Der Bayer-Konzern kann im ersten US-Prozess um angeblich verschleierte Krebsgefahren glyphosathaltiger Unkrautvernichter der Tochter Monsanto mit einer deutlich geringeren Strafe rechnen. Die zuständige Richterin Suzanne Ramos Bolanos wies gestern zwar einen Antrag Monsantos auf einen neuen Prozess ab, will die in einem früheren Urteil verhängten Schadenersatzzahlungen für den Saatguthersteller aber stark senken.
Monsanto soll 78 statt 289 Millionen Dollar Entschädigung zahlen
Aus dem entsprechenden Gerichtsdokument geht hervor, dass die Richterin statt der im August von einer Geschworenenjury in San Francisco beschlossenen insgesamt 289 Millionen Dollar eine Entschädigung von lediglich 78 Millionen Dollar (68 Mio Euro) für angemessen hält.
Falls der Kläger sich mit der geringeren Summe begnüge, werde der Prozess nicht neu aufgerollt. Monsanto hatte gegen das Urteil der Jury Berufung eingelegt und wegen unzureichender Beweise gefordert, dass der Fall neu verhandelt wird.
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Entscheidung hängt vorerst an Kläger Dewayne Johnson
Wie es jetzt weitergeht, liegt nach der Entscheidung der Richterin maßgeblich am erkrankten Kläger Dewayne "Lee" Johnson, der Monsanto-Herbizide wie Roundup und Ranger Pro für seinen Lymphdrüsenkrebs verantwortlich macht. Er muss bis 7. Dezember mitteilen, ob er weniger Schadenersatz akzeptiert.
Johnson dürfte nach Einschätzung seiner Ärzte wegen der Krebskrankheit nicht mehr lange leben; deshalb hatte er in Kalifornien Anrecht auf einen schnelleren Prozessbeginn.
Das Verfahren ist bedeutend, da in den USA nach jüngsten Angaben rund 8.700 Klagen wegen möglicher Erkrankungen durch Glyphosat gegen Monsanto laufen.
Bayer kündigt Berufung an
Bayer will gegen das revidierte Schadenersatzurteil Berufung einlegen. Die deutliche Reduzierung des Schadenersatzes durch das Gericht sei "ein Schritt in die richtige Richtung", doch sei Bayer nach wie vor überzeugt, dass das Urteil im Widerspruch zu den im Prozess vorgelegten Beweisen stehe, teilte der Dax-Konzern am Dienstag in Leverkusen mit.
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