
Immer mehr Landwirte in den USA machen sich große Sorgen wegen des starken Anstiegs der Betriebsmittelkosten. Das zeigt eine aktuelle Umfrage der Purdue University und der Terminbörse CME.
Mehr als die Hälfte der amerikanischen Landwirte erwartet, dass die Preise für Betriebsmittel wie Dünger sowie Kraftstoff im kommenden Jahr nochmals um mehr als 12 % steigen werden. Das ist ein deutliches Zeichen für Inflationsängste der Landwirte und der gesamten Wirtschaft, heißt es in der Umfrage.
Die letzte von den US-Behörden veröffentlichte Inflationsrate lag im November immerhin bei 6,2 % an. Ds war schlimmste Teuerung seit drei Jahrzehnten. „Die Besorgnis über steigende Produktionskosten trägt zu einer deutlichen Verschlechterung der Stimmung der Landwirte bei“, heißt es in der Auswertung.
Das monatliche Ag-Wirtschaftsbarometer, ein Maß für das Vertrauen der Landwirte, fiel im November um fünf Punkte auf den niedrigsten Wert seit Mai 2020. Noch im Spätsommer rechneten viele Landwirte mit deutlich geringen Preissteigerungen von weniger als 4 %, verglichen mit dem jetzt erwarteten Anstieg der Inputpreise um mehr als 12 %.
„Im September begannen sich die Inflationserwartungen deutlich zu verschieben“, schreiben die Ökonomen James Mintert und Michael Langemeier, die das Barometer betreuen. Im September und Oktober erwartete jeder dritte von der Purdue University befragte Landwirt einen Kostenanstieg bei den Inputs um mehr als 12 %.
Zweistelliger Kostenanstieg im nächsten Jahr

In der November-Umfrage wurde die Frage modifiziert, um es den Landwirten zu ermöglichen, noch höhere Inflationsraten als bei früheren Umfragen auszuwählen. In Beantwortung der Frage gaben 43 % der Befragten an, dass sie erwarten, dass die Preise für landwirtschaftliche Betriebsmittel im kommenden Jahr um mehr als 16 % steigen werden“, schreiben die Ökonomen.
„Obwohl ein Großteil der Aufmerksamkeit der steigenden Inputkosten auf den diesjährigen dramatischen Anstieg der Düngemittelpreise gerichtet ist, sind praktisch alle anderen Inputkosten, von Landmaschinen über Saatgut, Pflanzenschutz bis hin zu Kraftstoffen, ebenfalls deutlich teurer.“
Noch im Juni gaben 44 % der Befragten an, dass sie einen Anstieg der Input-Preise von 0 bis höchstens 4 % erwarten, eine Steigerungsrate, die mit der Geschichte des letzten Jahrzehnts übereinstimmt. Die Inflationserwartungen begannen sich dann ab September sprunghaft zu verschieben, wobei ein Drittel (32 %) der Produzenten eine Inflation der Inputpreise von weniger als 4 % erwartete, gefolgt von einer deutlichen Veränderung im November, als nur 8 % der Befragten angaben, dass sie mit einer Inflation der Inputpreise unterhalb von 4% rechnen.
Gleichzeitig stieg der Prozentsatz der Landwirte, die eine Inflation der Input-Preise von über 12 % erwarten, von 18 % im Juni auf 33 % im Oktober, bevor er im November auf 55 % anstieg.
Maschinenkauf wegen Lieferproblemen nicht möglich

Vor dem Hintergrund der explosionsartig steigenden Kosten sank auch der ebenfalls gemessen Farm Capital Investment Index um 7 Punkte auf 39, den niedrigsten Wert des Index seit April 2020. Dieser Indes spiegelt das erwartete Investitionsverhalten der US-Landwirte wieder.
Die deutliche Schwäche des Investmentindex ist nach Einschätzung von Mintert und Langemeier auf Probleme in der Lieferkette zurückzuführen, zusammen mit Sorgen über die ungewöhnlich schnell steigenden Inputkosten. So gaben 44 % der Landwirte in der aktuellen Umfrage an, dass ihre Pläne für den Kauf von Landmaschinen durch die sehr niedrigen Bestände an Landmaschinen beeinträchtigt wurden.
Auf die Frage, was ihre größten Bedenken hinsichtlich ihres landwirtschaftlichen Betriebs im kommenden Jahr sind, gaben fast die Hälfte (47 %) der Farmer jedoch die höheren Inputkosten als ihrer größten Sorge an.
Obwohl Lieferkettenprobleme weiterhin Auswirkungen auf den Landhandel und auch auf die Bauindustrie haben, gab es bei den Farmern eine leichte Zunahme in Bezug auf ihre Pläne für den Bau neuer landwirtschaftlicher Gebäude und Getreidesilos, wobei in diesem Monat weniger Landwirte angaben, ihre Baupläne im Vergleich zum Vorjahr zu reduzieren.
Hohe Getreidepreise und gute Ernten sorgen für hohe Erlöse
Ein weiterer wichtiger Indikator ist der Farm Financial Performance Index. Dieser spiegelt die Erlösseite der landwirtschaftlichen Finanzen wider.
Der Index stieg im November um 2 Punkte auf 106. Im Gegensatz zu den allgemeineren Stimmungslage lag der Agrarfinanzindex in diesem Monat immerhin um 10 % über dem Wert von Juni 2021. In den letzten vier Monaten kletterte der Index von einem Tiefststand von 104 bis zu einem Höchststand von 110.
Eine spürbare Verbesserung gegenüber den diesjährigen niedrigsten Werten von 96 bzw. 99 im Juni bzw. Juli. Die jüngsten Verbesserungen des Agrarfinanzindex im Vergleich zum späten Frühjahr waren vor allem auf starke Ernteerträge bei im Herbst und hohe Preise für Mais und Soja sowie auf die sehr hohen Weizenpreise zurückzuführen, die dazu beitrugen, die Erwartungen an Ernteerlöse deutlich über das Jahr zuvor anzuheben.
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