Modernisierungs- und Wachstumsinvestitionen und derzeit niedrige Erzeugerpreise führen viele Betriebe momentan in Liquiditätsengpässe. Kann die Bank aufgrund einer schlechten Bonität keine weitere Hilfe anbieten, können alternative Finanzierungsinstrumente einen Ausweg aus der Kapitalnot darstellen. Der agrarmanager hat in seiner aktuellen Ausgabe September 2016 erklärt, welche Möglichkeiten es gibt.
1. Leasing
- Grundprinzip: Ein Leasinganbieter überlässt einen Leasingpartner ein gewünschtes Leasingobjekt und verlangt dafür eine Leasingrate. Mithilfe des Leasings müssen Investitionen somit nicht direkt beim Kauf vollständig finanziert sein.
- Die Bandbreite an mobilen und immobilen Objekten, die sich über Leasinggeschäfte beschaffen lassen, ist groß und wird von verschiedenen Anbietern, die sich in ihren Angebotsportfolien, Konditionen und Rückzahlungsmodalitäten unterscheiden, realisiert.
- Oft kann im Vergleich zum Darlehen, das zwar die kostengünstigere Variante ist, das Leasing die kostenattraktivere Variante sein.
- Das Leasing beinhaltet weitere Vorteile: Leasingraten sind in vollen Umfang von der Steuer absetzbar und führen daher zu Steuererleichterungen.
- Außerdem wird das Leasingobjekt nicht bilanziert, so dass die Anschaffung in der Folge bilanzneutral ist.
- Trotz der neuen Kapitalbeschaffung werden weiter Bilanzkennzahlen , wie beispielsweise der Verschuldungsgrad, nicht negativ beeinträchtigt.
- Vor Abschluss eines Leasingvertrags sollte die unterschiedlich lange Grundmietzeit beachtet werden. Innerhalb dieser kann der Leasingvertrag nicht gekündigt werden. Die anfallenden Leasingraten sind somit Fixkosten.
- Ein weiterer Vorteil sind die teilweise sehr flexiblen Angebote über Rückzahlungsmodalitäten.
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2. Sale & Lease Back
- Diese spezielle Konstellation des Leasings ist unter anderem für Betriebe interessant, die aufgrund ausgeschöpfter Kreditlinien oder aktuell schlechter Bonität keine weiteren Kredite gewährt bekommen. Es müssen jedoch Liquiditätsengpässe überbrückt bzw. wichtige, kurzfristige Investitionen getätigt werden.
- Hier besteht die Möglichkeit, einzelne oder mehrere Positionen des Anlagevermögens an einen Leasinganbieter zunächst zu verkaufen und im Anschluss, gegen Entrichtung einer vorab vereinbarten Gebühr, direkt von diesem wieder zurückzuleasen.
- Es müssen keine weiteren Sicherheiten gestellt werden, weshalb sich diese Finanzierungsart auch für Betriebe mit schwächerer Bonität eignet.
- Werden beim Verkauf zusätzlich stille Reserven des Betriebs gehoben, verbessert sich außerdem die Eigenkapitalquote des Unternehmens, was zu verbesserten Kreditratings führen kann.
- Je nach Anbieter kann Sale & Lease Back auf fast alle Positionen des Anlagevermögens angewendet werden, solange diese frei von Rechten Dritter sind.
3. Factoring
- Beim Forderungsverkauf (Factoring) werden Forderungen eines Betriebes an eine externe Factoring-Gesellschaft verkauft. Im Gegenzug zahlt die Factoring-Gesellschaft einen Großteil der Forderungssumme (bis zu 90%) aus. Das gebundene Kapital aus den Forderungen wirkt sich somit positiv auf die Liquidität aus.
- Durch die sichere, schnelle Zahlung der Forderungen werden die Mittelflüsse planbarer, wodurch Liquiditätsengpässe durch unregelmäßige Zahlungen vermieden werden können.
- Auch hier sind keine weiteren Sicherheiten nötig, da sich die Factoring-Gesellschaft hauptsächlich über die verkauften Forderungen absichert. Diese Methode eigenet sich deshalb ebenfalls gut für Betriebe mit schwächerer Bonität.
- Vor dem Abschluss des Vertrags wird der Kundenstamm auf Fluktuation und Bonität geprüft.
- Je nach Gestaltung des Rahmenvertrags übernimmt die Factoring-Gesellschaft nach Vertragsabschluss sowohl das Debitorenmanagement und Mahnwesen als auch das Inkasso.
- Ein weiterer wichtiger Aspekt, der in der Regel übernommen wird, ist der generelle Schutz vor Forderungsausfällen.
- Die anfallenden Kosten für das Factoring setzen sich hauptsächlich aus der Factoringgebühr und einem Zins für das zur Verfügung gestellte Kapital zusammen.
- Ob Factoring eine Alternative für einen Betrieb ist, ist stark von einer betriebsindividuellen Kosten-Nutzen-Gegenüberstellung abhängig.
- Grundsätzlich kommt Factoring nicht für Betriebe in Frage, die nur einen oder wenige Kunden haben, die zudem pünktlich ihre Rechnungen begleichen.
4. Finetrading
- Bei der Einkaufsfinanzierung (Finetrading) wird dem Kunden ein verlängertes Zahlungsziel gewährt, damit gewünschte Anschaffungen getätigt werden können, ohne zum Zeitpunkt des Kaufs die Liquidität zu belasten.
- Vor der Abwicklung des Kaufs werden wie beim klassischen Handelsgeschäft die Kaufkonditionen verhandelt und die gewünschten Güter bestellt.
- Die Rechnung erhält der Finetrader, der diese begleicht und dem Betrieb ein verlängertes Zahlungsziel von bis zu 120 Tagen gewährt.
- Durch das verlängerte Zahlungsziel bleibt auch in kapitalintensiven Saisonspitzen bzw. Zeiten geringer Liquidität die Manövrierfähigkeit im Betrieb erhalten.
- Die Kosten für die Einkaufsfinanzierung setzen sich zusammen aus der Stundungsgebühr und einer zusätzlichen Finetradinggebühr für den Verwaltungsaufwand.
- Kann der Finetrader durch die schnelle Begleichung der Rechnung Skonto ziehen, führt dies unmittelbar zur Reduktion der Finetradingkosten.
- Bei dieser Finanzierungsmethode wird eine gute Bonität gefordert.
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