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Risikomanagement

Risiko Dürre: Unterstützt der Staat die Mehrgefahrenversicherung?

Auswirkungen der Dürre auf Getreidebestand und auf den Boden
am Dienstag, 18.08.2020 - 14:46 (Jetzt kommentieren)

Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) fordert eine staatliche Unterstützung für die Landwirtschaftliche Mehrgefahrenversicherung. Damit soll das steigende Risiko dürrebedingter Ernteausfälle besser abgesichert werden.

Nach GDV-Angaben sind derzeit nur etwa 0,02 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche in Deutschland gegen das Dürrerisiko abgesichert. Dürreschäden werden als „Kumulschaden“ eingestuft: Bei diesem sind viele Versicherte gleichzeitig von einem einzigen Schadensereignis betroffen. Der Versicherungsträger muss dann entsprechend hohe Beträge auszahlen.

„Um Dürreschäden abdecken zu können, sind die Prämien und Selbstbehalte für den Versicherungsschutz entsprechend hoch und für Landwirte preislich kaum erschwinglich“, erläutert Jörg Asmussen, einer der Geschäftsführer des GDV.

Die finanzielle Beteiligung des Staates an der Mehrgefahrenversicherung könnte Abhilfe schaffen: Die Versicherer könnten auf diese Weise die steigende Nachfrage an Mehrgefahrenversicherungen, die die Landwirte gegen alle Wetterrisiken absichern, decken.

Dem Beispiel anderer EU-Staaten folgen

Einige EU-Länder verfolgen ein anderes Fördersystem für witterungsbedingte Ernteausfälle. Hierzu gehören Frankreich, Italien, Spanien, Polen und die Niederlande. Der GDV betont, dass in diesen Ländern bis zu 70 Prozent der Prämien bezuschusst werden.

Würde der Staat die Hälfte des Versicherungsbeitrages zahlen, wäre ein 50 Hektar großer Betrieb bei der Mehrgefahrenversicherung um 2.000 Euro entlastet, errechnet der GDV.

Maßnahmen der Bundesregierung nicht ausreichend

Staatliche Zuschüsse zur Mehrgefahrenversicherung würde der Verband gegenüber den von der Politik durchgesetzten Maßnahmen bevorzugen. Anfang des Jahres hatte die Bundesregierung für das Dürrerisiko die Versicherungssteuer von 19 Prozent des Versicherungsbeitrags auf 0,03 Prozent der Versicherungssumme gesenkt.

Für den 50 Hektar großen Betrieb bedeutete dies eine Ersparnis von 300 Euro – eine Größenordnung, die nach Auffassung des GDV nicht ausreichend ist, um für die Landwirte den Anreiz für eine Mehrgefahrenversicherung zu erhöhen.

Soforthilfen sind keine Dauerlösung

Durch ein angepasstes Versicherungssystem mit staatlichen Zuschüssen seien kurzfristige, von der Politik beschlossene Soforthilfen nicht mehr notwendig. Gleichzeitig nehme die Planungssicherheit für die Landwirte trotz der immer häufigeren Extremwetterereignisse zu. Darüber hinaus erinnert der GDV an die Wettbewerbsfähigkeit der Landwirte im europäischen Binnenmarkt, die durch eine staatliche Förderung – ähnlich wie in anderen EU-Ländern – aufrechterhalten werde.

DBV für eine Anschubfinanzierung der Mehrgefahrenversicherung

Der Deutsche Bauernverband (DBV) fordert für die freiwillige Mehrgefahrenversicherung eine Anschubfinanzierung von Bund und Ländern. Damit sollen für die ersten drei Jahre jährlich mindestens 400 Millionen bis 500 Millionen Euro beigesteuert werden. Die Landwirtschaft allein kann eine solche Versicherung nicht aufbauen, sagte DBV-Präsident Joachim Rukwied bei der Vorstellung des Ernteberichts 2020. Rukwied warnte vor den Folgen des Klimawandels in der Landwirtschaft: Die Ernteergebnisse schwankten immer mehr und zeichneten immer größere Unterschiede in den einzelnen Regionen.

Mit Material von dpa
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