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Produktion und Förderung

Schwarzwildproblem gemeinsam lösen

am Samstag, 31.05.2014 - 11:31 (Jetzt kommentieren)

Nürnberg - In Mitteleuropa hat sich das Schwarzwild stark vermehrt und die Schadensproblematik ist mittlerweile Dauerthema unter Landwirten. Auf einem Symposium wurden nun konkrete Lösungsansätze vorgestellt.

Im Projekt "Brennpunkt Schwarzwild" haben fünf Modellregionen in Bayern regionale Lösungskonzepte umgesetzt. Welche Erfahrungen sie dabei gemacht haben, stellten sie vor kurzem auf dem Schwarzwildsymposium des Bayerischen Bauernverbandes und der Landesarbeitsgemeinschaft der Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer in Nürnberg vor.
 
"Jäger, Landwirte, Jagdgenossen, Staatsforsten und Behörden können das Schwarzwildproblem nur gemeinsam lösen", äußerte Heinrich Rauh vom Landratsamt Kulmbach. Alle Projektteams erachteten revierübergeifende Bewegungsjagden als zwingend notwendig, um die Schwarzwildbestände wirksam zu regulieren.

Aufbau einer Einsatztruppe

Auch für Josef Wittmann, Geschäftsführer Bauernverband Schwandorf, war das "gemeinsame Ziehen an einem Strang" das wichtigste Erfolgskriterium bei der Entschärfung der Schwarzwildproblematik. Geplant seien revierübergreifende Drückjagden und Erntejagden. "Um spontaner zu handeln, wünsche ich mir den Aufbau einer schnellen Einsatztruppe und einer mobilen Hundemeute. Wir wollen uns auch künftig weiterentwickeln und sind offen für weitere Projekte", sagte Wittmann.

Bejagung laut Pachtvertrag verpflichtend

Karl-Heinz Inzelsberger, Vorsitzender der Jägervereinigung Pegnitz e.V., stellte die gemeinsam in arbeitsintensiven Sitzungen formulierten Empfehlungen für Zusatzvereinbarungen zum Jagdpachtvertrag vor. So sollten beispielsweise die Verpflichtung zur revierübergreifenden Bejagung, Duldung überjagender Hunde, Durchführung von Revierbegängen oder die Verpflichtung zum Abschluss einer Nachsuchenvereinbarung im Pachtvertrag verankert werden. Dabei sei die Durchsetzbarkeit der Zusatzvereinbarungen wichtig.

Bejagungsschneisen bewährten sich nicht

Einleitend zu den Bejagungsmethoden stellte Harald Köppel, BBV-Mitarbeiter in Kulmbach, die Erfahrungen mit der Anlage von Bejagungsschneisen dar. Hinderlich für die Anlage seien insbesondere die bürokratischen Regelungen im Zusammenhang mit den landwirtschaftlichen Förderprogrammen, wie z.B. KuLaP. Die Bilanz von Maximilian Freiherr von Widersberg zu den Bejagungsschneisen lautete: tauglich zur Vergrämung, wenn die Jäger auch regelmäßig, mindestens wöchentlich dort jagen. Eine hohe Jagdstrecke oder gar Reduktion der Population sei jedoch nicht zu erreichen.

Musterdrückjagd als Training

Während die einen Modellregionen bereits von Beginn an sehr gute Erfahrungen mit Ernte-, Drück- oder Bewegungsjagden gemacht haben, standen andere Regionen vor enormen Herausforderungen, zum Beispiel bei der erstmaligen Organisation solcher Jagden. Deshalb hatten die Beteiligten dort entschieden, eine Musterdrückjagd durchzuführen und gemeinsam in einem Schießkino die Schießfertigkeiten zu trainieren. Größter Erfolg dieser Maßnahmen sei gewesen, dass sich ein Wir-Gefühl eingestellt hat, ergänzte Lorenz Wurmthaler.

Kirrung: Fütterung anpassen

Kontrovers unter den Beteiligten wird das Thema Kirrung gesehen. Michael Berngruber von der Steuerungsgruppe Pottenstein und Schnabelwaid, riet dazu, Rehwildfütterungen so zu gestalten, dass sie von Schwarzwild nicht angenommen werden können und generell die Futtermengen zu überdenken. Die Landwirtschaft könne seiner Meinung nach ihren Beitrag leisten, indem sie keine Silo- und Getreideabfälle mehr in den Wald oder die Feldflur verbringt und Ernterückstände beseitigt.

Nachtzielgeräte bewährten sich

Inwiefern Nachtzieltechnik zur Reduktion der Schwarzwildbestände und Vermeidung von Wildschäden geeignet ist, testeten zwei Projektteams in einem Versuch. Otto Kreil und Otto Storbeck stellten die Ergebnisse vor. "Der Einsatz von modernen Nachtzielgeräten ist grundsätzlich geeignet, um einen wichtigen Beitrag zu leisten und führt zu mehr Tierschutz und Sicherheit bei der Nachtjagd", resümierten sie. "Wir Jäger wollen die Bejagungsrichtlinien umsetzen und brauchen die neuen technischen Hilfsmittel."

Schwarzwild-Informationssystem (SIS) ist hilfreich

Als hilfreich erweist sich das digitale Schwarzwild-Informationssystem (SIS) erklärte Stefan Köhler, Kreisobmann des BBV Aschaffenburg. Durch das Sammeln von Fakten und durch die darauf aufbauenden gemeinsamen Schlussfolgerungen für die Bejagung haben es die Betroffenen vor Ort vom Nebeneinander oder gar Gegeneinander zum Miteinander geschafft. Doch Transparenz vorbehaltlos zu praktizieren, koste manche Überwindung, sagte Matthias Huttner von der Forstverwaltung. Sie stelle für einige Beteiligte sogar ein Problem dar. Aber durch das SIS könnten sich alle Beteiligten auf Augenhöhe begegnen. Vom Einzelkämpfer zum Teamworker sei das Ziel.
 

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