Das ist ein Artikel vom Top-Thema:

Düngermarkt und Düngerpreise

Düngerpreise in China explodieren – Schock für den Weltmarkt

Düngerpreise
am Donnerstag, 01.07.2021 - 12:25 (Jetzt kommentieren)

In China steigen die Harnstoffpreise auf einen neuen Rekordstand. Das hat erhebliche Folgen für die Weltmarktpreise für Harnstoff und andere Stickstoffdünger.

harnstoffpreise

Der Grund: Die Chinesen gehören bei Harnstoff und Phosphor zu den größten Exporteuren und Produzenten der Welt. Am chinesischen Terminmarkt in Zhengzhou steigen die Harnstoffpreise immer weiter – auf zuletzt umgerechnet 340 Euro je Tonne. Diese Preisexplosion beim weltweit wichtigsten Stickstoffdünger dürfte auch die europäischen Märkte treffen – und damit die Einkaufspreise der hiesigen Ackerbauern.

Bereits jetzt befinden sich die Preise für Harnstoff und andere Stickstoffdünger auf Mehrjahreshochs. Ganz besonders betroffen ist Indien, einer der weltgrößten Harnstoff-Importeure. Die Inder kaufen üblicherweise in großen Tendern Harnstoff am Weltmarkt – zuletzt vor allem in China. Der nächste bevorstehende Einkaufstender könnte die Preise nochmals steil nach oben jagen.

Allerdings beobachten die chinesischen Behörden bereits die Harnstoffpreise am Inlandsmarkt und am Terminmarkt in Zhengzhou, wo Harnstoff derzeit zu Rekordpreisen gehandelt wird.

Auch an den internationalen Handelsplätzen steigen die Harnstoffpreise weiter. Am US-Golf wird Harnstoff derzeit zu fob-Preisen von 440 USD je Tonne verladen und in Ägypten kostet die Tonne aktuell 470 USD.

Internationale Handelsunternehmen befürchten nun die Einführung von Exportzöllen und anderer regulierender Maßnahmen, mit sehr negativen Folgen für die Weltmarktpreise. Analysten hatten erwartet, dass Chinas Harnstoffexporte im Jahr 2021 etwa die Größenordnung von 2020 erreichen könnten – nämlich rund 5,5 Millionen Tonnen. Das wird nun wohl nichts werden.

Rekordpreise für Dünger und staatliche Regulierung

Mineraldünger

Aus China kommen zudem Berichte, dass die Nationale Entwicklungs- und Reformkommission (NDRC) wegen des steilen Anstiegs der Düngemittelpreise eine Untersuchung des Harnstoffmarktes eingeleitet hat. Die Nachrichtenagentur Reuters hatte berichtet, dass die NDRC ein Team an die Börse in Zhengzhou geschickt hat, um die Hintergründe für den Preisanstieg zu erfahren.

Die Kommission werde "die Marktaufsicht verstärken und entschlossen gegen Lagerhaltung (horten), Preistreiberei und die Verbreitung von Informationen über Preiserhöhungen vorgehen, um die Marktordnung und die stabilen Preise für Düngemittel und andere landwirtschaftliche Materialien aufrechtzuerhalten“, hieß es seitens der NDRC.

Analysten sagen jedoch, dass die Harnstoffpreise aufgrund der geringeren Produktion, infolge der sehr hohen Energiekosten und der steigenden Nachfrage im In- und Ausland auf  einen Rekordwert gestiegen sind. Nach Angaben des National Bureau of Statistics sind die Preise am Kassamarkt auf 2.674 Yuan (349 Euro) pro Tonne geklettert.

An der Börse in Zhengzhou waren die Kurse Ende Juni auf das Rekordhoch von 2.603 Yuan pro Tonne (340 Euro) geklettert. Das ist ein Preisanstieg von fast 40 Prozent seit Anfang April. Analysten befürchten nun, dass China wegen der hohen Preise Exportzölle einführen könnte. Das hat es bereits im Jahr 2008 während der Finanzkrise einmal gegeben.

Damals sind die Preise jedoch trotzdem weiter gestiegen. „Die Einführung einer Exportsteuer auf Düngemittel hätte wahrscheinlich das Gegenteil der gewünschten Wirkung und würde aufgrund einer wahrgenommenen Produktknappheit zu weiteren Preiserhöhungen auch außerhalb Chinas führen“, sagt ein chinesischer Analyst gegenüber Reuters.

Zuschüsse für die Landwirte – Indien mit massiven Problemen

Düngertransport

Das chinesische Ministerium für Landwirtschaft und ländliche Angelegenheiten hat im Juni ein Dokument zur Verbesserung der Düngemittelversorgung herausgegeben. „Seit der Frühjahrsaussaat haben mehrere Faktoren, darunter das knappe Angebot an Rohstoffen und ihre steigenden Preise, die Düngemittelpreise in China auf einen historischen Höchststand getrieben", heißt es.

Die regionalen Behörden wurden aufgefordert, das Monitoring und die Frühwarnung zu verstärken um die Düngerzufuhr anzupassen, um die Getreideernte zu sichern. Unterdessen kündigte die chinesische Regierung an, dass die Landwirte als Reaktion auf Preiserhöhungen bei landwirtschaftlichen Rohstoffen Zuschüsse in Höhe von 20 Milliarden Yuan erhalten sollen.

Sollte China eine Exportsteuer einführen, käme diese zum ungünstigsten Zeitpunkt für Indien, das vor kurzem einen neuen Harnstoff-Tender ankündigt hat. Der bevorstehende Tender ist der vierte Einkauf Indiens seit März, wobei der weltgrößte Harnstoffimporteur gezwungen ist, wieder auf den Markt zurückzukehren, nachdem er nur 1,92 Millionen Tonnen in den letzten drei Ausschreibungen gekauft hat.

Hier geht es zu den aktuellen Preisen für Mineraldünger.

Das agrarheute Magazin Die digitale Ausgabe September 2023
agrarheute_magazin_composing

Kommentare

agrarheute.comKommentare werden geladen. Bitte kurz warten...