
Die Pachtpreise für landwirtschaftliche Flächen steigen weiter steil an. Auch 2021 verteuerte sich Pachtland und kostet so viel wie nie zuvor. Das heißt auch: Für die Bauern steigen auch die Kosten für das wichtigste und knappste Produktionsmittel. Im Bundesmittel kletterten die Pachtpreise um knapp 10 Euro auf 372 Euro je Hektar Pachtfläche (Acker- und Grünland).
Datenbasis ist das Testbetriebsnetzes des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMEL), dass auch für alle anderen ökonomischen Parameter frische Zahlen von den Höfen liefert. Dazu ermöglicht vor allem ein Vergleich der wichtigsten betriebswirtschaftlichen Indikatoren und Erfolgsparameter mit den jeweiligen regionalen Pachtpreisen. Dabei ging der Preisauftrieb am Pachtmarkt auch während der Corona-Krise weiter, und hat sich zuletzt sogar noch einmal beschleunigt.
Allein in den letzten 10 Jahren verteuerte sich Pachtland in Deutschland um 45 Prozent. Gleichzeitig sind die regionalen Preisunterschiede sehr groß und sie werden sogar noch größer. Denn in einigen Ländern – wie Bayern und Niedersachsen - gingen die Pachtpreise auch 2021 (trotz Krise am Schweinemarkt) weiter steil nach oben – anderswo wurde die Pacht sogar etwas billiger.
Auch das ist offenbar ein typisches Merkmal des deutschen Bodenmarktes: In keinem anderen europäischen Land sind die regionalen Preisunterschiede so groß wie in Deutschland. Das zeigt jedenfalls eine Auswertung der europäischen Pacht- und Bodenpreise durch die Europäische Kommission.
Und es gibt noch eine Entwicklung, die auffällt: Der Anteil der gepachteten Flächen an dem insgesamt bewirtschafteten Land, hat sich weiter erhöht. Das war zumindest in den 15 Jahren vor 2015 noch komplett anders. Damals nahm der Eigentumsanteil stetig zu. Ganz offensichtlich wachsen die Betriebe mittlerweile vor allem über die Zupacht von Flächen, denn eines wird auch klar: Die Betriebsgrößen haben ebenfalls weiter zugenommen.
Regionale Preisunterschiede nehmen weiter zu

Aber noch einmal zur regionalen Entwicklung der Pachtpreise in den letzten 10 Jahren. Schon im Bundesmittel ist der Preisanstieg mit 45 Prozent gewaltig. Doch in einigen Bundesländern hat sich Pachtland noch sehr viel stärker verteuert. Dazu gehören an erster Stelle Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen, mit einem Preisanstieg von jeweils 64 Prozent. Zu Bedenken ist dabei jedoch, dass die absoluten Pachtpreise in Ostdeutschland vor 10 Jahren noch weitaus niedriger waren als im Westen. Diesen Rückstand haben zumindest Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt – so ziemlich aufgeholt.
In den alten Ländern sind die Pachten in den großen Agrarländern Bayern und Niedersachsen in den letzten 10 Jahren am stärksten gestiegen – mit jeweils deutlich über 50 Prozent. Dicht dahinter folgen dann Nordrhein-Westfalen und mit einigem Abstand Schleswig-Holstein. Das sind auch die vier Länder, mit den höchsten Pachtpreisen überhaupt – nämlich 535 bzw. 532 Euro je Hektar in den Veredlungshochburgen Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen und 442 Euro in Schleswig-Holstein sowie 372 Euro je Hektar in Bayern.
Am anderen Ende der Pachtpreisskala bewegen sich solche Länder wie das Saarland mit nur 85 Euro und Hessen mit 188 Euro je Hektar. Gleichzeitig kostet die Pacht in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz mit 261 Euro und 265 Euro je Hektar mittlerweile weniger in den beiden teuersten ostdeutschen Ländern.
Auch 2021 sind die Preise in Niedersachsen, Bayern und Nordrhein-Westfalen – sowie in Sachsen - überdurchschnittlich stark gestiegen - zwischen 18 und 24 Euro - , während die Pachten in Schleswig-Holstein stabil blieben und in Baden-Württemberg sogar zurückgingen, sagen jednefalls die Daten des Testbetriebsnetzes.
Pachtpreise, Tierbesatz, knapper Boden und Pachtflächenanteil

Schaut man auf die Betriebswirtschaftlichen Kennzahlen und Parameter wird eines schnell klar: Die höchsten Pachtpreise werden derzeit in den Ländern gezahlt, in denen der Tierbesatz je Flächeneinheit am höchsten ist. Das gilt für Niedersachsen ebenso wie für NRW, mit deutlichem Abstand folgen dann Bayern und Schleswig-Holstein. Mit 205 und 240 VE je 100 Hektar werden in Niedersachsen und in Nordrhein-Westfalen zwischen 50 % und 85 % mehr Tiere je Flächeneinheit gehalten, als etwa in Schleswig-Holstein mit 130 und in Bayern mit 133 VE je 100 Hektar – und 8mal so viel wie in Mecklenburg-Vorpommern mit 32 VE.
Im Osten richtet sich die Höhe der Pachtpreise ganz offensichtlich nicht so sehr nach dem Tierbesatz. Dort werden die höchsten Pachten auf den besten Ackerbaustandorten bzw. für die besten Böden gezahlt und für möglichst große Flächen. Die Betriebsgröße als solche scheint zumindest im Westen einen vergleichsweise begrenzteren Einfluss auf die Pachtpreise zu haben als im Osten – denn im Schnitt sind die Höfe des Testbetriebsnetzes in Bayern nicht viel größer als in Rheinland-Pfalz oder in Baden-Württemberg oder Nordrhein-Westfalen mit jeweils gut 70 Hektar. Gleichzeitig sind die Betriebe in Niedersachsen mit 107 Hektar sogar kleiner als in Schleswig-Holstein mit 126 Hektar.
Der Anteil der Pachtfläche an der Betriebsfläche unterscheidet sich regional hingegen deutlich. Er schwankt zwischen 57 Prozent in Niedersachen, 59 Prozent in Schleswig-Holstein sowie 74 Prozent in Hessen bzw. 73 Prozent im Saarland. Dabei gehören diejenigen Bundesländer mit den geringsten Pachtflächenanteil (bzw. dem höchsten Eigentumsanteil) fast durchweg zu denen mit den höchsten Pachtpreisen. Offenbar ist Pachtland dort besonders knapp.
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