschaftliche Anforderungen bei der Aufrechterhaltung ihrer Produktion bewältigen.
Die letzten verfügbaren Daten des Statistischen Bundesamtes (Destatis) stammen von Juli. Und alle wissen, dass die Getreidepreise seitdem gefallen sind, während die Kosten für Gas und Strom in den Himmel geschossen sind.
Das heißt: Die Kostenexplosion für die hier genannten Betriebsmittel dürfte noch lange nicht der Höhepunkt einer dramatischen Entwicklung für die deutschen Landwirte sein. Trotzdem lagen die Kosten für alle Betriebsmittel bereits im Juli 26,4 Prozent höher als im vorigen Jahr zum gleichen Zeitpunkt.
Kostenlawine: Dünger, Treibstoff, Energie ...

Einige Kostenarten und Betriebsmittel benötigen alle Landwirte – wie etwa Energie und Schmierstoffe, Treibstoff, Heizstoffe und Strom. Hier lagen die Preisaufschläge im Vergleich zum keineswegs günstigen Vorjahr zwischen rund 20 Prozent und 70 Prozent. Am geringsten war zu diesem Zeitpunkt der Anstieg bei Strom mit knapp 20 Prozent – hier stand der größte Preissprung (ebenso wie bei Gas und Heizstoffen) noch bevor.
Den mit Abstand stärksten Kostensprung mussten Ackerbauern verkraften: Die Ausgaben für Düngemittel haben sich nach den Angaben von Destatis einfach mal verdoppelt. Und die schlechte Nachricht: Auch hier sind die Preise nach einem Rückgang im Sommer zuletzt wieder deutlich gestiegen.
Ebenfalls deutlich teurer geworden sind Pflanzschutzmittel – vor allem Herbizide. Sie kosten im Schnitt knapp 20 % mehr. Auch für Saatgut mussten die Landwirte gut 30 % mehr auf den Tisch blättern.
Schaut man einmal auf die Erlöse im Ackerbau, so lagen diese zu diesem Zeitpunkt (im Juli – also etwa zur Ernte) bei Getreide im Schnitt reichlich 50 % höher als im vorigen Jahr. Bei Weizen waren die Erlöse 56 % höher, bei Gerste betrug das Plus 48 % bei Braugerste sogar 72 % und bei Raps erlösten die Landwirte zu diesem Termin 25 % mehr.
Tierhalter: enorm hohe Futterkosten
Mit einem dramatischen Kostenanstieg sehen sich aber auch die Tierhalter konfrontiert. Einzelfuttermittel waren im Juli knapp 40 % teurer als im Jahr zuvor. Futtergetreide kostete rund 50 % mehr und Ölschrote waren rund 30 % teurer. Wer Mischfutter zukaufen musste, zahlte ebenfalls einen Aufschlag von knapp 40 %.
Nicht verteuert haben sich nach den Daten von Destatis die Veterinärleistungen. Das wäre mal eine gute Nachricht, könnte sich aber in den nächsten Wochen ebenfalls ändern.
Was die Erlöse der Tierhalter betrifft, so lagen die Milchpreise im Juli bereits rund 50 % höher als vor einem Jahr und sind in den folgenden Monaten weiter gestiegen. Für Mastschweine waren die Erzeugerpreise knapp 28 % höher als im Jahr zuvor und die Erlöse für Schlachtrinder weisen ein Plus von 27 % aus.
Auch für Hühnereier gab es 30 % mehr als vor 12 Monaten. Grob gesagt war die Teuerung in der Tierhaltung danach im Schnitt höher als der Erlöszuwachs – außer bei Milch.
Zugmaschinen 13 % teurer, Stallbau kostet 20 % mehr
Was wiederum alle Landwirte betrifft, sind die höheren Kosten für Maschinen und landwirtschaftliche Bauten. Für Maschinen und Geräte mussten die deutschen Landwirte im Juli 2022 rund 15 % mehr zahlen als im Juli 2021. Erntemaschinen waren 12 % teurer und Zugmaschinen kosteten 13 % mehr.
Auch hier dürfte das noch nicht das Ende der Entwicklung sein, wenn man einmal auf die massiven Lieferketten- und Material-Beschaffungsprobleme der Fahrzeugbranche schaut.
Besonders dramatisch ist auch die Entwicklung bei landwirtschaftlichen Bauten – also bei Investitionen in neue, tierwohlgerechtere Ställe. Hier sind die Kosten innerhalb eines Jahres (nach den Daten von Destatis) um fast 20 % nach oben geschossen.
Und: Auch hier sorgen weiter steigende Bauzinsen wahrscheinlich für einen weiteren Kostenanstieg in den darauffolgenden Monaten. Das macht die Investitionen in neue Ställe und Gebäude eigentlich unmöglich.
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