
Die europäischen Gaspreise bleiben am Spotmarkt sehr niedrig. Sie sind deutlich niedriger als die Preise die Verbraucher derzeit zahlen müssen. In der ersten Novemberwoche liegen die Preise am wichtigsten europäischen Handelsplatz (TTF) bei 112 Euro je MWh bzw. 11,2 Cent je KWh.
Verbraucher zahlen als Neukunden Anfang November 20,9 Cent je Kilowattstunde (KWh), hat das Vergleichsportal Verivox ausgerechnet. Anfang September wurden von Neukunden allerdings 40 Cent je KWh verlangt.
Ende August - nach dem Ausfall der Lieferungen aus Russland - hat das Gas an der TTF allerdings auch schon einmal 350 Euro je MWh gekostet bzw. 35 Cent je KWh. Das ist nun Dank gefüllter Gasspeicher, einem sehr warmen Herbst und einer massiven Marktregulierung vorbei. Bund und Länder haben am 2. November eine Reihe von Maßnahmen beschlossen. Danach sollen Verbraucher eine Einmalzahlung im Dezember erhalten - auf Basis der Abschlagszahlung vom September 2022.
Für Privatkunden und kleine Unternehmen soll außerdem von März an ein Gaspreis von 12 Cent je KWh für 80 Prozent der üblichen Verbrauchsmenge gelten. Wer mehr verbraucht, soll dann höhere Preise zahlen. Wer weniger verbraucht, kann mit einem Bonus belohnt werden.
Die Bundesländer hatten auf einen früheren Start der Gaspreisbremse zum 1. Januar gedrängt. Nun wird eine Umsetzung für Februar 2023 angestrebt. Gelten soll die Gaspreisbremse dann bis April 2024.
Flüssiggas-Preise auch abgestürzt – Viele Tanker vor Europa
Die niedrigen Spotmarktpreise sind das Resultat des ungewöhnlich warmen Herbstwetters in Europa, dass eine hohe Füllquote der europäischen Erdgasspeicher für die kommenden kälteren Monate geschaffen hat. Auch am Weltmarkt sind die LNG-Gaspreise zuletzt deutlich gefallen.
Derzeit kostet LNG-Gas am Terminmarkt für die Lieferung nach Ostasien-Asien rund 27 USD je MMBtu (Million British thermal units) und damit deutlich weniger als noch Anfang Oktober mit rund 49 USD je MMBtu und als im August mit 80 USD.
Das hat offenbar auch mit dem deutlich gewachsenen Angebot an Flüssiggas zu tun. Mehr als 30 Tanker mit flüssigem Erdgas (LNG) liegen derzeit vor den europäischen Küsten in Wartestellung. Grund sollen die Händler sein, die entladen wollen, wenn die Marktpreise höher sind, berichtet die „Financial Times“.
Die Schiffe, die insgesamt Flüssigerdgas im Wert von zwei Milliarden US-Dollar transportieren, sind vor der Spanischen Küste unterwegs. Die ungewöhnlich milden Temperaturen, der geringere Gasverbrauch und die sich vor dem Winter rasch füllenden europäischen Speicher hatten zu einem starken Rückgang der Preise geführt.
LNG-Verkäufer erwarten jedoch, dass die Preise in den kommenden Monaten wieder steigen, wenn kälteres Wetter die Gasnachfrage und die Preise nach oben treibt und die Speicher leert.
Die Unsicherheit bezüglich russischer Gaslieferungen durch die noch besthende Jamal-Pipeline, bleiben jedenfalls bestehen, da die geopolitischen Spannungen mit Moskau zunehmen. Gleichzeitig ist der Gasfluss über Nord Stream 1 aufgrund der Zerstörung der Pipeline nicht mehr möglich.
Der Preisrückgang in Europa und der ebenfalls hohe Bedarf in Asien, könnten indessen dazu führen, dass wieder mehr Tanker ihr LNG in andere Regionen bringen.
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