
Der Anteil der 25- bis 39-Jährigen liegt mit 63 Prozent unter den ausgewanderten Deutschen deutlich über dem Anteil dieser Altersklasse in der Gesamtbevölkerung. Das bestätigt eine Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB).
Bevorzugte Auswandererziele der Deutschen sind nach den Zahlen des Statistischen Bundesamts die Schweiz und Österreich. Das sind Länder, in denen die Sprachbarriere für deutsche Arbeitskräfte niedrig ist. Auch die kulturellen Unterschiede sind gering. Außerdem handelt es sich um direkte Nachbarländer Deutschlands.
„Nahezu alle deutschen Bundesländer haben Wanderungsverluste, mit Ausnahme von Niedersachsen. Relativ hoch sind die deutschen Verluste in Bayern und Baden-Württemberg, was auch mit der Nähe zu Österreich und der Schweiz zusammenhängt“, sagt Karl Brenke vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung gegenüber dem MDR.
„Am höchsten sind die Auswandererzahlen in den Stadtstaaten. Am wenigsten Menschen wandern in den ostdeutschen Flächenländern aus“, erklärt er weiter. Das dürfte auch an den Nachbarländern Polen und Tschechien liegen, die für die meisten Auswanderer als nicht attraktiv gelten, meint Brenke.
Fast 4 Millionen Deutsche arbeiten im Ausland

Die Entscheidung, das Land zu verlassen, geht meistens auf mehrere Gründe zurück. Dazu sagte Prof. Dr. Marcel Erlinghagen von der Universität Duisburg-Essen: „Es liegt immer ein ganzes Motivbündel zugrunde, letztlich muss das Gesamtpaket stimmen. Innerhalb dessen spielen berufliche Gründe bzw. das Einkommen eine zentrale Rolle.
In den meisten Fällen bilden Arbeit und Einkommen die wesentliche Motivation für einen Wegzug aus Deutschland. Insgesamt nennen 58 Prozent der Befragten berufliche Gründe bei der Entscheidung für ein Leben im Ausland. Eine Unzufriedenheit mit dem Leben in Deutschland wird in 18 Prozent der Fälle als hauptsächlicher Grund angegeben.
Nach Angaben der internationalen Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung ist (OECD) leben rund 3,8 Millionen Deutsche außerhalb Deutschlands. Mit einer Auswanderungsrate von 5,1 Prozent liegt Deutschland außerdem auf Platz drei im internationalen Vergleich. Nur in Großbritannien und Polen wandern noch mehr Menschen aus.
Kein Thema für die Politik?
In den politischen Debatten hierzulande geht es derzeit hauptsächlich um die Einwanderung nach Deutschland. Über die hohe Zahl der Abwanderung wird kaum gesprochen. Dabei ist sie ein wichtiger Bestandteil der deutschen Migrationsbewegungen.
So beziffert eine aktuelle Auswertung der Unternehmensberatung Boston Consulting Group den jährlichen Verlust an Wirtschaftsleistung aufgrund von Arbeitskräftemangel in den 30 größten Volkswirtschaften auf mehr als eine Billion US-Dollar, berichtet das Handelsblatt. Bis 2050 könnte demnach der jährliche wirtschaftliche Nutzen der Migration global 20 Billionen Dollar erreichen.
Ökonomen sagen, dass die Löhne in Deutschland nach Jahren der Zurückhaltung deutlich steigen müssten, um die Auswanderung zu bremsen und die dringend benötigenden Fachkräfte im Land zu halten. Ebenso wäre es nötig, das Steuer- und Abgabensystem umzubauen und auf ein angemessenes Maß zurückzuführen, damit die Arbeitnehmer netto mehr Geld im Portemonnaie behalten.
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