
Ohne Boden ist Landwirtschaft nicht möglich. Oft gehört der Acker, auf dem sie wirtschaften, aber nicht den Bauern. Sie müssen die Flächen teuer pachten. Dabei unterscheiden sich die Pachtpreise innerhalb der EU gewaltig. Für deutsche Bauern überraschend ist: Hierzulande zahlen die Landwirte bei weitem nicht die höchsten Pachtpreise in der EU. In den Niederlanden, in Dänemark, in Italien und auch in Griechenland, müssen die Landwirte noch viel tiefer in die Tasche greifen.
Gleichzeitig gibt es große Agrarländer in Europa, wo die Pacht viel weniger kostet: Dazu gehören Frankreich, Spanien und auch Polen. Und die nächste Überraschung ist: Anders als in Deutschland, steigen die Pachtpreise nicht in allen Ländern steil an. In einigen EU-Staaten blieben die Pachten im Corona-Jahr 2020 auch stabil. Große Unterschiede gibt es zudem beim Anteil der gepachteten Flächen am insgesamt bewirtschaften Land.
Ökonomen sagen: „All diese Unterschiede haben sowohl ökonomische Ursachen – aber auch politische, rechtliche und historische Gründe.“ Und sie haben erheblichen Einfluss auf die Mobilität des Bodens und die Entwicklung der Pachtpreise. Dabei bieten die von der Europäischen Kommission regelmäßig erfassten nationalen Pachtpreise eine gute Möglichkeit, die Situation an den verschiedenen nationalen Pachtmärkten zu vergleichen.
Immerhin sind die Pachtpreise ein wichtiger Kostenfaktor der landwirtschaftlichen Produktion und auch ein Indikator für die „finanzielle Attraktivität“ der regionalen Bodenmärkte.
Die höchsten Pachtpreise: Niederlande, Dänemark und Italien

Wer gedacht hat hierzulande sind die Pachtpreise besonders hoch, den belehrt ein Blick in die EU-Statistiken eines Besseren – jedenfalls bezogen auf die Durchschnittpreise der Länder. Denn die regionalen Preise in den Ländern, können ähnlich wie in Deutschland, deutlich nach oben oder nach unten abweichen. Am teuersten war die Pacht im Jahr 2020 in den Niederlanden, in Italien und in Dänemark und auch in Griechenland. In diesen Ländern müssen die Bauern zum Teil deutlich höhere Pachtpreise zahlen als in Deutschland.
Dabei weisen diese Länder in fast jede Hinsicht unterschiedliche Strukturen und Bedingungen auf. In den Niederlanden – mit einem offiziellen durchschnittlichen Pachtpreis (Ackerland und Grünland) von zuletzt 819 Euro je Hektar, müssen die Landwirte mehr als doppelt so viel zahlen wie ihre Kollegen in Deutschland, mit durchschnittlich 329 Euro. Dabei gibt es jedoch Regionen in Deutschland, wo die Pachtpreise deutlich über 1000 Euro liegen.
Der niederländische Pachtmarkt wird allerdings streng reguliert und staatlich kontrolliert. Gleichzeitig liegt der Pachtflächenanteil in den Niederlanden nur bei etwa 25 Prozent. Betriebliches Wachstum über Zupacht ist also extrem schwierig. Das ist auch der Grund, warum es in den Niederlanden (und auch in Belgien) einen so genannten grauen Pachtmarkt gibt. Dort werden Flächen außerhalb der staatlichen Kontrollmechanismen zum Teil für 50 Prozent höhere Preise verpachtet, berichten Wissenschaftler in einer Studie.
Fast so teuer wie in den Niederlanden, ist die Pacht für die Bauern in Italien. Im Jahr 2020 waren es 837 Euro je Hektar und damit 18 Euro mehr als im Vorjahr – in einzelnen Regionen lagen die Pachtpreise auch deutlich über 1000 Euro. Dabei ist die Produktivität in Italien erheblich niedriger als in den Niederlanden oder Dänemark. Der Grund für die hohen Preise: Weniger als 30 Prozent der bewirtschafteten Fläche sind überhaupt Pachtland, der Rest ist Eigentum - also ebenfalls ein sehr kleiner Markt.
Mit Pachtpreisen von 557 Euro je Hektar im Jahr 2020 (plus 13 Euro zum Vorjahr) folgt Dänemark auf Position drei im Ranking der europäischen Pachtpreise – das sind immerhin 70 % höhere Pachten als die Bauern mit 329 Euro im Durchschnitt in Deutschland zahlen müssen. Noch mehr Pacht als in Deutschland zahlen die Bauern auch in Griechenland. Hier liegen die Preise bei 448 Euro.
Sehr niedrige Pachtpreise: Frankreich, Spanien und Osteuropa

In einigen großen Agrarländern, wie in Frankreich, Spanien oder auch in Polen, sind die Pachtpreise hingegen erheblich niedriger als in Deutschland. So mussten die Bauern in Frankreich im Jahr 2020 durchschnittlich nur 147 Euro je Hektar zahlen und damit ähnlich viel/wenig wie im Jahr zuvor. Außerdem sind die französischen Pachtpreise seit 2016 sogar um etwa 50 Euro zurückgegangen. Auch in Frankreich gibt es jedoch große Unterschiede zwischen den Regionen.
Ähnlich wenig wie in Frankreich mussten die Bauern 2020 für gepachtetes Land in einem anderen großen Agrarland zahlen: Nämlich in Spanien – hier waren die Preise mit 157 Euro je ha zum Vorjahr ebenfalls stabil, sind in den Jahren davor jedoch moderat gestiegen. Dabei ist der Anteil des Pachtlandes in Frankreich mit immerhin 74 Prozent der insgesamt bewirtschaften Fläche sehr hoch, in Spanien hingegen mit weniger als 30 Prozent sehr niedrig.
Am niedrigsten sind die Pachtpreise weiterhin in vielen Ländern Osteuropas – auch wenn der Anteil Pachtland und auch die Betriebs-Struktur zwischen den Ländern sehr unterschiedlich sind. So werden in Polen, mit vielen kleinen Betrieben, gerade einmal 20 Prozent der Flächen als Pachtland bewirtschaftet – der Rest ist Eigentum. Die polnischen Pachtpreise waren zuletzt mit 175 Euro dennoch sehr niedrig.
Anders ist die Lage in Tschechien oder der Slowakei – hier dominieren wie in Ostdeutschland Großbetriebe. Der Pachtlandanteil ist in diesen Ländern besonders hoch und liegt bei 83 und 89 Prozent. Gleichzeitig bewegen sich die Pachtpreise mit 124 Euro je Hektar in Tschechien und gerade einmal 57 Euro in der Slowakei am unteren Ende der europäischen Pachtpreisskala.
Das gleiche gilt auch für die baltischen Länder, mit Pachtpreisen zwischen 71 und 105 Euro je Hektar. Allerdings ging es hier 2020 mit den Preisen deutlich nach oben. In Ungarn mit einem Pachtflächenanteil von 56 Prozent und einer relativ gemischten Betriebsstruktur, mussten die Bauern 2020 etwa 173 Euro zahlen – und damit so viel wie im Vorjahr.
Hier ist Ihre Meinung gefragt
Werden Sie Teil unserer Community und diskutieren Sie mit! Dazu benötigen Sie ein myDLV-Nutzerkonto.