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Kosten für Treibstoff und Energie

Dieselpreise steigen weiter – sind bald 3 Euro je Liter fällig?

Diesel tanken.
am Montag, 09.05.2022 - 12:35 (1 Kommentar)

Die Dieselpreise steigen in der zweiten Maiwoche weiter, wenn auch etwas langsamer. Doch die Gefahr ist riesig: Ein Ölembargo und der Ausfall der großen Raffinerien im Osten könnten die Dieselpreise bis auf 3 Euro nach oben jagen, glauben einige Experten.

Grafik der Dieselpreise

Diesel kostete am Montag (09.05.) an den deutschen Tankstellen im Durchschnitt 2,08 Euro je Liter, berichtet der Onlinedienst bezinpreis.de. Die Preisspanne lag zwischen 2,0 und 2,23 Euro je Liter. Das waren 2 Cent mehr als in der Vorwoche, bei einer anhaltend großen regionalen Preisspanne.

Leichtes Heizöl kostete die Verbraucher am heutigen Montag im Bundesmittel 138 Euro je 100 Liter. Das waren die gleichen Preise wie zu Beginn der vorigen Woche. Doch auch bei Heizöl sind die regionalen Preisunterschiede weiterhin groß. „Trotz des hohen Preisniveaus decken sich die Verbraucher in unguter Vorahnung mit Heizöl vorausschauend ein. Und es ist wohl nicht unklug, diese Preise mitzunehmen. Die Verbraucher wollen jetzt lieber einen gut gefüllten Heizöltank im Keller haben,“, sagt der Branchendienst Tecson.

Die Rohölpreise sind in der vorigen Woche kräftig gestiegen, geben am heutigen Montag jedoch aufgrund der anhaltenden Probleme in China etwas nach. Doch die Sorge vor den dramatischen wirtschaftlichen Folgen eines raschen europäischen und deutschen Ölembargos lässt keinen größeren Preisrückgang zu. Im Gegenteil, die Märkte sind äußerst nervös.

Brent-Rohöl notierte im laufenden Handel bis Montagmittag bei 110,29 USD pro Barrel. Das waren zwar 2 USD weniger als am vorigen Freitag, jedoch 6,50 Euro mehr als vor einer Woche. Das US-Leichtöl WTI Rohöl wurde mit 107,40 USD gehandelt. Das waren ebenfalls 2 Euro weniger als am Freitag, jedoch 7 Euro mehr als vor einer Woche.

Die Erdgaspreise sind im Wochenvergleich (mit der wärmeren Witterung in Europa) leicht zurückgegangen. Am wichtigsten europäischen Handelsplatz Trading Natural Gas EU Dutch TTF, notieren die Preise am Montag bei 96 Euro je MWh und damit etwas niedriger als in der vorigen Woche – als die Preise bei 97,50 Euro je MWh lagen.

Bis zu 3 Euro Dieselpreis möglich – trotz 17 Cent Tankrabatt

Doch das ist nur eine Momentaufnahme. Wegen des geplanten Ölembargos gegen Russland könnte der Ölpreis wieder massiv anziehen – und das Tanken deutlich teurer machen. „Es kann im Extremfall sein, dass wir bis zu 3 Euro pro Liter Sprit zahlen müssen“, sagte Gabriele Widmann, Rohstoffexpertin der Dekabank, bereits vor einigen Wochen in einem Interview mit ntv.

Der Ölpreis werde sich zwar nach einiger Zeit wieder beruhigen, aber trotzdem hoch bleiben. „Wir werden dauerhaft höhere Energiepreise haben, weil die günstige Energie aus Russland Vergangenheit ist. Wir werden nicht mehr so eng mit Russland zusammenarbeiten – egal, wie sich der Konflikt auflöst.“

Autofahrer müssten sich danach künftig an Diesel- und Benzinpreise von weit über 2 Euro pro Liter gewöhnen. Auch wenn der Staat – wie jetzt geplant – vorübergehende Entlastungen für die Autofahrer einführt. Die Bundesregierung führt am Juni einen Tankrabatt ein. Diesel wird dann 17 Cent und Benzin 36 Cent pro Liter für den Kunden preiswerter, sagen die Experten.

Viele Autofahrer dürften deshalb Ende Mai darauf verzichten, ihre Autos voll zu tanken. Sie tanken nach dem 1. Juni. Der Run auf die Tankstellen könnte historisch sein, sagt etwa der Tankstellenbetreiber Duraid El Obeid dem Fokus.

Globale Dieselvorräte auf historischem Tief – Chinas Corona-Probleme

rohölpreise.

Die Präsidentin der EU-Kommission, Ursula von der Leyen, äußerte sich am Freitag zuversichtlich, dass die EU eine Einigung über ein russisches Ölembargo erzielen wird, nachdem sie vorgeschlagen hatte, Ungarn, der Slowakei und der Tschechischen Republik ein zusätzliches Jahr zu geben, um das Verbot einzuhalten. Die EU wird auch alle Dienstleistungen einschränken, die mit dem Transport von russischem Öl verbunden sind, einschließlich Finanzierung und Vermittlung.

Die amerikanische Großbank JPMorgan Chase warnte indessen vorige Woche, dass die Europäische Union, wenn sie zu schnell handelt, um russisches Rohöl zu verbieten, die Preise bis auf 185 USD pro Barrel steigern könnte.

Wie erwartet, genehmigte die OPEC+ am vorigen Donnerstag eine Erhöhung des Rohölproduktionsziels der Gruppe um +432.000 bpd für Juni. Lieferengpässe aus Libyen und Nigeria bedeuten jedoch, dass eine Produktionssteigerung der OPEC+ im Juni wahrscheinlich hinter dem Ziel zurückbleiben wird.

Der Anstieg der globalen Dieselpreise setzte sich indessen in der vorigen Woche fort und zog die Preise für Benzin und andere raffinierte Produkte nach oben, berichten Ölhändler und Analysten. Der Diesel-Indikatorpreis stieg vorige Woche auf ein Rekordhoch aufgrund erschöpfter globaler Dieselvorräte, da viele Länder weltweit russische Lieferungen meiden und sich bemühen, Diesel anderswo zu beschaffen.

Außerdem fielen die libyschen Rohölexporte im April um -16 % im Monatsvergleich auf 819.000 Barrel pro Tag, die niedrigste Menge seit 1 1/2 Jahren. Auf der anderen Seite hat der Anstieg der Covid-Infektionen in China zu erheblichen Beschränkungen und Sperren geführt, die das Wirtschaftswachstum und den Energiebedarf gedämpft haben.

Analysten der Citigroup schätzen, dass Chinas Ölnachfrage seit Jahresbeginn um 1 Million Barrel pro Tag gesunken ist, und dass die Nachfrage wahrscheinlich nicht so bald wiederkommen wird.

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