Kann Pflanzenkohle Gerüche im Tierstall verhindern? Davon sind Wissenschaftler der Universität Rostock überzeugt. Ihre verfahrenstechnische Forschung zur Nutzung von Moorbiomasse halten sie deutschland- und europaweit für kommerziell anwendbar.
Gegenwärtig laufen Gespräche mit möglichen Praxispartnern aus Mecklenburg-Vorpommern.
Gute Filteranlagen verbessern das nachbarschaftliche Klima
Über 130 Substanzen stinken im Tierstall zum Himmel. Eine gute Filteranlage kann da das nachbarschaftliche Klima entscheidend verbessern. "Wenn heute Ställe gebaut werden, dürfen keine Gerüche mit Schadgasen mehr in Siedlungen, die bewohnt werden, ausströmen", sagt Dr. Mathias Schlegel von der Agrar-und Umweltwissenschaftlichen Fakultät (AUF) der Universität Rostock. In den letzten Jahren würden immer strengere Gesetze dies einfordern. "Vor 25 Jahren war das noch kein Thema".
Fakt sei: ein Stall brauche frische Luft und die verbrauchte müsse entweichen können. Der studierte Petrol-Chemiker Bassel Ibrahim, der aus Syrien stammt und der seit 2010 an der Uni Rostock arbeitet, ist einer Lösung sehr nahe. "Wir erforschen jetzt, wie aus Moorbiomasse, beispielsweise Schilf oder Rohrkolben, so genannte Biokohle auf kostengünstige und umweltfreundliche Art und Weise hergestellt werden kann. Diese Kohle kann dann für die Reinigung der verbrauchten und stinkenden Luft eingesetzt werden", sagt Bassel Ibrahim. Der 39-jährige verweist auf die in der Region wachsenden Pflanzen, die sich als Biomassesubstrat zu Biokohle verarbeiten lassen müssten. "Das ist ein neuer Forschungsansatz", sagt Dr. Schlegel.
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Gülle-Nährstoffe in Pflanzenkohle konzentriert
Pflanzenkohle also als der universale Vorbeuger gegen Gerüche? Davon sind die Rostocker Wissenschaftler überzeugt. Bassel Ibrahim meint: Die Biokohle kann Nährstoffe aus Gasen, wie z.B. der Stallluft, oder Flüssigkeiten (Gülle) binden, Nährstoffe also wie Stickstoff, Phosphor und Schwefel. So wäre die Biokohle auch als Dünger geeignet. Schon jetzt stehe fest, dass auch Gülle mit ihren unangenehmen Geruchseigenschaften durch Biokohle mit einem modernen Verfahren behandelt werden könne.
Gülle, die aus über 90 Prozent Wasser bestehe, müsse dann nicht mehr in dieser Form transportiert werden. "Die Nährstoffe sind durch das neuartige Verfahren stark in der Biokohle konzentriert, sie sind viel leichter zu transportieren", sagt Ibrahim. So würden laut Schlegel gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Das Nutzen solcher Biomasse für die Kohleherstellung reinigt beispielsweise die Stallluft und am Ende der Kette kann diese Biokohle als Mutterboden mit dem so wichtigen Nährstoffanteil genutzt werden.
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