Bis zum Jahr 2030 wird die Landwirtschaft nachhaltiger, transparenter und hoffentlich auch wirtschaftlich besser aufgestellt sein als heute. Darüber sind sich Nikola Steinbock und Christoph Leiders einig. Doch auf dem Weg dorthin muss sich auch bei den Landwirtinnen und Landwirten einiges tun. Landwirt Leiders empfiehlt: „Sehen wir die Verbraucher als Kunden und nicht als Gegner. Ich weiß, dass es nicht in Ordnung ist, wenn der Hund über den Acker läuft. Die Leute wissen das aber meist nicht. Hier müssen wir positiv aufklären.“
Warum die Transformation der Landwirtschaft gute Mitarbeiter braucht

Die Vorstandssprecherin der Rentenbank, Nikola Steinbock, erklärt, wie die Transformation der Landwirtschaft und das Finden von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für die Landwirtschaft zusammenhängen: „Gute Leute zu finden, ist für alle Sektoren unserer Volkswirtschaft die größte Herausforderung und wird – allein schon wegen des demographischen Wandels – eine immer schwerere Aufgabe werden. Wenn wir das in der Landwirtschaft schaffen wollen, muss die Branche attraktiv sein. Dazu braucht es zuallererst ein Zielbild, wohin sie sich entwickeln soll. Wer keine reizvolle Perspektive bietet, findet auch keine guten Mitarbeiter.“ Hier sieht Steinbock auch die Bundesregierung in der Pflicht, eine Vision zu skizzieren.
Welche Rolle spielen Mitarbeiter für CeresAward-Gewinner Christoph Leiders?

CeresAward-Gewinner und "Landwirt des Jahres 2021" Christoph Leiders vom Stautenhof aus Willich-Anrath (Nordrhein-Westfalen) sagt, dass für seinen Betrieb das Finden und Binden von qualifizierten Mitarbeitern die größte Herausforderung ist. Der Direktvermarkter betreibt neben der Landwirtschaft eine Metzgerei und Bäckerei, einen großen Lebensmittelverkauf, eine Gastronomie und einen Kindergarten, der von einer gemeinnützigen GmbH betrieben wird. Fachkräfte wie Metzger seien nur äußerst schwer zu bekommen. In der Landwirtschaft habe er zwar ausreichend Auszubildende, doch tue er auch einiges dafür, dass das so bleibe.
Sieben Landwirte-Tipps zum Finden und Halten guter Mitarbeiter
Landwirt Leiders empfiehlt Berufskolleginnen und -kollegen, die gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter finden und halten wollen:

- Geben Sie früh Verantwortung, lassen Sie aber auch Fehler zu.
- Mittelfristig sind Betriebsklima und Wertschätzung wichtiger als überdurchschnittliches Gehalt.
- Aktionen wie Betriebsfeiern, Ausflüge, Teambildung oder Dienstfahrräder sind wichtig, auch ein gemeinsames Mittagessen tragen sehr zu einem positiven Klima bei.
- Hören Sie den eigenen Mitarbeitern zu, lassen Sie sich dazu z.B. auch von ihnen ein Zeugnis ausstellen.
- Erwarten Sie von landwirtschaftlichen und nicht-landwirtschaftlichen Kräften das Gleiche. Es ist nicht selbstverständlich, dass mehr arbeitet, wer vom Hof kommt. Mehrleistung muss honoriert werden.
- Wenn jemand keine angemessene Leistung bringt, hilft es manchmal, ihm oder ihr eine ganz andere Aufgabe zu geben.
- Vorsicht bei flapsigen Sprüchen, sie können leicht missverstanden werden.
Wie vermittelt man Mitarbeitern Entscheidung?
Wer Mitarbeiter führt, muss berücksichtigen, wie sie oder er Entscheidungen kommuniziert. Nikola Steinbock schildert aus ihrer Erfahrung, worauf es dabei ankommt:
- Erklären Sie den Mitarbeitern, warum sie eine bestimmte Entscheidung getroffen haben.
- Legen Sie die Prozesse offen, wie Entscheidungen getroffen werden.
- Ermutigen Sie Menschen, in ihren Bereichen eigene Entscheidungen zu treffen.
Frauen in der Landwirtschaft: Wie fördert man sie am besten?

Steinbock und Leiders sind sich einig, dass Frauen in der Landwirtschaft eine wichtige Rolle spielen, sei es als Landwirtin oder als Mitarbeiterin. Oft seien sie allerdings weniger sichtbar als Männer. Steinbock erklärt: „Frauen machen so viel auf den Betrieben, aber wenn jemand auf den Hof kommt, heißt es häufig ‚Ist der Bauer da?‘ Warum das so ist, verstehen auch viele Frauen nicht.“ Die Rentenbank-Chefin und der CeresAward-Gewinner sehen in flexiblen Arbeitszeiten den Schlüssel, um die Teilnahme von Frauen am Berufsleben optimal zu fördern. Leiders merkt an: „Selbst, wenn es flexible Arbeitszeiten gibt, kommen manchmal Unverständnis oder gar Neid aus dem Kollegenkreis. Hier müssen wir als Gesellschaft noch mehr für die Belange von Eltern werben.“ Steinbock ergänzt: „Frauen ticken anders als Männer, sie brauchen andere Rollenbilder und ein Umfeld, in dem ihre Meinungen auch gehört werden. Um mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen ist zudem eine Frauenquote wichtig.“
Integration benachteiligter Menschen als Chance für die Landwirtschaft?

Angesichts des Personal- und Fachkräfte-Mangels sehen Leiders und Steinbock es als eine Chance, Menschen aus wirtschaftlich, sozial oder gesundheitlich benachteiligten Verhältnissen in der Landwirtschaft ins Arbeitsleben zu integrieren. Beide betonen aber, dass es für die Betriebe passen muss – die Landwirtschaft ist kein Auffangbecken für Mitarbeiter, die es woanders nicht schaffen. Steinbock weist auf eine Stärke der Landwirtschaft hin: „Der Zusammenhalt auf dem Land ist stärker als in der Stadt. Der Ländliche Raum kann besser zur sozialen Integration genutzt werden. Sie und Leiders sind sich einig: „Inklusion gelingt nur, wenn es dafür auch Förderung gibt.“ Auch die Rentenbank ist hier unterstützend tätig.
Welche Rolle spielt die Rentenbank bei der Transformation der Landwirtschaft?

Die Rentenbank hat ein breites Förderspektrum, das von der Umstellung auf Bio über die Anschaffung neuer Maschinen bis zur Unterstützung von Start-Ups oder Projekten zur sozialen Inklusion reicht. Steinbock sagt: „Wir sind die Bank für die grüne Branche. Mit unserer Arbeit wollen wir die Transformation der Landwirtschaft als Ganzes unterstützen. Deswegen fördern wir auch Preise wie den CeresAward.“
Welche Rolle spielt der CeresAward bei der Weiterentwicklung der Landwirtschaft?

Der CeresAward will transparent über die Landwirtschaft informieren: Sowohl andere Landwirte, die so neue Lösungen für ihre Probleme finden können, als auch Verbraucher, die durch den Preis die Landwirtschaft besser verstehen lernen können. Das lohnt sich auch für die Teilnehmer. Auf die Frage, was sich durch seinen Sieg beim CeresAward für ihn verändert habe, sagt Leiders: „Wir haben viel Anerkennung und Wertschätzung erfahren. Auch der Umgang mit Behörden wurde leichter.“ Auch Steinbock ist vom Preis überzeugt: „Der CeresAward steht für viele tolle Erlebnisse. Wir zeigen damit, welche Vielfalt es in der Landwirtschaft gibt, wie viele engagierte Landwirtinnen und Landwirte – und können unsere Förderprogramme bekannter machen.“
Tipps von der Bankerin und vom Landwirt zur betrieblichen Weiterentwicklung

Steinbock empfiehlt Landwirtinnen und Landwirten abschließend, wenn es um die eigene betriebliche Weiterentwicklung geht: „Machen Sie sich frühzeitig Gedanken, welche Anforderungen auf ihre Betriebe zukommen werden und stellen Sie sich darauf ein. Zum Beispiel werden neue Regularien in der Finanzwelt künftig Fragen nach der Messbarkeit von Nachhaltigkeit stellen. Überlegen Sie sich heute schon Antworten. Leiders rät Berufskollegen: „Sehen Sie niemanden als Feind. Hören Sie anderen zu und wenn Sie neues wagen, haben Sie keine Angst davor, von anderen Landwirten belächelt zu werden.“
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