Die aktuelle wirtschaftliche Situation der Milchviehhalter ist vergleichbar mit den Zuständen in der Milchpreiskrise von 2015 bis 2017. So lautet die Schlussfolgerung von LsV-Sprecher Dirk Andresen.
Beinahe acht Prozent der 1738 Teilnehmer gaben an, ihren Milchviehbetrieb in den nächsten zwölf Monaten einstellen zu müssen. „Das Ergebnis bestätigt unsere schlimmsten Befürchtungen“, so Andresen.
Verantwortlich für die Entwicklung auf dem Milchmarkt ist laut LsV die Corona-Krise, mit der die Milchpreise um bis zu 34 Prozent zurückgingen. Die Corona-Krise war auch Anlass der von LsV im Oktober durchgeführten Umfrage.
Milchpreiserhöhung gefordert
Nach LsV-Angaben geht aus der Umfrage hervor, dass mehr als die Hälfte der Milchviehbetriebe nicht in der Lage ist, Rechnungen pünktlich zu begleichen: Knapp 38 Prozent der Umfrageteilnehmer könnten ihre Rechnungen nicht pünktlich zahlen und müssten für Ersatzinvestitionen Kredite aufnehmen. Etwa 18 Prozent der Milchviehhalter gaben an, Liquiditätshilfen oder Darlehen in Anspruch nehmen zu müssen, um ihre Zahlungsfähigkeit aufrecht zu erhalten.
Für knapp 30 Prozent seien Rechnung pünktlich zahlbar, Ersatzinvestitionen müssten jedoch verschoben werden. Eine ausgezeichnete Liquidität mit einem problemlosen Zahlen von Ersatzinvestitionen gaben weniger als sieben Prozent der Befragten für ihren Betrieb an. „Dies sollte jedoch der Normalzustand für die meisten Unternehmer sein“, stellt Jann-Harro Petersen, Sprecher der Milchgruppe von LsV Deutschland, fest.
Damit gibt es laut Umfrage mehr Betriebe, die in den nächsten zwölf Monaten aufgeben werden, als Betriebe mit ausgezeichneter Liquidität.
LsV-Mitglied Martin Schmidt berichtete der agrarheute-Redaktion, dass sich die LsV-Initiative für eine Erhöhung des Milchpreises um 10 Cent einsetze. Eine Preiserhöhung sei das beste Instrument, um die Liquidität der Milchviehhalter auf ein stabiles Niveau zu bringen.
Schnelles Handeln gefragt
Andresen und Petersen fordern eine schnelle politische Auseinandersetzung mit der Lage der Milchviehhalter. Dass dies noch nicht erfolgt sei, stößt bei den LsV-Mitgliedern auf völliges Unverständnis. Schon lange sei die Stimmung der deutschen Landwirte erwiesenermaßen schlecht.
„Es muss jetzt gehandelt werden, da sonst ein Strukturbruch ungekannten Ausmaßes bevorsteht. Wir hoffen, dass sich die Entscheider in Politik und Milchbranche endlich ihrer Verantwortung bewusst werden und den Worten auch Taten folgen lassen“, appellieren Andresen und Petersen.
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