
Am schlimmsten ist der Preisauftrieb bei den Stromkunden. Hier kündigen die meisten Versorger für das neue Jahre eine regelrechte Erhöhungswelle an. Dabei liegen die Strompreise für Verbraucher schon erheblich höher als die derzeitigen Kosten im Stromeinkauf an den Terminmärkten sind – auch wenn man dort noch Netzgebühren, Mehrwertsteuer und andere Kosten aufschlagen muss.
„Das neue Jahr beginnt mit einer massiven Preiserhöhungswelle beim Strom“, sagt der Energieexperte des Vergleichsportals Verivox, Thorsten Storck. Als eine Hauptursache für die gestiegenen Strompreise, geben Stromunternehmen die extrem gestiegenen Gaspreise an. Nach dieser Einschätzung bestimmen im Börsengroßhandel die teuren Gaskraftwerke den Strompreis.
Schaut man auf den aktuellen Gasmarkt, ist das jedoch aber nur die halbe Wahrheit. Denn: Die Gaspreise sind am Spotmarkt von zweitweise 350 Euro je MWh im August – auf aktuell 120 Euro je MWh bzw. 12 Cent je kWh gefallen und eignen sich nicht so richtig für eine Begründung für die massive Erhöhungswelle. Etwa seit Mitte Oktober pendeln die Gaspreise am Spotmarkt zwischen 95 Euro und 122 Euro je MWh hin und her.
Dem Vergleichsportal Verivox sind aktuell jedoch mehr als 550 Fälle von Strompreiserhöhungen in der Grundversorgung zum Jahreswechsel bekannt. Die Erhöhungen lagen im Schnitt 54 Prozent.
„Die Strompreiserhöhungen zum Jahreswechsel fallen teils drastisch aus“, sagt auch der Energieexperte der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, Udo Sieverding. „Leider sind die Neukundentarife über die Vermittlungsportale noch höher, so dass ein Anbieterwechsel in den meisten Tarifgebieten keine Ersparnis bringt,“ heißt es weiter. Dies dürfte sich erst im Laufe der nächsten Monate ändern.
Verbraucherpreise steigen und steigen

Am Sonntag (27.11) mussten Händler und Stromversorger am Spotmarkt (EEX) für den dort gekauften Strom 292 Euro je MWh zahlen – das sind 29,2 Cent je kWh. Vor einer Woche kostete der Strom an derselben Stelle 254 Euro pro MWh bzw. 25,4 je kWh und damit rund 4 Cent je kWh weniger.
Trotz der gestiegenen Spotmarktpreise bleibt der Abstand zu den Strompreisen, die die Stromkunden derzeit zahlen müssen, jedoch groß (auch wenn man Netzgebühren und Mehrwertsteuer mit dazu rechnet). Mitte November lag der Strompreis für Neukunden im Bundesmittel bei 48,2 Cent je kWh, hat das Vergleichsportal Verivox ermittelt. Vor einem Jahr um diese Zeit lag der Preis für Neukunden bei 34,8 Cent pro Kilowattstunde.
Überraschend ist vielleicht: Am Terminmarkt sind die Strompreise trotz des Wintereinbruchs bislang nicht weiter gestiegen. Dort konnten sich Versorger und Stromhändler zuletzt mit relativ preiswertem Strom eindecken. Allerdings wird der Strom am Terminmarkt für den Zeitraum November bis Februar 2022 für jeden Monat teurer. Offenbar erwartet der Markt vor allem im Januar und im Februar eine angespanntere Versorgungslage als jetzt. Dennoch kostet auch dieser Strom deutlich weniger als noch vor einigen Wochen.
Teminmarktpreise zeigen die Preiserwartung

Am Sonntag kostete der sogenannte Baseload-Kontrakt für den Novembertermin am Stromterminmarkt EEX rund 213 Euro je MWh bzw. 21,3 Cent je kWh - also nicht einmal halb so viel, wie die Stromkunden aktuell schon zahlen müssen. Für den Dezember steigen die Kontraktpreise dann auf umgerechnet 30,7 Cent je kWh und auch für den Januar 2023 kostet Strom am Terminmarkt weniger als 40 Cent - nämlich 36,9 Cent je kWh.
Für den teuersten Monat – den Februar 2023 – müssen die Stromhändler und Versorger dann umgerechnet 40,8 Cent ausgeben. Mitte Oktober mussten Versorger für diese beiden Termine (Januar und Februar) allerdings schon einmal 800 Euro je MWh bzw. 80 Cent je kWh zahlen. Davon ist man trotz des jüngsten Anstiegs meilenweit entfernt. Ab März 2023 gehen die Preise am Terminmarkt dann schon wieder deutlich zurück.
Bund und Länder hatten Anfang November eine Strompreisbremse beschlossen. Die Versorger sollen die Strompreisbremse ab März in den Abschlägen berücksichtigen. Rückwirkend soll die Bremse dann auch für Januar und Februar gelten.
Für Verbraucher und kleine Unternehmen soll dann ein Grundkontingent von 80 Prozent des bisherigen Verbrauchs abgesichert werden. Der Bruttopreis für diesen Strom soll bei 40 Cent je kWh liegen.
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