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Bildung

Strukturwandel: Schwarz-Weiß-Malerei hilft wenig

am Freitag, 24.01.2014 - 14:00 (Jetzt kommentieren)

Berlin - Schwarz-Weiß-Maleren hilft wenig, wenn es um die Zukunft geht. Beim Junglandwirtekongress des BDL ging es um Strukturwandel und mögliche Chancen.

"Wachsen, weichen oder…? - Der Strukturwandel und seine Chancen". Ein Thema, das Brisanz hat. Wie unterschiedlich die Konsequenzen des Strukturwandels für Landwirte sein können, darüber berichteten die Teilnehmer auf dem Junglandwirtekongress. Die Veranstaltung organisieren der Bund der Deutschen Landjugend (BDL) und der Deutsche Bauernverband (DBV) gemeinsam. Mehr als 300 junge Landwirte waren vergangenen Samstag im ICC Berlin auf der Grünen Woche dabei.
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Landwirte stellen ihre Konzepte vor

Den Auftakt der Veranstaltung machten zwei 33-jährige Jungunternehmer aus dem Nordwesten Deutschlands. Zuerst stellte Stefan Teepker aus Handrup sein Konzept vor. Der Emsländer hat seinen Ein-Mann-Betrieb zu einem großen Familienbetrieb mit mehreren Angestellten entwickelt.
 
Für Harje Kaemena stand ein Aufstocken des Tierbestandes oder eine Vergrößerung der Fläche nicht an erster Stelle. Er hat vielmehr die Nähe zu Bremen genutzt und seinen Hof so umgebaut, dass er dort Feriengäste und Tagestouristen begrüßen und sie mit dem Eis aus der Milch seiner Kühe bewirten kann. "Letztlich muss der Hof zum Betriebsleiter, seiner Familie und in die Region passen - da sind die Voraussetzungen nicht bei jedem gleich", stellt Kaemena fest.

Landwirtin wagt Neueinstieg

Magdalena Zelder, die den BDL auf dem Podium vertrat, wagte einen Neueinstieg in die Landwirtschaft. Seit Sommer 2013 bewirtschaftet sie zusammen mit ihrem Ehemann einen etwa 100 Hektar großen Milchviehbetrieb mit 65 Kühen und deren Nachzucht in Wittlich-Bombogen.
 
Die 25-Jährige ging auf die Herausforderungen und Schwierigkeiten dabei ein. Wichtiger sei jedoch, dass die Junglandwirte in Deutschland in der privilegierten Lage seien, selbst darüber zu bestimmen, für welche Art der Betriebsführung sie sich entscheiden. Das müsse auch in Zukunft unbedingt erhalten bleiben.

Knackpunkt 'bäuerliche Landwirtschaft'

Der Strukturwandel in der Landwirtschaft birgt durchaus gesellschaftliche Brisanz. Die CSU-Bundestagsabgeordnete Marlene Mortler machte in der Diskussion deutlich, dass sie die Zukunft in Produktivität und Effizienz sieht: "Vermarktung findet nicht nur auf den Wochen-, sondern auch auf den Weltmärkten statt!"
 
Unterstützt wurde sie vom DBV-Vizepräsident Udo Folgart. Er wies darauf hin, dass jeder vierte Euro, der in der Landwirtschaft verdient wird, aus dem Exportgeschäft stammt. Folgart ging auch auf die Situation in Brandenburg ein. Nach 1989 habe es kaum ein Zurück in die alten Familienbetriebe gegeben. Vielmehr wird Landwirtschaft dort in Mehrfamiliengesellschaften betrieben.
 
Für Henrik Maaß sei das keine bäuerliche Landwirtschaft. Der junge Mann aus dem Bundesvorstand der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) sieht es kritisch, Eigentum in großen Strukturen zu bündeln. "Lieber zehn Kleinbetriebe statt ein großer. Sonst haben Neueinsteiger keine Chance", sagte er.

Botschaft an die Politik

In der vom stellvertretenden BDL-Bundesvorsitzenden Thomas Huschle moderierten Diskussion spielten die Zwänge eine große Rolle. Die Unabhängigkeit, sei es von Saatgutunternehmen oder von den Vorstellungen anderer, sei ein wichtiges Gut und die Betriebsgröße nicht das Maß der Dinge.
 
Groß sei nicht automatisch schlecht für Tier und Land, und Klein gut. Diese Schwarz-Weiß-Malerei sei wenig hilfreich, wenn es um die Zukunft ginge, zeigten sich die Junglandwirte in der Debatte einig. "Unsere Botschaft an die Politik und die Gesellschaft ist klar: Bitte sorgt dafür, dass wir alle Möglichkeiten haben, uns wirtschaftlich gut aufzustellen", so Harje Kaemena.
 
"Ihr seid Unternehmer. Ihr entscheidet, was zu euch passt, was ihr erreichen wollt. Lasst euch nicht von anderen treiben." Mit diesem Rat beendet Matthias Daun, Vorsitzender des BDL, den Kongress.
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