
Die Gaspreise steigen am europäischen Spotmarkt am Dienstag wieder auf gut 182 Euro je MWh an – nachdem die Kurse zum Wochenbeginn bis auf 167 Euro je MWh gefallen waren. Das war der tiefste Stand seit Ende Juli. Der Grund, für den Preisanstieg, sind die wieder aufkommenden Sorgen, über den Komplettausfall künftiger russische Lieferungen.
Von beiden Nord Stream-Gasleitungen wurde ein ungewöhnlicher Druckabfall gemeldet, der einen Durchfluss praktisch unmöglich macht. Grund sind Schäden/Lecks an den Leitungen (siehe unten). Noch befinden sich die Gaspreise nahe dem 2-Monats-Tief, was vor allem durch fast volle Gasspeicher und hohe Importe von verflüssigtem Erdgas begründet ist. Auch die verbesserte Erzeugung von Windenergie in Teilen Europas und milde Wettervorhersagen halten die Gaspreise einigermaßen in Schach, sagen Analysten.
Die Gasspeicher in Deutschland waren am 25. September zu 91,3 % gefüllt und damit höher als im EU-Durchschnitt mit 87,7 %. Die Speicher in Polen, Frankreich und Dänemark waren allerdings zu mehr als 95 % gefüllt und in den Niederlanden, Schweden, Italien und Belgien zu rund 90 %.
Schäden an russischen Gas-Pipelines
Die EU-Kommission will die Veröffentlichung ihres detaillierten Plans über künftige Schritte zur Senkung der Gaspreise und zur Verringerung der extrem hohen Marktvolatilität möglicherweise auf nächste Woche verschieben.
Darin geht es um die Beschaffung von 140 Milliarden Euro aus den Gewinnen von Energieunternehmen, eine obligatorische Senkung des Energieverbrauchs und die Erhöhung der Liquidität umfasst, jetzt von den EU-Mitgliedstaaten genehmigt werden.
Aktuell sind die europäischen Erdgaspreise etwa sechsmal höher als im Durchschnitt der letzten Jahre, da anhaltende Sorgen über eine Verknappung der Lieferungen, hauptsächlich derjenigen des größten Exporteurs Russland, weiterhin die Preisentwicklung beeinflussen.
Die europäischen Länder haben sich am Dienstag bemüht, ungeklärte Lecks in den beiden russischen Nordstream-Gaspipelines zu untersuchen, berichtet Reuters, die unter der Ostsee in der Nähe von Schweden und Dänemark verlaufen, einer Infrastruktur, die seit der russischen Invasion in der Ukraine im Brennpunkt einer Energiekrise steht.
Die schwedische Seeschifffahrtsbehörde gab eine Warnung vor zwei Lecks in der Nord Stream 1-Pipeline heraus, kurz nachdem ein Leck in der nahe gelegenen Nord Stream 2-Pipeline entdeckt worden war, das Dänemark dazu veranlasst hatte, die Schifffahrt in einem Radius von fünf Seemeilen einzuschränken.
Ursachen für Schäden sind unklar – Folgen auch
Beide Pipelines standen im Brennpunkt einer Krise der europäischen Energieversorgung und ihr Ausfall hat die Gaspreise in extreme Höhen getrieben. Keine der Pipelines pumpte zuletzt zwar Gas nach Europa, aber beide enthielten noch Gas unter Druck, berichten internationale Nachrichtenagenturen.
Die Schäden werden alle Bemühungen behindern, eine der beiden Pipelines (Nord Stream 1) erneut für den kommerziellen Betrieb zu starten. Russland hatte die Gaslieferungen nach Europa über Nord Stream 1 bereits auf 20 % gedrosselt, bevor es im August die Lieferungen ganz einstellte. Die Pipeline Nord Stream 2 war gerade fertiggestellt worden, hatte aber nie den kommerziellen Betrieb aufgenommen.
„Es gibt zwei Lecks bei Nord Stream 1 – eines in der schwedischen Wirtschaftszone und eines in der dänischen Wirtschaftszone. Sie liegen sehr nahe beieinander“, sagte ein Sprecher der schwedischen Seeschifffahrtsbehörde (SMA) gegenüber Reuters. Die Lecks befanden sich nordöstlich der dänischen Insel Bornholm, sagte der Sprecher. Es war aber nicht klar, was die Lecks verursacht hatte.
Bislang sei die Ursache für die Vorfälle nicht geklärt. Jedoch spreche einiges für Sabotage, sagen die skandinavischen Behörden.
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