"Landwirte brauchen verlässliche, in exakten Versuchen ermittelte Ergebnisse, um die für ihre jeweiligen Standortverhältnisse 'richtigen' Sorten auswählen zu können. Ob die im öffentlichen Prüfwesen entstehenden Lücken durch private Aktivitäten, beispielsweise von Handelshäusern, nachhaltig, zuverlässig und neutral gefüllt werden können, ist zumindest zweifelhaft", so der
DLG-Ausschussvorsitzende.
Denn hier fehle oftmals ein flächendeckendes Versuchswesen. Es drohe die Gefahr, dass lückenhafte Ergebnisse oder Ergebnisse von nur einem Standort zu einzelnen Sorten durch besonders zugespitzte Werbeaussagen ergänzt werden.
DLG fordert flächendeckendes, neutrales Versuchswesen
Ein neutrales, flächendeckendes Versuchswesen ist daher für die Umsetzung des züchterischen Fortschritts in der praktischen Landwirtschaft unerlässlich, fordert die DLG. Das Bundesgebiet ist geologisch und klimatologisch sehr differenziert. Auch die einzelnen Sorten werden in den verschiedensten Regionen Deutschlands und in der Europäischen Union entwickelt. Das Auffinden der für die unterschiedlichen Naturräume geeigneten Sorten stellt deshalb die erste Voraussetzung für einen Umwelt und Klima schonenden
Pflanzenbau dar.
Falsche Sortenwahl des Landwirts aufgrund unzureichender Informationen führe dazu, dass Standortpotenziale nicht ausgeschöpft werden. Fehlende genetische Anpassung der Sorten an biotische und abiotische Umweltbedingungen müssten dann durch einen erhöhten Einsatz von zum Beispiel Dünge- und Pflanzenschutzmitteln kompensiert werden. Dies widerspricht den allgemeinen - auch von Seiten der Politik - geforderten Leitzielen einer Umwelt und Ressourcen schonenden Landnutzung.
Landwirte und Verbraucher zahlen Preis für kurzfristiges Denken
Die Prüfung der Sorten und die Ermittlung ihrer optimalen Bestandsführung ist demnach eine wichtige Gemeinwohl-Aufgabe und muss in der gebotenen Neutralität und objektiven Kompetenz weiterhin flächendeckend vollzogen werden, fordert die DLG. Kurzfristiges Denken im Versuchswesen, speziell in der Sortenprüfung und beim Nachbau, fordert langfristig gesehen einen hohen Preis:
- Ertragsabfall,
- Abnahme der Krankheits- und Schädlingsresistenz,
- Zunahme von Fremdbesatz und
- Verunkrautung.
Dadurch kommt es zu wirtschaftlichen Einbußen, auch in der Tierproduktion. Hier liegt eine besondere Verantwortung vor allem bei staatlichen Stellen hinsichtlich einer neutralen und wissenschaftlich fundierten Versuchsdurchführung und Analytik.
Bisher zeichnet ein praxisorientiertes Versuchswesen im Verbund von Züchtern, Zulassungsbehörden und öffentlichen Beratungsträgern ein aussagekräftiges Bild der aktuell am Markt befindlichen Sorten. Der Landwirt findet so sehr fundierte Informationen, um seine Sortenwahl zu treffen. Nach der Zulassung einer Sorte durch das Bundessortenamt, basierend auf bundesweiten Ergebnissen, wird in Landessortenversuchen die regionale Eignung von Sorten herausgearbeitet.
Die DLG wird diese Thematik anlässlich ihrer Wintertagung am 10. Januar 2012 in Münster/Westfalen im Rahmen der Diskussionsveranstaltung "Sortenwahl ohne Versuche - woher kommen die Informationen?" aufgreifen.
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