Keiner will mehr arbeiten – Freizeit zählt mehr als Geld
In Deutschland fehlen Arbeitskräfte. Allerdings möchten 70 Prozent der Arbeitnehmer aus der Generation der Babyboomer früher mit dem Arbeiten aufhören. So lautet zumindest das Ergebnis der Studie der Bergischen Universität Wuppertal, über die das ARD-Magazin „Panorama“ berichtete. Und: Je jünger die Befragten sind, je mehr wollen eher aufhören.

Alarmierender Trend am Arbeitsmarkt
Dieser Trend verschärft laut Fachleuten den Arbeitskräftemangel. Zudem gefährdet er die Finanzierbarkeit der Renten. Auffällig ist, dass Arbeitnehmer aus dem Geburtenjahrgang 1965 vermehrt, früh in Rente gehen möchten. Wollen unter den 1959 Geborenen zumindest noch 69 Prozent bis 64 arbeiten, sind es bei den Jüngeren nur noch ca. 33 Prozent. „Der häufigste Grund ist, die Menschen möchten mehr freie Zeit haben“, sagte der Studienleiter Hans-Martin Hasselhorn von der Universität Wuppertal dem ARD-Magazin: Auch ein erfüllender Beruf und gutes Einkommen führen ebenfalls nicht dazu, länger arbeiten zu wollen. Und es gibt noch eine Erkenntnis: Die Bereitschaft, lange zu arbeiten, ist in der Gruppe mit dem geringsten Einkommen, unter der Armutsgrenze, am höchsten.
Arbeitgeber finden niemanden der länger arbeitet
„Unser Hauptbefund ist, dass unter den Babyboomern eine ausgeprägte Kultur des Frühausstiegs herrscht“, sagte Hasselhorn dem ARD-Magazin. Den Trend zum früheren Rentenbeginn sehen auch Arbeitgeber mit Sorge. Die Konsequenzen für das Rentensystem und für den Arbeitsmarkt werden in den kommenden Jahren massiv sein, sagt Monika Schnitzer, Vorsitzende des Sachverständigenrates Wirtschaft. Schon jetzt fließt etwa ein Viertel des Bundeshaushalts als Zuschuss in die Rentenkasse.
Die Politik muss handeln
Laut der Wirtschaftsweisen Schnitzer muss die Politik nachjustieren: „Was man vorhat, ist ja tatsächlich, den Beitragssatz zu stabilisieren, das Rentenniveau zu stabilisieren, auch das Renteneintrittsalter nicht weiter zu erhöhen. Das zuständige Bundesarbeitsministerium setzt in einer Stellungnahme an die ARD weiterhin auf freiwilliges Arbeiten von Rentnern. „Der Wegfall der Hinzuverdienstgrenze bei vorgezogenen Altersrenten bewirkt, dass zukünftig parallel zum Bezug einer Altersrente vor Erreichen der Regelaltersgrenze unbegrenzt hinzuverdient werden kann. Ob das in Zukunft reicht, um das ganze System stabil zu halten, ist mehr als fraglich.
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