Laut dem Agrarexperten Klaus John sei die Zahl der ausländischen Agrarexperten in Russland in den letzten Jahren aus mehreren Gründen stark zurückgegangen. Er erklärt: „Russland hat vermehrt auf die Lokalisierung ausländischer Produktion hingearbeitet, um sich von Technik, Produktionsmitteln und Anlagenbau aus dem Ausland unabhängiger zu machen und das zugehörige Know-how aufzubauen. Diese Partnerschaften waren für deutsche Unternehmen immer schwierig, auch wenn damit der deutlich bessere Zugang zu den russischen Märkten gegeben war." Mit der Invasion der Ukraine habe sich Russland diese Möglichkeiten der Zusammenarbeit selbst zerstört.
Schränkt Russland den Agrarhandel mit dem Westen weiter ein?
Klaus John hält weitere Einschränkungen des Agrarhandels mit Europa und den USA von russischer Seite für möglich. So sei derzeit beispielsweise die Sanktionierung von Saatgut-Einfuhren nach Russland im Gespräch. Sollte das kommen, würde es einer deutlichen Abnahme der Agrarproduktion führen. Zur agrarischen Zusammenarbeit zwischen Russland und der EU sieht John aber keine Alternative: „Europa wird nicht drum herumkommen, die wirtschaftliche Zusammenarbeit wieder auszubauen. Während wichtige Agrarunternehmen in Russland noch die Stellung halten, denken aktuell jedoch einige große Agrarkonzerne eher über ihren Rückzug aus dem nicht sanktionierten russischen Agrarmarkt nach.“
Wir China neuer wichtigster Partner für Russland im Agrarbereich?
Agrarexperte Klaus John schließt aus, dass China neuer Hauptpartner für Russlands Landwirtschaft wird. Wie aber das Vertrauensverhältnis zwischen Russland und der EU wieder hergestellt werden könne, könne er nicht sagen. Für ihn steht jedoch außer Frage, dass die Welt auf die gigantische Flächen- und Betriebsstruktur Russlands angewiesen ist.
Warum Russland eine wichtige Rolle im Agrarbereich für Deutschland spielt
Europa als Ganzes und Deutschland im Besonderen haben den Aufbau einer umfassenden russischen Agrarwirtschaft in den vergangenen zwei Jahrzehnten erst ermöglicht, so Klaus John. Er betont: „Der Anteil von niedersächsischen Unternehmen ist hierbei immens. Ob durch Sanktionen bedingt oder den Rückzug von Firmen – es steht schon heute fest, dass die Agrarproduktion Russlands sich auf sehr schwierige Zeiten einstellen muss." Neben Maschinen und Ersatzteilen, die nicht zur Verfügung stehen, seien die Gründe dafür vor allem der notwendige Wissenstransfer, der dann fehle. Dazu käme die „extreme Verunsicherung“ bei den landwirtschaftlichen Betrieben selbst.
Wer ist Agrarexperte Klaus John?
Klaus John ist Landwirt und Agrarwissenschaftler Klaus John aus dem Landkreis Nienburg. Mit der der niedersächsischen Agrarwirtschaft ist er eng verbunden. Zudem war er mehr als zehn Jahre in Woronesch unweit der ukrainischen Grenze für das zweitgrößte russische Agrarunternehmen tätig.
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