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Kosten für Strom

Strom zu Festpreisen kaufen – billigen Strom vom Staat garantiert?

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am Freitag, 17.03.2023 - 11:39 (1 Kommentar)

Strom soll künftig zu langlaufenden Festpreisen gekauft werden, die staatlich garantiert werden. Das ist der Plan der EU-Kommission. Dafür ist aber ein radikaler Umbau des Strommarktes erforderlich. Das „absurde“ Grenzpreissystem (Merit Order) soll es dann nicht mehr geben. Deutschland ist eher dagegen. Frankreich eher dafür.

Strompreise.

Die EU-Kommission will Stromkunden stärker vor starken Preisschwankungen schützen. Dazu sollen langfristige Verträge dienen. Gefördert werden sollen damit Verträge für die Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien und aus Atomkraft, wie aus einem am 14. März vorgestellten Entwurf der Kommission hervorgeht. Stromkunden in Europa sollen durch die anstehende Strompreisreform deutlich entlastet werden.

So will die EU-Kommission langlaufende Festpreise einführen, die staatlich garantiert werden sollen. Gleichzeitig soll jedoch auch Verträge mit dynamischen Preisen geben, die kurzfristige Preisschwankungen stärker ausnutzen können. „Der Strommarkt der EU „war nicht in der Lage, die Verbraucher vor der Gasmarktkrise zu schützen“, die in den letzten zwei Jahren zu einem enormen Anstieg der Strompreise geführt habe, sagte EU-Energiekommissarin Kadri Simson.

„Die Hauptrichtung der Reform wird darin bestehen, die Abhängigkeit der Stromrechnung vom Gaspreis zu verringern“ und den Strommarkt an ein von erneuerbaren Energien dominiertes Energiesystem anzupassen, sagte Simson auf einem Treffen der 27 Energieminister der EU in Schweden.

Anfang Februar forderte eine Gruppe von sieben EU-Ländern unter Führung Deutschlands die Europäische Kommission auf, ihre bevorstehende Reform zielgerichtet und auf Maßnahmen zu konzentrieren, die den grünen Übergang ermöglichen und gleichzeitig erschwingliche Energie für die Verbraucher sicherstellen.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte sich zuletzt gegen einen weitreichenden Umbau des Strommarktes vor der Europawahl ausgesprochen. Sechs weitere EU-Länder unterstützen diesen Kurs.

Das „absurde“ Grenzpreissystem (Merit Order)

Frankreich scheint eine radikalere Reform des Strommarktes jedoch zu befürworten und sagte, Europa müsse das „absurde“ Grenzpreissystem aufgeben, bei dem die teuersten Kraftwerke – derzeit die mit Gas betriebenen – im letzten Moment hochgefahren werden, um die Stromnachfrage zu decken. Ziel der EU-Strommarktreform sollte es laut Paris sein, „die gesamte Energiewende in Europa zu finanzieren“ und Preissignale zu geben, um „langfristige Investitionen zu sichern, die für jede CO2-arme Anlage gelten, die zur Energiewende beiträgt“.

Der Strommarkt in der EU funktioniert nach dem sogenannten „Merit Order“-Prinzip. Dahinter versteckt sich die Reihenfolge des Einsatzes der an der Strombörse liefernden Kraftwerke. Kraftwerke, die billig Strom produzieren, werden danach zuerst herangezogen, um die Nachfrage zu decken. Das sind zum Beispiel Windkraftanlagen. Am Ende richtet sich der Preis aber nach dem zuletzt geschalteten teuersten Kraftwerk – zuletzt waren das teure Gaskraftwerke.

„Die (neue) Idee ist, Lieferanten zu ermöglichen, eine langfristige Deckung zu kaufen“, die ihnen „einen Festpreis über einen Zeitraum von 5, 10 oder 15 Jahren garantiert“, ´sagte die französischen Energiewende-Ministerin Agnès Pannier-Runacher. „Folglich hätten die Verbraucher Zugang zu einem Teil ihrer Versorgung zu stabilen Kosten“, anstatt sich kurzfristigen Märkten auszusetzen, die von Gaspreisen bestimmt werden, erklärte das Ministerium.

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