
Niedersachsen und Brandenburg sind am meisten von geplanten Wiedervernässung der Moore betroffen. Seit Jahrhunderten wurden die Moore in Niedersachsen und in Brandenburg entwässert und urbar gemacht. „Dadurch haben die Menschen dort Heimat gefunden, sich eine Lebensperspektive und einen Wirtschaftsstandort geschaffen“, sagt Karsten Padeken, Vorsitzender des Landvolkkreisverband Wesermarsch.
Eine dem Klimaschutz dienende Wiedervernässung ganzer Regionen ohne ausreichende finanzielle Umstrukturierungshilfen gleiche einer kalten Enteignung auf dem Rücken der Menschen, sagt Padeken. Grund für den Protest der Landwirte in Niedersachsen ist die Bund-Länder-Zielvereinbarung zum Moorbodenschutz, die Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast und Umweltminister Olaf Lies unterzeichnet haben. „Da wurde dem Bund viel zugesagt und viel zu wenig Gegenleistung eingefordert“, sagt Padeken.
Der Vorsitzende des Landvolks Wesermarsch fordert die Landesregierung auf, unverzüglich eine Folgenabschätzung und ein umfassendes Finanzierungskonzept für die Umstrukturierung in den betroffenen Moorgebieten vorzulegen. Die ausgehandelten 330 Millionen Euro für alle Bundesländer zusammen als Gegenleistung für die zugesagte Minderung von fünf Millionen Tonnen Kohlendioxid-Äquivalente reichen nach Einschätzung des Landvolk Niedersachsen kaum für die dafür notwendigen wasserwirtschaftlichen Planungs- und Verfahrenskosten aus.
"Niedersachsen ist von allen Bundesländern am meisten von der vereinbarten Umstrukturierung in den Moorgebieten betroffen. Das geht nur mit Strukturhilfen im großen Maßstab, um den Menschen vor Ort eine Perspektive zu bieten“, sagt Padeken.
Eingriffe in die Landbewirtschaftung - Flächenverluste
In Brandenburg ist die Situation im übrigen ähnlich. Dort sind allein 265.000 Hektar Moorfläche entwässert. Das entspricht etwa dreimal der Fläche von Berlin. Bundesweit sind mehr als 90 Prozent der Moore entwässert worden. Landwirte sollen nun freiwillig, den Wasserspiegel in den entwässerten Mooren und heutigen Äckern anheben. Als Ausgleich sollten sie Entschädigungen erhalten, wenn sie ihre Felder vernässen, sagt der brandenburgische Umweltminister Axel Vogel von den Grünen.
Kritisiert werden die geplanten Maßnahmen zur Wiedervernässung der Moorgebiete vom Vorsitzenden des Bundesverbandes der gemeinnützigen Landgesellschaften (BLG), Christopher Toben. Er sagt, die Maßnahmen erforderten nämlich eine Umstellung der landwirtschaftlichen Betriebe und hätten auch Auswirkungen auf die angrenzenden Ortschaften.
Nach Einschätzung des brandenburgischen Bauernverbandes (LBV) können die Brandenburger Moore durchaus eine Rolle bei Klimaschutz spielen. „Entscheidend ist jedoch der umsichtige Umgang mit den flächenmäßig sehr umfangreichen Moorstandorten, zumal es möglich ist, positive Effekte auf das Klima zu erzielen, ohne die landwirtschaftliche Nutzbarkeit durch eine radikale Wiedervernässung zu gefährden“, sagte LBV-Präsident Hendrik Wendorff.
Negative Folgen für Landwirtschaft und Anwohner

Maria Lubkoll, Projektmanagerin der Klimabauern beim LBV Brandenburg wies auf weitere Konsequenzen hin: „Nicht nur die gesellschaftlich gewollte Weidehaltung von Rindern wäre nicht mehr möglich, auch die Lebensqualität der Menschen in den betroffenen Regionen würde stark eingeschränkt, denn stehende Gewässer bieten ideale Lebens- und Reproduktionsbedingungen für Mücken, die auch Krankheiten übertragen können “, so Lubkoll.
Bauernpräsident Wendorff und die Landwirte Burghard Haseloff und Jens Schreinicke sprachen sich ausdrücklich für Maßnahmen des Moorschutzes aus, wobei sie die moorschonende Stauhaltung, als einen gangbaren Weg bezeichneten, der landwirtschaftliche Nutzung und Erfordernisse des Klimaschutzes zusammenbringen könnte.
Darüber hinaus forderten Sie jedoch die frühzeitige Einbindung von Flächeneigentümern und Landwirten, da alle Maßnahmen in dieser Richtung erhebliche Auswirkungen auf die Infrastruktur der ländlichen Räume haben und komplette Dörfer auf Mooren erbaut sind. „Damit Moore ihre CO2-speichernde Funktion wahrnehmen können, müssen sie nass sein. Dem könnte Rechnung getragen werden, indem der Wasserpegel bis auf 40 Zentimeter zur Grasunterkante angestaut wird.
Auf diese Weise könnten Klimaschutzeffekte erzielt werden und die betroffenen Flächen wären weiterhin durch Landwirte wirtschaftlich nutzbar“, so Wendorff.
Ackerbau eigentlich nicht mehr möglich

Moorböden machen derzeit bundesweit etwa acht Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche aus, sagen Statistiker. In der Vergangenheit waren Moore wichtige Reserveflächen für die Landwirtschaft.
Bei Knappheit an landwirtschaftlichen Flächen wurden Moore entwässert und bewirtschaftet. Das gab es etwa im 18. Jahrhundert unter Friedrich dem Großen und auch in der DDR. Aufgrund des hohen Bedarfs an Nahrungsmitteln, Rohstoffen und Energie ist der Bedarf an landwirtschaftlichen Flächen – und damit auch an Moorflächen also hoch. Entwässerung, Ackernutzung oder auch der Bodenumbruch für Moorstandorte sind aus klimatechnischer Sicht jedoch problematisch.
Das Landesamt für Umwelt in Brandenburg (LfU) sagt: „Für den Erhalt des Moorkörpers sind sommerliche Wasserstände erforderlich, die höher als 20 Zentimeter unter Flur liegen. Bei diesen Wasserständen sind die Nutzungsmöglichkeiten eingeschränkt.“ Im Ackerbau werden nach den Berechnungen des LfU infolge der jährlichen Bodenbearbeitung und der hierfür erforderlichen Entwässerung, 36,5 Tonnen Kohlendioxid je ha emittiert.
Nach Angaben des Umweltministeriums stammten zuletzt etwa 53 Millionen Tonnen CO2-Emissionen aus entwässerten Moorböden. Das sind 6,7 Prozent der Treibhausgasemissionen Deutschlands.
Hier ist Ihre Meinung gefragt
Werden Sie Teil unserer Community und diskutieren Sie mit! Dazu benötigen Sie ein myDLV-Nutzerkonto.