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Strompreise und Energiekrise

Strompreise steigen auf 70 Cent – blanke Panik am Strommarkt

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am Freitag, 26.08.2022 - 10:00 (5 Kommentare)

Rund 70 Cent je kWh mussten Einkäufer an der Strombörse EEX am Donnerstag zahlen. Das ist der bislang höchste Strompreis am Spotmarkt. Gleichzeitig sind das rund 10 Cent mehr als vor einer Woche. „Europa steht jetzt vor einer parallelen Gas- und Stromkrise“, heißt es in einem Analysten-Bericht. „Uns sind die Adjektive ausgegangen, um das Tempo dieses Preisanstiegs zu beschreiben.“

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Die europäischen Gas- und Strompreise steigen fast jeden Tag auf einen neuen Rekordwert. Grund ist die sich ausweitende Panik der Energie-Unternehmen über den Ausfall russischer Gas-Lieferungen. Nun warnt die Politik die Bürger, sich auf einen harten Winter vorzubereiten.

Der europäische Benchmarkpreis für Erdgas stieg am Donnerstag bis auf 324 Euro je MWh - ein neues Rekordhoch. Der deutsche Spotmarktpreis für Strom kletterte am Donnerstag erstmals über 700 Euro pro Megawattstunde – oder 70 Cent je KWh – ohne Steuern und Abgaben. Das sind 10 Cent mehr als vor einer Woche.

„Die Katastrophe ist bereits da“, sagte Thierry Bros, Professor für internationale Energie in Paris gegenüber Bloomberg. „Ich denke, die Hauptfrage ist, wann die Staats- und Regierungschefs der EU aufwachen werden.“

Bis zu 10 schwierige Winter in Europa

In einer der bislang düstersten Warnungen sagte der belgische Premierminister Alexander De Croo, gegenüber Bloomberg, dass Europa bis zu 10 schwierige Winter erleben könnte. Es würde die großen Volkswirtschaften nachhaltig belasten und Tausende von Haushalten in Schwierigkeiten bringen, ihre Rechnungen zu bezahlen.

Konjunktursorgen haben den Euro am Montag auf ein Zwei-Jahrzehnt-Tief gedrückt, während die Inflation auf dem höchsten Stand seit Jahrzehnten ist. Die Situation in Deutschland ist besonders dramatisch: Die Abhängigkeit von russischem Gas macht es  besonders verwundbar, obwohl man verzweifelt nach alternativen Versorgungsmöglichkeiten sucht.

Mittlerweile wird auch über die Wiederinbetriebnahme von Kohlekraftwerken diskutiert und auch die die Lebensdauer der verbleibenden Kernkraftwerke könnte verlängert werden. Die Wirtschaft in Europas größter Volkswirtschaft ist bereits schwer getroffen.

„Für Deutschland bedeutet die Kombination aus industriellem Engagement und energieintensiven Industrien, dass das Land im weiteren Verlauf der Krise einen erheblichen Schlag erleiden könnte“, sagte Martin Devenish, ein ehemaliger Geschäftsführer der Goldman Sachs Group gegenüerb Bloomberg. „Die Devisenmärkte preisen in Europa bereits ein angemessenes Risiko ein, und das hängt teilweise mit der Energie zusammen.“

Wirtschaftskrise – und keine Lösungen

Sollte sich die Energiekrise weiter verschärfen, sei im kommenden Winter eine Rezession wahrscheinlich, sagte Bundesbank-Chef Joachim Nagel. Weitere Kürzungen der Gasversorgung könnten kommen, sagte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und wiederholte den Aufruf zum Energiesparen. „Uns steht ein sehr kritischer Winter bevor“, sagte er gegenüber dem ZDF. „Wir müssen damit rechnen, dass Putin das Gas weiter reduziert. “

Der deutsche Benchmark-Strom an der Strombörse EEX stieg am Donnerstag steil an und erreichte zeitweise einen Rekordwert von 710 Euro pro Megawattstunde, während der französische Kontrakt zeitweise bis auf 800 Euro stieg und auch bei 706 Euro endete. Auch die Kohle-Preise erreichten beispiellose Höhen. Die kurzfristige Enge des Strommarktes wird durch die Verfügbarkeit von Kernreaktoren in Frankreich auf dem nahezu niedrigsten Stand seit Jahren noch verstärkt.

Versorgungsunternehmen in Deutschland warnten indessen, dass einige Kohlekraftwerke nur unregelmäßig betrieben werden könnten, da die Kohleversorgung aufgrund von Niedrigwasser auf dem Rhein – Europas wichtigstem Kraftstofftransportkorridor – begrenzt ist, was den Transport von Kohle per Lastschiff erschwert.

Das trockene Wetter in Deutschland könnte noch wochenlang anhalten, was dazu führen könnte, dass die deutschen und europäischen Strompreise vor dem Winter noch weiter steigen, wenn die Versorgungsunternehmen die Stromerzeugung weiterhin einschränken.

„Europa steht jetzt vor einer parallelen Gas- und Stromkrise“, heißt es in einem Analysten-Bericht. „Uns sind die Adjektive ausgegangen, um das Tempo dieses Preisanstiegs zu beschreiben.“

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