Wie DBV-Präsident Joachim Rukwied erläutert, waren es vor allem die fehlende Planungssichert, die sehr niedrigen Schweinepreise und die deutlich gestiegenen Betriebsmittelpreise, die ein weiteres Absinken des Indexwertes von 10,6 im September 2021 auf 8,8 verursacht haben. Außerdem betrachteten die Landwirte den Politikwechsel nach der Bundestagswahl im September mit Sorge.
Not der Tierhalter spiegelt sich im Konjunkturbarometer Agrar wider
Ein wenig besser als im September bewerteten die deutschen Landwirte ihre aktuelle wirtschaftliche Situation. Hier wurde insgesamt ein Wert von 3,15 erreicht; im September lag er noch bei 3,19 (Note 1 = sehr günstig, Note = sehr ungünstig). Dabei waren die Veredlungsbetriebe deutlich pessimistischer als die Acker- und Futterbaubetriebe. Diese Entwicklung war bereits im Herbst zu beobachten.
Rukwied weist drauf hin, dass der Umbau der Tierhaltung für die Landwirte eine Mammutaufgabe sei. Die Kosten beliefen sich auf etwa vier Milliarden Euro pro Jahr und könnten von den Landwirten nicht allein getragen werden. Mit den Ergebnissen der Borchert-Kommission und der Zukunftskommission Landwirtschaft seien die notwendigen Strategien vorhanden. „Diesen Weg gehen wir mit“, so der DBV-Präsident. Zur Umsetzung der Konzepte gehörten auch eine verbindliche Haltungs- und Herkunftskennzeichnung sowie Anpassungen im Baurecht.
Im Vorjahresvergleich hat sich die Investitionsbereitschaft der Landwirte etwas verbessert. Für den Zeitraum von Januar bis Juni 2022 gaben 37 Prozent der Befragten an, eine Investition für ihren Betrieb zu planen. Im ersten Halbjahr 2021 waren es noch 30 Prozent. Vor allem in Maschinen und Geräte, Hof- und Stalltechnik und Erneuerbare Energien möchten Landwirte investieren. Wegen der fehlenden Planungssicherheit und hoher gesetzlicher Auflagen ist das Investitionsvolumen bei Wirtschaftsgebäuden laut DBV weiterhin gering.
Vor allem beim Blick in die Zukunft sinkt die Hoffnung
Ihre wirtschaftliche Situation in den nächsten zwei bis drei Jahren schätzten die Befragten schlechter ein als die aktuelle Lage. Insgesamt ergab sich ein Durchschnittwert von 3,33; im September lag er noch bei 3,26. Der Abwärtstrend dauert mittlerweile schon ein Jahr an.
Im Gegensatz zur aktuellen Situation waren es bei der Einschätzung der künftigen Situation die Acker- und Futterbaubetriebe, die sich pessimistischer zeigten. In der Auswertung des Marktforschungsinstituts Produkt + Markt heißt es, dass die Veredlungsbetriebe in der Umfrage „viel Zweckoptimismus“ an den Tag legten.
Den Politikwechsel, den die Landwirte mit Sorge betrachteten, sieht Rukwied als Chance. Derzeit kämen von den Verbraucherausgaben für Lebensmittel gerade einmal 21 Prozent beim Bauern an. „Positiv ist, dass der neue Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir dies angehen will und hier nicht nur die Preise an der Ladentheke in den Blick nimmt, sondern auch die Erzeugerpreise“, sagt der DBV-Präsident.
Vor den Folgen den europäischen Green Deal warnt Rukwied jedoch. Die eigenständige und hochwertige Lebensmittelerzeugung in der EU dürfte nicht aufs Spiel gesetzt werden – das habe nicht zuletzt die Corona-Pandemie gezeigt. Rukwied fordert, Produktionsverlagerungen in Drittländer zu vermeiden und die Durchsetzung eines CO2-Grenzausgleichsmechanismus auch für Agrarerzeugnisse.
Corona-Pandemie offenbar nicht ausschlaggebend für schlechtere Stimmung der Landwirte
Wegen der aktuellen Situation bezogen sich einige Fragen auf Auswirkungen des Coronavirus auf die landwirtschaftlichen Betriebe. Dass die Pandemie die landwirtschaftliche Tätigkeit einschränkt, Absatzprobleme verursacht, Investitionen für unbestimmte Zeit hinauszögert, den Umsatz verringert und stattdessen zur Aufnahme von Liquiditätskrediten führt, bestätigte die Mehrheit der Umfrageteilnehmer nicht.
Ebenso wenig haben sich für die meisten Landwirte neue Vermarktungschancen ergeben. Eine größere Zustimmung fand allerdings die Aussage, dass wegen des Coronavirus die Sorgen und Nöte der landwirtschaftlichen Betriebe aus dem Blick geraten. Entsprechend erwarteten die Befragten nicht, dass die Pandemie wieder zu einem höheren Stellenwert der Landwirtschaft in der Gesellschaft führen wird.
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