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Gasheizungen werden verboten – Gaskraftwerke neu gebaut – paradox?

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am Donnerstag, 27.04.2023 - 10:14 (2 Kommentare)

Der Einbau neuer Gasheizungen ist ab 2024 verboten. Gleichzeitig werden neue Gaskraftwerke gebaut. Damit wollen Versorger und Bundesregierung die Stromlücke schließen, die durch die Abschaltung von Atomenergie und Kohle entsteht. Paradox? Ja.

Gaskraftwerk.

/node/605107Der Atomausstieg ist vollzogen. Der Ausstieg aus der Kohle geht weiter. Vor diesem Hintergrund fordert die Energiebranche mehr Tempo beim Bau neuer Gaskraftwerke. Gleichzeitig dürfen die Verbraucher ab 2024 keine neuen Gasheizungen mehr einbauen – oder nur noch in als Hybridlösung in Kombination mit einer Wärmepumpe. Oder die Gasheizung wird künftig mit Wasserstoff betrieben.

Ganz anders die Energieversorger: Sie bauen neue Gaskraftwerke, um damit Strom zu erzeugen. Allein EnBW investiert in drei neue wasserstofffähige Gaskraftwerke rund 1,6 Mrd. Euro. „Durch den Zubau volatiler erneuerbarer Energien auf der einen Seite und dem gleichzeitigen Ausstieg aus Kernkraft und Kohle entsteht eine Lücke an regelbarer Leistung, die auf Knopfdruck zu jeder Tages- und Nachtzeit verfügbar sein muss.

Um diesen Bedarf zu decken, sind Gaskraftwerke unmittelbar notwendig“, erklärt die EnBW den Bau der Gaskraftwerke. Diese Gaskraftwerke sollen spätestens 2035 mit grünem Wasserstoff betrieben werden.

„Um die Versorgungssicherheit auch langfristig jederzeit gewährleisten zu können, brauchen wir wasserstofffähige Gaskraftwerke, die gesicherte, regelbare Leistung als Partner der Erneuerbaren Energien bereitstellen“, sagte die Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft, Kerstin Andreae, der Nachrichtenagentur dpa. Könnten diese nicht rechtzeitig in Betrieb gehen, hätte das hohe Klimagasemissionen zur Folge, denn Kohlekraftwerke müssten dann länger laufen.

Stromlücke sollen Gaskraftwerke schließen

Die Bundesregierung erwartet für die kommenden Jahre zwar einen Rückgang des Gesamtgasverbrauchs, da immer mehr Haushalte auf Wärmepumpen umrüsten müssen. Allerdings werde für die Stromerzeugung mehr Gas nötig sein, um die steigende Nachfrage von E-Mobilität zu decken, heißt es in einer Anfrage auf eine Anfrage der CDU/CSU-Fraktion. Prognosen zu Auslastungen in den Jahren 2025 und 2030 soll das Versorgungssicherheitsmonitoring der Bundesnetzagentur liefern.

Im Jahr 2022 betrug die Stromerzeugungskapazität von Gaskraftwerken insgesamt 33.839 Megawatt bei einer Gesamtleistung von 238.720 Megawatt aller Kraftwerke, wie beispielsweise Wind (64.680), Solar (63.038), Braunkohle (18.691) und Kernkraft (4.056). Die Bundesregierung plant indessen die Umrüstung von Gaskraftwerken zu wasserstofffähigen Anlagen. Der europäische Verband der Gas- und Dampfturbinenhersteller, EU-Turbines, beziffere die Mehrkosten für Neuanlagen auf fünf bis 20 Prozent, heißt es.

„Auf Grund des technischen Neulands gibt es noch keine fundierte Datenbasis zu den tatsächlichen Mehrkosten, sondern nur Schätzungen“. Der Bedarf an importiertem Erdgas werde bis 2030 weiter hoch sein, da die in Deutschland geförderten Gasmengen im Jahr 2021 lediglich knapp fünf Prozent des deutschen Gasverbrauchs gedeckt hätten.

„Außer den erneuerbaren Energien müssten schnellstmöglich wasserstofffähige Gaskraftwerke aufgebaut sowie weitere, flexibel steuerbare Kapazitäten wie Stromspeicher verfügbar gemacht werden, um die entstehende Lücke zu schließen. Wir gehen selbst unter optimistischen Annahmen davon aus, dass 2031 mindestens 15 Gigawatt an gesicherter Leistung im deutschen Strommarkt fehlen werden“, sagte der Vorstand des Branchenverbandes Zukunft Gas Timm Kehler.

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