Rund 100,8 Milliarden Euro Umsatz hat der Discounter Lidl im Geschäftsjahr 2021 erreicht, eine Steigerung von 4,7 % gegenüber dem Vorjahr. Das meldete die Schwarz-Gruppe am 19. Mai 2022. Es ist das erste Mal, dass Lidl weltweit einen Umsatz von über 100 Milliarden Euro erreicht hat. Auch die kleinere Schwester Kaufland schrieb sehr gute Umsatzzahlen und kam im Geschäftsjahr 2021 (Stichtag der Bilanz: 28. Februar 2022) auf 27,3 Milliarden Euro Umsatz, ein Plus von 7,4 % gegenüber dem Vorjahr. Mit diesem Ergebnis tragen Lidl und Kaufland maßgeblich zu den weltweiten Umsatzzahlen der Schwarz Gruppe bei – letztere beliefen sich im Jahr 2021 auf insgesamt 133,6 Milliarden Euro.
Welche Auswirkungen haben steigende Lebensmittelpreise auf Lidl und Co?
Noch ist unklar, wie sich die massiven Preissteigerungen bei einigen Lebensmitteln in Folge der russischen Invasion der Ukraine ab dem 24. Februar 2022 auf den Umsatz von Lidl und anderen Discountern auswirken. Branchenkenner gehen davon aus, dass insbesondere diese Lebensmittelhändler profitieren, während Vollsortimenter wie Rewe und Edeka, aber vor allem hochpreisige Lebensmittelfachhändler zu den Verlierern steigender Lebensmittelpreise gehören werden.
Was sagen Branchenexperten zur Marktentwicklung für Discounter, Vollsortimenter und Fachgeschäfte?
Robert Kecskes vom Marktforschungsinstitut GfK sagte Ende April 2022 gegenüber dem Handelsblatt: „Das Budget der Kunden ist durch die allgemeinen Kostensteigerungen gesunken. Es herrscht eine riesige Unsicherheit in der Bevölkerung, die sich auch schon überraschend stark im Kaufverhalten niederschlägt.“ Wie das Handelsblatt unter Berufung auf Zahlen von GfK weiter berichtet, hätten Discounter wie Aldi und Lidl im März 2022 nur 4 % Umsatz verloren, im Gesamtmarkt sei er hingegen um 8 % zurückgegangen. Am härtesten getroffen seien Fachgeschäfte wie Metzgereien. Hier sei der Umsatz im März 2022 sogar um 14 % gesunken.
Verzichten Verbraucher wegen teureren Lebensmitteln auf Nachhaltigkeit?
Obwohl die Lebensmittelpreise steigen, legen deutsche Verbraucherinnen und Verbraucher jedoch immer mehr Wert auf Nachhaltigkeit. Das geht aus einer weiteren Untersuchung des Marktforschungsinstituts GfK vom Mai 2022 hervor. Demnach sei für 74 % der Deutschen die Verschmutzung der Umwelt ein ernstzunehmendes Problem, 69 % fürchten den Klimawandel. Knapp zwei Drittel (68 %) der Deutschen forderten von Unternehmen, nachhaltig zu handeln.
Wie lässt sich der Wunsch nach Nachhaltigkeit messen?
Das GfK erhebt seit Februar 2022 einen Nachhaltigkeitsindex. Dieser umfasse laut Angaben des Marktforschungsinstituts die geplanten sowie getätigten Käufe von Produkten des täglichen Bedarfs und größeren Anschaffungen wie von Möbeln oder elektronischen Geräten. Außerdem erfasse er die Bereitschaft der Konsumenten, für umweltfreundliche Produkte einen höheren Preis zu bezahlen. Während der Index im Februar 2022 bei 39,0 Punkten gelegen habe, liege er im Mai bei 39,7. Damit habe er sich wesentlich stabiler gehalten als die Anschaffungsbereitschaft der Verbraucherinnen und Verbraucher. Hatten im März noch 35 % von ihnen gegenüber dem GfK angegeben, in den nächsten 12 Monaten größere Anschaffungen tätigen zu wollen, so sei dieser Wert im April auf 25 % gesunken. 81 Prozent der Befragten machen sich laut GfK Sorgen wegen steigender Lebensmittelpreise, 61 Prozent wegen steigender Preise für größere Anschaffungen.
Was tut Lidl für mehr Nachhaltigkeit?
Auch Lidl setzt nach eigenen Angaben auf mehr Nachhaltigkeit. Im April kündigte der Discounter an, gemeinsam mit dem Zertifizierer GLOBALG.A.P. und weiteren Partner einen branchenweiten Standard für den Schutz der Biodiversität im konventionellen Obst- und Gemüseanbau in Europa entwickelt zu haben. Bei der Eigenmarke-Milch „Ein gutes Stück Bayern“ kündigte Lidl im Mai an, die rund 50 liefernden Landwirte dabei zu unterstützen, die Treibhausgasemissionen pro Liter Milch bis 2026 im Vergleich zum Basisjahr 2021 um mindestens 25 Prozent zu reduzieren. Weitere Partner dabei seien laut Unternehmensangaben die Privatmolkerei Bechtel sowie ein Klimabeirat mit Vertretern der Bodensee-Stiftung, der Bioland Stiftung, dem Thünen-Institut für Betriebswirtschaft und aus der Landwirtschaft.
Hier ist Ihre Meinung gefragt
Werden Sie Teil unserer Community und diskutieren Sie mit! Dazu benötigen Sie ein myDLV-Nutzerkonto.