
Am späten Montagnachmittag notierte Europas Großhandelspreis für Gas nur noch bei 95 Euro pro Megawattstunde – bzw. 9,5 Cent je KWh. Das ist der tiefste Stand seit Anfang Juni und etwa 70 % weniger als zu den Höchstpreisen im August von 340 Euro je MWh.
Grund für den Preissturz sind die abnehmenden Befürchtungen über Engpässe bei der Versorgung im Winter, begründen jedenfalls Analysten die Entwicklung. Das Wetter in Europa wird mindestens bis Ende dieses Monats deutlich milder sein als für diese Jahreszeit üblich.
Gleichzeitig ermöglichten die umfangreichen Lieferungen mit Flüssiggas (LNG), dass die europäischen und deutschen Gasspeicher reichlich zu 96 % gefüllt sind.
Außerdem haben die Regierungen der Europäischen Union vorige Woche zahlreiche Maßnahmen zur Bekämpfung der hohen Energiekosten beschlossen (siehe unten), einschließlich einer Preisobergrenze für Gas. Hinzu kommt das Vorhaben, eine Plattform für gemeinsame Erdgaskäufe einzurichten.
Trotz des jüngsten Preisrutsches liegt der Preis für europäisches Erdgas im längerfristigen Vergleich immer noch auf einem hohen Niveau. Im Jahr 2020 wurde Gas an der TTF zu Preisen noch unterhalb von 20 Euro je MWh gehandelt.
Parallel zum Preissturz auf dem europäischen Festland fielen am Montag auch die Erdgas-Preise in Großbritannien auf den niedrigsten Stand seit 4 Monaten.
Gaspreisbremse erst im März – zweite Abschlagszahlung?
Entlastung von den hohen Gaspreisen wird es für Haushalte, Landwirte und kleine Unternehmen nach Plänen der Bundesregierung wohl erst ab März geben. Wirtschaftsminister Robert Habeck sagte dem Handelsblatt: „Die Entlastung beim Strompreis muss in jedem Fall spätestens im Januar einsetzen.“
Bei der Gaspreisbremse bleibt Wirtschaftsminister Robert Habeck jedoch beim bisher genannten voraussichtlichen Starttermin März. Die von der Bundesregierung eingesetzte Expertenkommission hatte für private Gaskunden und kleine Firmen eine Einmalzahlung im Dezember auf der Basis der Abschlagszahlung im September vorgeschlagen.
Die Preisbremse soll für Industrieunternehmen bereits im Januar und für private Haushalte und kleine Firmen ab März, spätestens ab April kommen.
Die Ministerpräsidentenkonferenz hatte am Freitag gefordert, die Gaspreisbremse schon zum 1. Januar einzuführen. Die Bundesregierung hält die Einführung einer Gaspreisbremse mit Beginn des nächsten Jahres aber für schwer realisierbar.
„Der Wunsch, eine sehr schnell wirksame Gaspreisbremse zu installieren, steht ein bisschen der Realität entgegen", sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit. Diese Realität bedeute, dass viele Versorgungsunternehmen gesagt hätten, sie würden das so schnell nicht hinbekommen, sagte der Sprehcer weiter.
Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) schlug deshalb eine zweite Entlastungszahlung im Januar vor, die Gaskunden zusätzlich zu der für Dezember-Zahlung bekommen sollten.
Die eigentlich einmalige Erstattung des Gas-Abschlags in Dezember war als Überbrückung gedacht, bis die Gaskunden durch die Gaspreisbremse entlastet werden, sagte BDEW-Präsidentin Marie-Luise Wolff am Montag.
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