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Energiewende und Strompreise

Strom für Elektroautos wird unbezahlbar: 69 Cent und mehr

E-Auto laden.
am Mittwoch, 24.11.2021 - 10:30 (18 Kommentare)

Der Strom für Elektroautos wird allmählich unbezahlbar. Die Strompreise an den öffentlichen Ladestationen gehen durch die Decke. Ein Grund ist die Explosion der Großhandelspreise für Strom. Aber es gibt noch andere Ursachen. Ist Diesel fahren also billiger?

E-Auto.

Die meisten Ladesäulenbetreiber haben ihre Preise zuletzt kräftig angehoben. Nach Tesla und EnBW hatte Mitte November auch Fastned die Ladepreise kräftig nach oben gesetzt - auf 69 Cent je Kilowattstunde (kWh)!! Damit ist das niederländische Unternehmen aber nicht am teuersten.

Der teuerste Anbieter bleibt weiterhin die deutsche Ionity mit 79 Cent pro Kilowattstunde. Das Unternehmen ist ein Joint Venture von Mercedes, BMW und VW. Bei Fastned Deutschland galt vor der Erhöhung für das Schnelladen bereits ein Preis von 59 Cent pro Kilowattstunde – Die aktuelle Preiserhöhung bedeutet einen Aufschlag von 17 Prozent.

„Dies tun wir nicht gern“, schreibt Fastned nach der Erhöhung an seine Kunden. „Wir werden diese Preisstruktur erneut überprüfen, wenn sich die Situation ändert“, hieß es weiter. Auch in den Niederlanden und in Belgien hat der Anbieter seine Preise auf 69 Cent kWh erhöht.

Begründet wird dies mit den dramatische gestiegenen Energiepreisen „auf ein noch nie da gewesenes Niveau“. Problem ist jedoch: Der Preisaufschlag bei Fastned ist keine Ausnahme. Bereits zuvor gab es Preiserhöhungen bei EnBW. An deren Ladestationen müssen die Kunden jetzt 55 Cent pro Kilowattstunde zahlen. Das ist exakt der Preis den auch die Kunden des Incharge-Netzwerk von Vattenfall berappen müssen.

Tesla hatte den Preis an seinen „Superchargern“ zuletzt auf 40 Cent erhöht. Damit zahlen Tesla-Fahrer noch immer am wenigsten. Doch politisch sind die hohen Preise für E-Mobilität auf keinen Fall gewollt und schaden dem Image der Branche  massiv.

Die Ausschreibung der Bundesregierung für das staatlich geförderte „Deutschlandnetz“ sieht deshalb nicht nur rund 1.000 neue Standorte mit Schnellladestationen für E-Autos vor. Mit einer Obergrenze von 44 Cent pro Kilowattstunde will man den Preisauftrieb an den Schnellladepunkten auch deutlich unter den oben gegnannten Preisen deckeln. Von 44 Cent je kwh sind die meisten Anbieter - außer Tesla – nämlich weit entfernt.

Ist Diesel fahren jetzt billiger?

elektromobilität.

Fakt ist: Die explodierenden Stromkosten setzten der E-Autobranche massiv zu. Denn das Image der Branche hat bereits einige Schrammen abbekommen: So hat der Mangel an Ladestationen und die Funktionssicherheit der Ladesäulen den Herstellen bereits erheblich geschadet.

So berichtete die FAZ bei einem Selbsttest im November vorigen Jahres: „Zwei angesteuerte Säulen waren besetzt, an der dritten funktionierte die Freischaltung nicht. Beim Anruf der Hotline gab es folgende Auskunft: „Alle unsere Säulen sind seit einer dreiviertel Stunde außer Betrieb. Wir wissen noch nicht warum, und wir können Ihnen auch nicht sagen, wie lang es dauert.“

Das ist nicht gerade Werbung für die Elektro-Mobilität. Ein weitere Hypothek ist das Ende des Förderprogramms für private Elektroauto-Ladestationen und für die sogenannte Umweltprämie. Hinzu kommt auch das der Strom für Elektroautos bei Ikea, Aldi und Lidl künftig nicht mehr gratis zu haben sein wird.

Der Betrieb eines Elektroautos ist zumindest auf einer Fernfahrt teurer als der eines Fahrzeugs mit Diesel, und wohl auch mit Benzin, schreibt die FAZ schon vor der jüngsten Preis-Erhöhungswelle. Das gilt jedenfalls für alle, die ein Elektroauto außerhalb des geschlossenen und günstigeren Netzes von Tesla fahren oder nicht zu Hause laden können.

Mit den neuen noch höheren Preisen hat sich die Wettbewerbs-Situation für Stromfahrer nicht unbedingt verbessert - auch wenn die Dieselpreise ebenfalls kräftig gestiegen sind. Anbieter wie Fastned haben zudem angekündigt, grundsätzlich eine „dynamischere“ Preisstrategie einzuschlagen. Soll heißen: Man will  künftig schneller auf die Veränderung der Großhandelspreise bei Strom reagieren.

Ladesäulenstrom doppelt so teuer wie zu Hause

Eine weitere Ursache für die hohen Kosten an öffentlichen Ladesäulen ohne Vertrag ist nach Einschätzung von Autobild 24 und anderen Marktbeobachtern die zunehmende Monopolbildung großer Anbieter, die ihren jeweiligen regionalen Markt klar beherrschen. Von konkurrierenden Fahrstromanbietern verlangen die Ladesäulenbetreiber Preisaufschläge von 25 bis 100 Prozent, in der Spitze sogar 300 Prozent, heißt es dort.

Sogenannte Roaminganbieter vereinfachen zwar den Zugang zu überregionalen Ladesäulen, sie verlangen in der Regel aber auch deutlich höhere Preise. Das Bundeskartellamt ist in einem am 12. Oktober 2021 veröffentlichten Zwischenbericht allerdings der Meinung, es gebe keine Belege dafür, "dass die Ladestrompreise in Deutschland systematisch und flächendeckend überhöht sind". Auf der anderen Seite forderten die Wettbewerbshüter jedoch einen stärkeren Wettbewerb beim Ladestrom für Elektrofahrzeuge.

Dabei fällt außerdem auf: Das Laden an öffentlichen Ladesäulen ist erheblich teurer als das Laden zu Hause. Zu diesem Ergebnis ist der Ökostromanbieter Lichtblick in einem Ladesäulencheck gekommen, berichtet Autobild. Dafür wurden die Tarife für das öffentliche Laden verglichen: Einmal ohne Vertragsbindung an Standardsäulen (AC) und an Schnellladesäulen (DC).

Dann errechnete man die Kosten für 14 Kilowattstunden (kWh) für 100 Kilometer Fahrt. Bei den untersuchten Ladesäulenbetreibern fielen zwischen 4,77 bis 6,68 Euro (AC-Laden) an bzw. 4,77 bis 10,77 Euro (an den Schnelladesäulen (DC-Laden). Zum Vergleich: Die gleiche Menge Haushaltsstrom zum Auotoladen kostete 4,48 Euro. Das heißt: Für E-Autos kostet der Strom an der Ladesäule bis zu 140 Prozent mehr als zu Hause.

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