
Die Gründe: Unterbrochene Lieferketten, ein riesiger Rückstau beim Schiffstransport, extrem knappe und teure Container – und anhaltende Verzögerungen bei der Verladung und beim Transport infolge fortgesetzter Corona-Auflagen. In der vorigen Woche berichtete die Europäischen Zentralbank (EZB) über Engpässe bei der Versorgung mit vielen wichtigen Vorprodukten aufgrund der Pandemie.
Grundlage des EZB-Berichts ist eine Umfrage unter Industrieunternehmen. Ein Beispiel in der Landwirtschaft war der Produktionsstopp bei Fendt – wegen fehlender Halbleiter. Auch Daimler musste aus dem gleichen Grund bereits Werke stilllegen. Trotz voller Auftragsbücher werden die Aktivitäten vieler Firmen durch die massiven Lieferprobleme gebremst, berichtete die EZB am vorigen Freitag.
Weiter heißt es: In den vergangenen Wochen habe es erhebliche Engpässe bei Halbleitern sowie bei Metallen, Chemikalien und Plastik gegeben. Diese Probleme haben sich weiterhin erschwert durch die anhaltenden Schwierigkeiten in der Transport-Logistik, vor allem durch den Mangel an Fracht-Containern.
Die Lieferengpässe würden sich im zweiten Quartal verschärfen, bevor sich die Situation in der zweiten Jahreshälfte dann allmählich verbessern werde, glauben die EZB-Experten.
USA: Kaum noch Pflanzenschutz zu kaufen

Aus den USA berichten Medien über die gleichen Probleme. Die US-Farmer spüren eine deutliche Verknappung am Markt mit Agrarchemikalien. Landwirte berichten dort von steigenden Preisen und Lieferengpässen bei Herbiziden und Fungiziden. Mehrere Faktoren wirken zusammen, sodass diese Situation in diesem Frühjahr entstand, berichtet Rabobank-Analyst Sam Taylor gegenüber dem Agraronlinedienst agfax.
Zum einen machen sich weltweit die erwarteten Produktionsrückstände bemerkbar, die sich aus den abrupten Stilllegungen von Fabriken in China zu Beginn der COVID-19-Pandemie im vergangenen Jahr ergeben. "Fast alle chemischen Produkte für die Agrarwirtschaft sind in der Lieferkette mit China eingebunden", erklärte Taylor. „Außerdem sind viele dieser Wirkstoffe in der Lieferkette auf wenige Fabriken konzentriert“, fügte er hinzu.
"Wenn also ein oder zwei Fabriken geschlossen werden, kann dies sehr schnell zu Knappheit führen." Die Geschwindigkeit, mit der Fabriken geschlossen wurden, um die Pandemie zu verlangsamen, bedeutet auch, dass die Prozesse in ihnen möglicherweise nicht ordnungsgemäß abgewickelt wurden und das Hochfahren mehr Zeit in Anspruch nimmt als normal, sagte Taylor weiter. Und da die chinesische Chemieproduktion zuerst die Inlandsnachfrage des Landes bedienen wird, fehlen den Landwirten in anderen Ländern möglicherweise wichtige Ag-Chemikalien.
Preise für Agrarchemie explodieren - und Panikkäufe

Dazu kommen Versand- und Frachtverzögerungen, berichtet Taylor. "Der Preis für Schiffscontainer hat sich vom chinesischen Markt verfünffacht oder verzehnfacht, was größtenteils auf das knappe Angebot und die starke Nachfrage zurückzuführen ist", sagte er. „Es wird lange dauern, bis die Produkte aus China in die Einzelhandelskanäle in anderen Ländern gelangen." Auch die Bundesbank berichtet, dass sich die Anzahl der Industrieunternehmen, die mit Lieferkettenproblemen kämpfen, von Mitte 2020 bis Januar 2021 auf fast 20 Prozent verdoppelt hat.
Sogar eine „Akkumulation von Lieferkettenstörungen“ wird für möglich gehalten. Das Resultat: Die Preise steigen – aber es gibt trotzdem nichts zu kaufen. Das zunehmend knappere Angebot an Vorprodukten und Rohstoffen hat viele industrielle Hersteller überrascht. Einige Ökonomen sprechen von Panikkäufen in der verarbeitenden Industrie und die Preise explodieren.
Das Statistische Bundesamt meldete für März einen Anstieg der Erzeugerpreise für gewerbliche Produkte von 3,7 Prozent, so etwas hat es seit rund zehn Jahren nicht mehr gegeben. Dieser scharfe Preisanstieg wird die Inflation anheizen, denn die Hersteller werden die hohen Preissteigerungen im Einkauf an ihre Abnehmer weitergeben.
Das gilt auch für Agrarchemie und für Düngemittel, wo die Preise zuletzt geradezu explodiert sind. International sind die Großhandelspreise für Glufosinat und Glyphosat gegenüber dem vorigen Jahr um 50 % gestiegen, berichtet der Rabobank-Analyst Taylor und der Wirkstoff Atrazin ist 40 % teurer. Diese Kosten werden an die Landwirte weitergegeben.
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