Mobbing bei Bauernkindern scheint ein massives Problem, das kaum thematisiert wird. „Fast jede Familie ist betroffen“, so Johannes Schmidt, Vorsitzender des Kinderschutzbunds Niedersachsen, gegenüber agrarheute. Die Bauernregeln-Kampagne von Ministerin Barbara Hendricks habe diese Entwicklung weiter verstärkt. Die gesellschaftlichen Kämpfe würden auf dem Rücken der Kinder ausgetragen. Mit Sprüchen wie „Dein Vater ist ein Tiermörder“ würden Kinder aus Bauernfamilien schikaniert.
Sorgentelefone laufen heiß
Schmidt vom Kinderschutzbund ist fassungslos über diese Entwicklung. Die Sorgentelefone, die Familien Beratung bei Mobbing anbieten, klingelten regelmäßig. Es sei teilweise so schlimm, dass Landwirte als Folge des Mobbings ihre Betriebe aufgeben. Das Problem sei auch, dass das Thema stark tabuisiert sei.
Schwere Folgen für Kinderpsyche
Für Kinder ist Mobbing besonders schlimm und folgenreich. Kinder könnten Vorwürfe wie „Tiermörder“ nicht einordnen, ziehen sich zurück und schämen sich dann oft für ihre Eltern. Dabei ist eine Identifikation mit dem Beruf der Eltern – insbesondere bei einem landwirtschaftlichen Betrieb – enorm wichtig für die Identitätsbildung von Kindern, erklärt Schmidt.
Appell an Politik und Bauernverbände
Man müsse unbedingt dagegen vorgehen und Kindergärten wie Schulen für das Problem sensibilisieren. Schmidt appelliert in dem Zusammenhang auch an die Bauern- und Landjugendverbände sich für das Thema stark zu machen. Der Kinderschutzbund stellt sich dafür gerne als Ansprechpartner und Berater zur Verfügung. Auch die Politik müsse sich dem Thema annehmen, damit die emotional aufgeladene Debatte um die Landwirtschaft nicht auf dem Rücken unseres Nachwuchs ausgetragen werde.
Tipps bei Mobbing lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des dlz agrarmagazin.
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