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Schärfere Sicherheitsauflagen

Lebensgefährliche Traktor-Unfälle: Führerschein ab 16 verbieten

Ein Unfall zwischen einem Traktor und einem Auto

Forscher wollen schärfere gesetzliche Sicherheitsauflagen bei Landmaschinen. Zudem fordern sie ein Verbot des Führerscheins ab 16. Grund sind oft lebensgefährliche Traktor-Unfälle.

am Samstag, 06.05.2023 - 05:00 (5 Kommentare)

Unfälle mit großen Landmaschinen seien oft besonders gefährlich und hätten überdurchschnittlich oft einen recht tragischen Ausgang. Laut deutscher Versicherungswirtschaft seien 2019 bundesweit 59 Menschen bei Unfällen mit Traktoren ums Leben gekommen, 618 wurden schwer verletzt. Der Anteil der Traktorunfälle mit Toten und Schwerverletzten liege dabei deutlich über dem Gesamtschnitt, so die dpa.

Deshalb fordern Forscher nun schärfere Sicherheitsauflagen. Doch das ist nicht alles. Sie wollen auch ein Verbot des Führerscheins ab 16 in der Landwirtschaft.

Unfälle mit Landmaschinen sind unterschätzte Gefahr

Sie sind deutlich langsamer, als der übrige Verkehr. Hinzu kommt die oft schlechte Sicht wegen der voll beladenen Anhänger. Deshalb stellen Landmaschinen für Experten eine dramatische und unterschätzte Gefahr dar. Unfälle mit ihnen hätten oft besonders schlimme Folgen, erklärt Siegfried Brockmann, Leiter der Unfallforschung der deutschen Versicherungswirtschaft.

In einem Crash-Test wurde nun eine typische Zusammenprall-Situation beim Abbiegen zwischen einem Traktor und einem Auto mit Tempo 60 nachgestellt.

Der Pkw fuhr gegen einen Grubber, der am Heck des acht bis neun Tonnen schweren Traktors angebracht war. Der Airbag platzte und die gesamte A-Säule an der Front des Wagens wurde eingedrückt. Laut Brockmann wäre der Fahrer bei einem tatsächlichen Unfall „hundertprozentig tot“ gewesen.

Gründe für Zusammenstöße zwischen Autos und Traktoren

Gerade beim Abbiegen sowie Einbiegen von Traktoren auf Feldwege oder Straßen käme es häufig zu Zusammenstößen. Die Unfallforscher bezeichnen die Landmaschinen laut dpa als „inkompatible Unfallgegner“, denn:

  • sie seien wesentlich höher und deutlich schwerer als Autos
  • scharfe Anbaugeräte wie Pflüge oder Grubber würden bei der Fahrt über öffentliche Straßen oft verbotswidrig nicht hochgefahren
  • die Fahrer hätten durch überhängende Ladung wie Strohballen vielfach schlechte Sicht zur Seite und nach hinten und
  • Blinker seien immer wieder schlecht sichtbar oder defekt.

Traktor-Führerschein: Mindestalter von 18 gefordert

Brockmanns Kritik: In der Landwirtschaft dürften junge Fahrer ab 16 Jahren mit einer Geschwindigkeitsbegrenzung auf Tempo 40 tonnenschwere Traktoren fahren - bei Begrenzung auf 25 Stundenkilometer auch mit Anhängern. Ist ein Traktor mit zwei Anhängern unterwegs, so sei er völlig vergleichbar mit einem schweren Lkw, meint der Unfallforscher. Er fragt sich, ob 16-Jährige die Reife dafür haben - und liefert auch gleich die Antwort: „No!“ Das Mindestalter müsse bei 18 Jahren liegen, meint Brockmann.

Aber: Aufgeschlüsselte Unfallzahlen für 16- bis 18-Jährige liegen den Forschern bislang nicht vor.

Sicherheitsausstattung für Landmaschinen gesetzlich vorschreiben

  • Der Unfallforscher forderte außerdem, Notbrems- und Spurwechselassistenten für Traktoren gesetzlich vorzuschreiben. So könne man Zusammenstöße mit Zweiradfahrern im toten Winkel verhindern.
  • In unübersichtlichen Kreuzungsbereichen oder an anderen neuralgischen Stellen sollen Landwirte etwa hoch wachsenden Mais auf Feldern zurückschneiden.
  • Außerdem: Jeder Autofahrer solle immer gut überlegt entscheiden, ob das Überholen eines Traktors in der jeweiligen Situation wirklich notwendig und das Risiko wert sei.

Keine Freiwilligkeit: Gesetzlicher Zwang für Verbesserungen erforderlich

Allerdings seien Verbesserungen auf freiwilliger Basis, ohne gesetzlichen Zwang nicht zu erwarten, betonte Brockmann.

Das habe eine erste Studie zum diesem Thema im Jahr 2010 gezeigt. Die Versicherer hätten damals schon größere und besser sichtbare Blinker und Heckleuchten, Spurwechselassistenten und einen seitlichen Unterfahrschutz für Anhänger gefordert. Aber: Passiert sei seitdem nur sehr wenig, so die deutsche Versicherungswirtschaft.

Mit Material von dpa, Deutsche Versicherungswirtschaft

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