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Bildung

Kommunikation: Pflicht für jeden landwirtschaftlichen Unternehmer

am Donnerstag, 06.09.2012 - 14:00 (Jetzt kommentieren)

Mannheim - Kommunikation als Unternehmerkompetenz ist das Leitthema der DLG-Unternehmertage. "Der gesellschaftliche Dialog muss zu einer Kernkompetenz des Landwirt werden", meint DLG-Präsident Carl-Albrecht Bartmer.

DLG-Präsident Carl-Albrecht Bartmer fordert dazu auf, die abgerissenen Kommunikationsstränge durch neue, modernere zu ersetzen und damit auch die Deutungshoheit über agrarische Themen wieder zu gewinnen. "Gerade Landwirte sind umfänglich eingebunden in lokale Strukturen, in kommunale Parlamente, Vereine, Kirchen und diverse Freundeskreise. Gerade dort sind wir glaubwürdig, weil wir als vertrauensvolle und authentische Persönlichkeiten wahrgenommen werden", so Bartmer.
 
Seiner Ansicht nach kann die Akzeptanz der Bevölkerung nur dann erlangt werden, wenn "wir die Auseinandersetzung mit der Gesellschaft als ureigene, nicht weg zu delegierende Aufgabe verstehen".

Rukwied: Vorstellung und Wirklichkeit driften auseinander

Auch der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV) Joachim Rukwied rief Landwirte und Marktpartner zu einer verstärkten Kommunikation mit der Gesellschaft und mit Meinungsträgern auf. "Kommunikation ist in unserer heutigen Mediengesellschaft mit ihrer hohen Informationsflut eine Verpflichtung für jeden landwirtschaftlichen Unternehmer", erklärte Rukwied.
 
Erhebliche Defizite sieht Rukwied in der Einschätzung der Verbraucher im Tier-, Natur- und Umweltschutz, was die gesamte Branche vor große Herausforderungen stelle. In diesen Fragen drifteten Erwartungen und die vom Verbraucher gesehene Wirklichkeit noch weit auseinander. Neue Wege, zu informieren und Vertrauen für die landwirtschaftliche Produktion besonders der Tierhaltung aufzubauen, sieht Rukwied auch in der Kommunikation über das Internet. 

Ehrenstein: Ein realistisches Bild von Landwirtschaft vermitteln

Die Journalistin Claudia Ehrenstein von der Tageszeitung "Die Welt" (Berlin) wies darauf hin, dass die Landwirtschaft in der Bevölkerung sehr hohes Ansehen genießt. Die Verbraucher würden ihre Achtung aber auch mit hohen Erwartungen verbinden, die von den meisten Landwirten in Bezug auf Umwelt-, Natur- und Tierschutz nicht erfüllt werden. Zwischen Wunsch und Wirklichkeit klaffe eine große Lücke. Moderne Technik auf dem Feld und im Stall werde nicht als Fortschritt sondern als Bedrohung empfunden. Verbraucher haben, wie Ehrenstein weiterhin sagte, noch eine sehr romantisierende Vorstellung von Landwirtschaft, die von persönlichen Erfahrungen geprägt ist. Aber auch die Branche selbst bedient nach Ansicht der Redakteurin dieses Bild, indem sie ihre Produkte entsprechend bewirbt, etwa mit musealen Bildern von Windmühlen und alten Bauernhöfen.
 
Die Landwirte stünden daher vor der Herausforderung, ein realistisches Bild von moderner Landwirtschaft zu vermitteln. "Sie müssen in die Offensive gehen, dabei die Sorgen der Verbraucher aufgreifen, auch die eigenen Positionen überdenken und durchaus bereit für Veränderungen sein", riet die Journalistin. Mit Blick auf die neuen Medien verwies Claudia Ehrenstein auf die Möglichkeit, über Twitter eigene Botschaften zu setzen und sich in Diskussionen einzumischen.
 
von Plate: Persönlichen Kontakt suchen
 
Auch der Landwirt Carl-Christian von Plate aus Imbshausen (Niedersachsen) sieht eine wichtige Aufgabe darin, Botschaften aufzunehmen und die gesellschaftliche Kompatibilität des eigenen Tuns in eigene Betrachtungen aufzunehmen. Insbesondere der persönliche Kontakt von Betriebsleitern zur Gesellschaft biete große Chancen: "Die Einschätzungen der Öffentlichkeit zu Aspekten der Landwirtschaft sind deutlich positiver, wenn die Befragten einen Landwirt kennen. Im persönlichen Zugang der Menschen zu Informationen über Landwirtschaft sieht der niedersächsische Landwirt einen zentralen Schlüsselfaktor für wirksame Kommunikation. Den Verbänden und Organisationen komme seiner Meinung nach eine entscheidende Rolle bei der Unterstützung von Landwirten in der Öffentlichkeitsarbeit zu - von der Gestaltung einer Website bis zur Gesprächsgestaltung.

Schulze-Esking: Kommunikationsstrategie entwicklen
 
Der Schweinehalter Philipp Schulze-Esking aus Billerbeck (Nordrhein-Westfalen) sieht in Sachen Kommunikation künftig drei Ziele, die es zu erreichen gilt: "Wir brauchen den sehr gut ausgestatteten großen Topf für die gesamte Wertschöpfungskette, nicht für generische Werbung alla CMA, sondern für überregionale Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, um auf ungerechtfertigte Kritik schnell und konzentriert reagieren zu können. Zweitens muss die Arbeit der verschiedenen Verbände hinsichtlich sachlicher Aufklärung der gesellschaftlichen Multiplikatoren intensiviert und besser koordiniert werden. Und drittens muss jeder Schweinehalter zum Öffentlichkeitsarbeiter vor Ort ausgebildet werden."
 
Paffen: Imagepflege unverzichtbar
 
Für den Marktfruchterzeuger Jürgen Paffen aus dem thüringischen Weißensee ist die Imagepflege im direkten sozialen Umfeld, insbesondere zu Menschen, die keinen Kontakt zur Landwirtschaft haben, unverzichtbar. So sieht er in Hoffesten, in der Unterstützung von Schulen, Kindergärten, Vereinen sowie der Kirchen und Kommunen wirksame Maßnahmen. Auch komme dem engen Kontakt zur regionalen Presse und Politik sowie der Beschäftigung von Mitarbeitern aus der Region große Bedeutung zu. Für ihn steht darüber hinaus aber auch fest, dass die vielfältigen emotionalen Angriffe aus gesellschaftlichen Kreisen nicht mit sachlichen Argumenten abgewehrt werden können. "Wir müssen Geld für Öffentlichkeitsarbeit ausgeben sowie einfache und emotionale Botschaften senden." Paffen machte sich darüber hinaus dafür stark, in Kooperation mit anderen Landwirten Internet-Webseiten einzurichten oder auch gemeinschaftlich regionale Radiowerbung zu betreiben. Damit hätten die Landwirte in seiner Region schon gute Erfahrungen gemacht.
 
Heute steht das Thema Agrarmärkte und Warenströme auf der Tagesordnung der DLG-Unternehmertage. Mehr dazu lesen Sie in Kürze auf agrarheute.com.

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