Am 1. September 2015 hat der agrarmanager mit den rheinischen Ackerbauern Wagner, Maier und Schulze einen Vermarktungswettbewerb von Weizen gestartet. Die Ausgangslage können Sie im 1. Teil des Kontovergleichs nachlesen.
An der Matif hat sich der für uns maßgebliche März 2016-Kontrakt in den drei Monaten, seit der Wettbewerb läuft, unterm Strich von 177,50 auf 181,50 Euro je Tonne verteuert, wobei es zwischenzeitlich in der Spitze über 190 Euro je Tonne waren. Am rheinischen Kassamarkt sind die Brotweizenpreise im gleichen Zeitraum von 168 auf 175 Euro je Tonne gestiegen.
So sieht die erste Bilanz nach 3 Monaten aus:
Strategie 1: Weizenverkauf + Futureskauf
Für Ackerbauer Maier, der seinen physischen Weizen ex Ernte verkauft (für 168 €/t) und eins zu eins gegen "Papier-Weizen" von der Matif getauscht hat, sieht die Rechnung nach drei Monaten folgendermaßen aus:
- Kontostand zum Start: 20.000 €
- Kontraktkauf (1. September): 177.50 €/t
- Kontraktwert (1. Dezember): 181,50 €/t
- Börsengewinn (4,00 €/t x 1.000 t): +4.000 €
- Transaktionskosten (half-turn): -250 €
- Kontostand (1. November): 23.750 €
Der Matif-Kontrakt hat sich zwischen Anfang September und Ende November um 4 Euro je Tonne verteuert, bei 1.000 Tonnen (20 Kontrakte mit je 50 Tonnen Weizen) macht das einen Börsengewinn von 4.000 Euro. Der Kontostand hat sich nach Abzug der Handelskosten auf 23.750 Euro erhöht.
Strategie 2: Weizenverkauf + Call-Kauf
Maiers Kollege Schulze wettet mit Call-Optionen auf einen Preisanstieg beim Weizen. Die werden wertvoller, wenn die Preise für Matif-Weizen steigen. Dazu hat der Ackerbauer am 1. September insgesamt 20 Call- Optionen (=1.000 t Weizen) gekauft.
- Kontostand zum Start: 20.000 €
- Optionskauf (1. September): 8,30 €/t
- Verkaufswert (1. Dezember): 6,50 €/t
- Börsenverlust (-1,80 €/t × 1.000 t): -1.800 €
- Transaktionskosten (full-turn): -500 €
- Kontostand (1. November): 17.700 €
Schulze erzielt durch den Kauf der Call- Optionen einen Börsenverlust in Höhe von 1,80 Euro je Tonne (6,50 €/t - 8,30 €/t) beziehungsweise 1.800 Euro. Der Kontostand ist damit unterm Strich auf 17.700 Euro gefallen.
Strategie 3: Einlagerung + Call-Verkauf
Auch Landwirt Wagner stellt sich unserem diesjährigen Vermarktungswettbewerb. Anders als seine Kollegen rechnet er mit stagnierenden oder sogar weiter fallenden Getreidepreisen. Er hat deshalb seine 1.000 t Weizen weggepackt und parallel dazu 40 Call-Optionen auf 2.000 t Matif-Weizen verkauft. Vom Käufer der Optionen hat er dafür eine Prämie in Höhe von 7,70 €/t vereinnahmt. Die Prämie verbessert sein Vermarktungsergebnis, sollten die Weizenpreise tatsächlich über Winter nicht die Kurve kriegen.
Wie wirkt sich das Ganze finanziell aus?
Einerseits hat sich Wagners eingelagerter Weizen durch den Preisanstieg am Kassamarkt um 1.000 € verteuert. Auf der anderen Seite hat Wagner eine feste Options-Prämie in Höhe von 15.400 € eingenommen, wobei sich dieser Betrag durch den inzwischen erfolgten Rückkauf von zwei Optionen auf 14.630 € reduziert hat. Wagner hält zum 1. Dezember nur noch 38 Optionen, da seine Optionsposition laufend an den jeweiligen Terminpreis angepasst werden muss. Börsenprofis nennen diesen Vorgang dynamisches Hedging.
- Kontostand zum Start: 20.000 €
- Verkaufswert (1. September): 7,70 €/t
- Vereinnahmte Prämie ( 38 Optionen): +14.630 €
- Rückkaufwert (1. Dezember): 6,50 €/t
- Börsenverlust (Verkauf 2 Optionen) -335 €
- Transaktionskosten (full-turn): -1.000 €
- Kontostand (1. Dezember): 33.295 €
Fazit
- Der sofortige Weizenverkauf schneidet mit 168.000 Euro nach einem Vierteljahr Vermarktungswettbewerb am schlechtesten ab.
- Bisher am besten schlägt sich die Einlagerung mit Call-Verkauf bei einer aktuellen Bewertung von 182.295 Euro.
- Dazwischen rangieren die Strategien mit gleichzeitigem Kauf von Optionen (165.700 €) und Terminkontrakten (171.750 €).
Hier ist Ihre Meinung gefragt
Werden Sie Teil unserer Community und diskutieren Sie mit! Dazu benötigen Sie ein myDLV-Nutzerkonto.