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Pachtpreise in Deutschland

Pachtpreise auf Rekordstand: So teuer ist Pachtland für die Bauern

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am Donnerstag, 11.05.2023 - 13:55 (2 Kommentare)

Die Pachtpreise sind 2022 weiter gestiegen. In einigen Bundesländern hat sich die Pacht deutlich verteuert. In anderen Regionen sind die Pachten überraschend billiger geworden. Das hat möglicherweise auch mit der „Flächenentwertung“ durch die massenhafte Ausweisung roter Gebiete sowie mit dem rasanten Abbau der Tierbestände zu tun.

Pachtpreise.

Die Pachtpreise für landwirtschaftliche Flächen steigen weiter. Auch 2022 verteuerte sich Pachtland und kostet damit so viel wie nie zuvor. Das heißt auch: Für die Bauern steigen auch die Kosten für das wichtigste und knappste Produktionsmittel. Im Bundesmittel kletterten die Pachtpreise um knapp 6 Euro auf 378 Euro je Hektar Pachtfläche (Acker- und Grünland).

Datenbasis ist das Testbetriebsnetzes des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMEL), dass auch für alle anderen ökonomischen Parameter frische Zahlen von den Höfen liefert. Das ermöglicht auch einen Vergleich der wichtigsten betriebswirtschaftlichen Indikatoren und Erfolgsparameter mit den regionalen Pachtpreisen.

Dabei hat sich der Preisauftrieb am Pachtmarkt im letzten Jahr überraschend verlangsamt. Auf den ersten Blick jedenfalls. Dahinter steckt ein deutliches Auseinanderdriften der regionalen Entwicklung. Das heißt in einigen Regionen ging es mit der Pacht steil nach oben. Anderswo wurde es billiger. Fakt ist jedoch: Allein in den letzten 11 Jahren verteuerte sich Pachtland in Deutschland um knapp 50 Prozent.

Gleichzeitig sind die regionalen Preisunterschiede sehr groß und werden immer größer. Denn in einigen Ländern – wie Nordrhein-Westfalen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und sogar in Brandenburg – gingen die Pachtpreise auch 2022 steil nach oben. Anderswo wurde die Pacht sogar billiger oder blieb relativ stabil.

Das hat möglicherweise auch mit der „Flächenentwertung“ durch die massenhafte Ausweisung roter Gebiete sowie mit dem rasanten Abbau der Tierbestände zu tun. Beide Faktoren mindern den Wert und die Nutzungsmöglichkeiten der landwirtlichen Flächen und haben offensichtlich Auswirkungen auf die Pachtpreise.

Die großen Preisunterschiede sind aber auch ein typisches Merkmal des deutschen Bodenmarktes: In keinem anderen europäischen Land sind die regionalen Preisunterschiede so groß wie in Deutschland. Das zeigt jedenfalls eine Auswertung der europäischen Pacht- und Bodenpreise durch die Europäische Kommission.

Und es gibt noch eine Entwicklung, die auffällt: Der Anteil der gepachteten Flächen an dem insgesamt bewirtschafteten Land, hat sich weiter leicht erhöht. Das war zumindest in den 15 Jahren vor 2015 noch komplett anders. Damals nahm vor allem der Eigentumsanteil stetig zu. Ganz offensichtlich wachsen die Betriebe mittlerweile vor allem über die Zupacht von Flächen.

Regionale Pachtpreise driften weit auseinander

Pachtpreise.

Aber noch einmal zur regionalen Entwicklung der Pachtpreise. Im Bundesmittel war der Preisanstieg von 2021 auf 2022 mit knapp 2 Prozent relativ moderat und für viele Beobachter angesichts der hohen Inflation doch überraschend gering. Doch die regionalen Entwicklungen gingen deutlich auseinander. In einigen Bundesländern hat sich Pachtland nämlich sehr viel stärker - zwischen 6 und 8 Prozent verteuert. In anderen Regionen sind die Preise zum Teil deutlich zurückgegangen oder blieben stabil.

Die stärksten Anstiege der Pachtpreise verzeichnen 2022 Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und überraschenderweise auch Brandenburg. Dabei verteuerte sich die Pacht im klimatisch begünstigten Ackerbauland Mecklenburg-Vorpommern binnen Jahresfrist um reichlich 8 Prozent auf 306 Euro je Hektar. In Nordrhein-Westfalen stiegen die Pachtpreise im Jahresvergleich um knapp 6 Prozent auf 563 Euro je Hektar und in Niedersachsen betrug der Anstieg knapp 2 % auf 545 Euro je Hektar.

Damit bleiben die beiden nordwestdeutschen Veredlungshochburgen die mit Abstand teuersten Pachtländer. Etwas überraschend sind die Pachtpreise in Brandenburg ebenfalls um 6,5 Prozent gestiegen – auf 182 Euro je Hektar. Trotz des Anstiegs rangiert Brandenburg damit aber weiter am unteren Ende der deutschen Pachtpreisskala. Zu Bedenken ist dabei auch, dass die Pachtpreise in allen ostdeutschen Ländern vor 10 Jahren noch weitaus niedriger waren und in den letzten Jahren ein erheblicher Aufholprozess erfolgte. Den Rückstand  haben jedoch die TOP-Ackerbauländer Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt – längst aufgeholt und sind sehr teuer geworden.

Sehr hohe Pachtpreise werden weiterhin auch aus Schleswig-Holstein und Bayern gemeldet. Allerdings sind die Pachten in Schleswig-Holstein im Landesmittel sogar um 2,5 Prozent billiger geworden und kosten jetzt 431 Euro je Hektar. Das ist jedoch immer noch Platz drei im Ranking aller Bundesländer. In Bayern, dem viertteuersten Pachtland, blieben die Pachten im Landesmittel zum ersten Mal seit langem relativ stabil bei 369 Euro je Hektar.

Gleichzeitig verteuerte sich die Pacht in Baden-Württemberg um 1,5 % auf 265 Euro, während es im benachbarten Rheinland-Pfalz mit 261 Euro je Hektar um 1,5 Prozent billiger wurde. In Hessen zahlen die Bauern im Mittel 183 Euro und damit gut 1 % mehr als im vorigen Jahr. In Sachsen wurde die Pacht mit 190 Euro je Hektar hingegen um 3,5 Prozent billiger, während die Preise in Thüringen um 1,8 Prozent auf 220 Euro leicht zulegten.

Am unteren Ende der Pachtpreisskala liegt weiter das Saarland mit nur 76 Euro je Hektar. Dabei sind die Preise im Saarland binnen Jahresfrist um knapp 11 Prozent gefallen - am stärksten von allen Bundesländern.

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