Über 66.000 Hektar landwirtschaftlicher Kulturen wurden der Vereinigten Hagelversicherung vom 18. bis 25. Juni als geschädigt gemeldet. Damit hat sich die Schadensfläche innerhalb weniger Tage verdoppelt. Nach ersten Besichtigungen rechnet die Versicherung mit einem Schaden von 20 Mio. bis 23 Mio. Euro, auch das eine Verdopplung im Vergleich zum Anfang der vergangenen Woche.
Die Ursache der lokal verheerenden Schäden an Getreide und Sonderkulturen waren sogenannte Superzellen. Sie zogen von Frankreich kommend über Baden-Württemberg und Bayern bis nach Österreich und Tschechien. Örtlicher Starkregen mit enormen Regenmengen aus sogenannten Wasserbomben und Hagelschlossen in der Größe von Tennisbällen führten oftmals zu Totalschäden.
Am Abend erneut unwetterartiger Starkregen erwartet
Für die laufende Woche ist mit einer Entspannung nicht zu rechnen. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) rechnet am heutigen Montag (28.6.) mit einer zunehmenden Gewitterneigung im Westen und Südwesten sowie in den Mittelgebirgen. Im Tagesverlauf steigt das Potenzial auch für kräftige Gewitter wieder an.
Ab dem Abend und in der Nacht zum Dienstag steht nach Einschätzung des DWD wahrscheinlich sogar wieder eine Schwergewitterlage ins Haus. Von Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz bis nach Hessen und Franken könnte ein mächtige Gewitterfront mit unwetterartigem Starkregen und schweren Sturmböen, anfangs auch mit größeren Hagel, durchziehen.
So funktionieren die Monster-Gewitter
Die Gewitter-Superzellen, die vorige Woche so große Schäden hinterließen, sind rotierende und sehr langlebige Gewitterwolken. Wie der DWD erläutert, ist ihr wichtigstes Merkmal ein mächtiger rotierender Aufwindbereich, ein sogenannter Mesozyklon. Er erzeugt am Boden einen Unterdruck, sodass – wie bei einem Staubsauger – beständig warme und energiegeladene Luft am Boden angesaugt und bis über 10 km Höhe transportiert wird.
Durch die Langlebigkeit und die massive Kraft des rotierenden Aufwinds können Hagelkörner mehrfach in die Höhe geschleudert werden. Dann wachsen sie zu großen Hagelbrocken heran. In der vergangenen Woche waren im Süden Deutschlands die Bedingungen für diese rotierenden Monster ideal.
Die "Lechtalerin" zieht eine Spur der Verwüstung
Im Alpenvorland war daher das Wetterphänomen der "Lechtalerin" zu beobachten. Der Name dieser Unwetterlage rührt von ihrer Entstehungsregion im südlichen Lechtal her. Hat sich die Lechtalerin einmal gebildet, zieht sie meist in einer leichten Rechtskurve über den Ammersee oder Starnberger See südlich an München vorbei und anschließend weiter ostwärts ins östliche Oberbayern oder südliche Niederbayern.
Vorige Woche war dies am 21. und am 22. Juni der Fall. Beide Superzellen hinterließen eine hunderte Kilometer lange Schneise mit massiven Ansammlungen von mehreren Zentimeter großen Hagelkörnern.
Landwirtschaft kommt auch in Österreich nicht zur Ruhe
Die heftigen Gewitter halten seit Tagen auch Österreich in Atem. Große Schäden wurden in Salzburg verzeichnet. In Oberösterreich und Niederösterreich wurde zeitweise Katastrophenalarm ausgelöst. Am vergangenen Freitag erreichten die Unwetter auch die Steiermark und das Burgenland.
In Oberösterreich haben die schweren Hagelunwetter zu Beginn der vorigen Woche innerhalb von 24 Stunden in der Landwirtschaft einen Gesamtschaden von 22 Millionen Euro verursacht. Am Freitag kamen in der Steiermark und im Burgenland weitere Schäden in Höhe von 8 Mio. Euro hinzu.
„Die Landwirtschaft kommt nicht zur Ruhe. Faktum ist, Wetterereignisse werden durch die Klimakrise häufiger und extremer“, sagte der Chef der Österreichischen Hagelversicherung, Dr. Kurt Weinberger.
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