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EuroTier 2022: Rapsmarkt

Ernteprognose Raps: Warum 2023 das letzte gute Jahr werden könnte

Die Rapsbestände in Deutschland haben sich bisher gut entwickelt, sodass die Prognose für die Rapsernte 2023 erst einmal positiv ausfällt. Doch sicher ist für Rapserzeuger nichts - besonders auf lange Sicht.
am Mittwoch, 16.11.2022 - 11:30 (4 Kommentare)

Die Rapsbestände in Deutschland haben sich vergrößert und gehen gut entwickelt in den Winter. Trotzdem sieht die Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen (UFOP) im aktuellen politischen Kurs Risiken und warnt vor Rückschritten bei der Produktion.

Wie Detlef Kurreck, Vorsitzender der UFOP, gestern (15.11.) bei der EuroTier in Hannover feststellte, war die Trockenheit vielerorts zwar eine Herausforderung für die Rapsaussaat im letzten Jahr, doch die Bestände hätten sich insgesamt gut entwickelt.

Die Anbaufläche habe sich auf 1,1 bis 1,13 Mio. Hektar vergrößert, was wohl dem Anstieg der Erzeugerpreise für Raps infolge des Kriegs in der Ukraine geschuldet sei. Laut Kurreck habe die Anbaufläche besonders im Norden und Süden Deutschlands zugenommen. Insgesamt sei die Rapsfläche um 50.000 Hektar größer als zur Ernte 2022.

Pflanzenbaulich gute Voraussetzungen für den Raps, …

Auch bei der Vorstellung der letzten Rapsernte zeigte sich Kurreck zufrieden. 2022 habe es selbst an den schlechteren Standorten erfreulich hohe Hektarerträge beim Raps gegeben. Der bundesweite durchschnittliche Hektarertrag lag knapp unter 40 dt. Auf 4,3 Mio. Tonnen belief sich die bundesweite Erntemenge, die das Vorjahresergebnis um 800.000 Tonnen übertreffen konnte. Insgesamt wurden hohe bis sehr hohe Ölgehalte erreicht. „2022 hat Zuversicht für den Rapsanbau aufkommen lassen“, sagte der UFOP-Vorsitzende.

Für die Rapsbestände, die jetzt auf den Flächen sind, befürchtet Kurreck keine großen Auswinterungen. Insbesondere im Norden hätten einige früher ausgesäte Bestände bereits im September eingekürzt werden müssen.

… aber die Politik bremst den Anbau aus

Bei der EuroTier in Hannover gab die Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen einen Ausblick zur Rapsernte 2023. V. l. n. r.: Geschäftsführer Stephan Arens, Vorsitzender Detlef Kurreck, stellvertretender Vorsitzender Dietmar Brauer.

Trotz dieser vielversprechenden Aussichten warnte Kurreck vor künftig ungenutztem Potenzial aufgrund politscher Vorgaben. „Wir dürfen nicht die Augen vor anstehenden Problemen verschließen“, sagte er und unterstrich die Bedeutung des heimischen Rapsanbaus in der aktuellen Situation.

So seien die Versuche des Bundesumweltministeriums (BMU), den Anteil an Biokraftstoffen aus Anbaubiomasse zu reduzieren, für die UFOP unverständlich. Beim kürzlich geänderten Brennstoffemissionshandelsgesetz habe das BMU versucht, den CO2-Preis auf Bioenergie auszuweiten. Erst kurz vor Torschluss habe dieser Vorschlag gestrichen werden können. In den Eckpunkten der geplanten Biomassestrategie sei die energetische Nutzung von Anbaubiomasse erst an letzter Stelle im Sinne einer Kaskadennutzung vorgesehen. Das widerspreche dem Ziel der Treibhausgasminderung.

Auf europäischer Ebene gefährde die Farm-to-Fork-Strategie die Erträge und Qualitäten. Kurreck betonte, dass die drohenden Ernteeinbußen dem Ziel einer größeren europäischen Eiweißpflanzenerzeugung entgegen stünden. Um die Vielfalt der Kulturpflanzen zu erhalten, müssten außerdem die Standards beim Pflanzenschutz angeglichen werden. Darüber hinaus müsse die Politik vermehrt den Schwerpunkt auf Innovationen legen. „Die politischen Rahmenbedingungen, die in den kommenden Monaten und Jahren verabschiedet werden, entscheiden darüber, ob die heimischen Öl- und Eiweißpflanzen auch in Zukunft eine Rolle spielen können“, stellte Kurreck fest.

Neben politischen Hindernissen seien es aber auch Dürren beziehungsweise der Klimawandel, der die Erträge in Zukunft mindern könnte. Der UFOP-Vorsitzender erinnerte an die schwierigen Bedingungen zur Rapsaussaat 2018. Von den guten Erträgen im letzten Jahr dürften sich die Erzeuger nicht blenden lassen.

Sonnenblumenanbau wird wieder zurückgehen

Gemeinsam mit Dietmar Brauer, stellvertretender UFOP-Vorsitzender und tätig in der Pflanzenzucht, bewertete Kurreck den Markt vor dem Hintergrund des Kriegs in der Ukraine. Brauer erklärte, dass die steigenden Düngemittelpreise ein Impulsgeber für den Leguminosenanbau sind.

Schon zur Ernte 2022 sei die Anbaufläche für Ackerbohnen, Körnererbsen, Sojabohnen und Süßlupinen auf 290.000 Hektar angewachsen. Hier gebe es eine gute heimische Züchtungsarbeit. Insbesondere die Entwicklung bei den Sojabohnen sei besonders dynamisch.

Für den Sonnenblumenanbau prognostizierten die Experten allerdings, dass sich die 80.000 Hektar große Anbaufläche von diesem Jahr wieder deutlich reduzieren werde. Viele Landwirte seien ohne Erfahrung in den Sonnenblumenanbau eingestiegen. Brauer erläuterte, dass Raps und Sonnenblumen bereits aus dem Schwarzmeerraum exportiert worden seien, bevor Russland die Ukraine Ende Februar angegriffen hat. Die Hamsterkäufe seien deshalb für die Fachwelt nicht nachvollziehbar und eine völlig falsche Abhandlung gewesen.

In der Mitte und im Süden der Ukraine hätten die Landwirte die Ernte laut Brauer recht gut bewältigen können. Weil die Kulturen aber nicht bedarfsgerecht gepflegt werden konnten, habe es dennoch weniger Erträge gegeben. Insbesondere habe es an Treibstoff gefehlt.

Momentan gebe es beim Export immer noch Probleme, weil der Warenstau in der Ukraine noch nicht aufgelöst werden konnte und es zu Stromschwankungen komme.

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