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Düngermarkt und Düngerpreise 2021

Düngerkrise bringt Bauern in Not – kann Gülle helfen?

Gülle.
am Dienstag, 02.11.2021 - 13:42 (2 Kommentare)

Jetzt ist eigentlich die Zeit, in der Bauern den Dünger für die nächste Saison kaufen. Doch dieses Jahr ist alles anders.

Düngerpreise.

Die Düngerpreise sind so hoch wie noch zuvor. Zu kaufen gibt es trotzdem kaum etwas. Nach Angaben der Marktberichtstelle des bayerischen Bauernverbandes (BBV) sind Landwirte nur vereinzelt bereit, zu diesen Preisen geringe Düngermengen zu kaufen. Das Kaufinteresse gehe gegen null. Nach Beobachtungen von Andreas Löbhard, dem Leiter der BBV-Marktberichtstelle, wartet der überwiegende Teil der Bauern ab, um erst bei Bedarf im Frühjahr zu kaufen.

Doch große Düngerhersteller wie YARA, BASF oder die SWK Piesteritz  produzieren weiter nur stark reduzierte Mengen. Oder drosseln die Produktion weiter. Wir sehen uns gezwungen, unsere Düngemittelproduktion weiter zu reduzieren. Der Grund ist einfach – die Düngemittelhändler sind nicht bereit, die für uns wirtschaftlich notwendigen Preise zu zahlen“, sagt Petr Cingr, Vorsitzender der Geschäftsführung der SKW Piesteritz.

„Wir warnen eindringlich vor Ernteausfällen und Versorgungsengpässen. Die Düngemittelhändler müssen reagieren. Erst wenn der Gaspreis sinkt und/oder die Düngemittelhändler bereit sind, die notwendigen Preise zu zahlen, wird es eine Entspannung auf dem Düngemittelmarkt geben können“, so Cingr weiter.

Düngerhandel liegt am Boden - Gülle ist gefragt

Gülle.

Vor diesem Hintergrund werden Wirtschaftsdünger wie Gülle und Biogassubstratrest als Substitut für Mineraldünger für viele Bauern immer interessanter. Der Wert (Preis) dieser Nährstoffe bzw. von Gülle bemisst sich indirekt am Preis für Mineraldünger, stellt die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein in einer aktuellen Einschätzung fest.

Die Kammer beobachtet in Beratungsgesprächen zur Düngeplanung zudem ein wachsendes Interesse an Wirtschaftsdüngern bei Betrieben, die in der Vergangenheit ausschließlich mineralisch gedüngt haben.  Aus Niedersachsen ist indessen zu hören dass viele Landwirte weiter versuchen Mineral-Dünger zu kaufen und einzulagern, heißt es vom Landvolk Niedersachsen.

Niemand wisse, wie sich der Markt in den kommenden Monaten entwickelt. Händler weisen angesichts der knappen Ware mitunter Interessenten ab. "Wir verkaufen nur noch an Bestandskunden", sagt  etwa Stephan Weiterer vom gleichnamigen Landhandel in Algermissen (Landkreis Hildesheim) gegenüber dem NDR. Er bitte seien Kunden möglichst nicht gleich die Mengen für ein ganzes Jahr zu kaufen.

Weiterer hofft, zudem dass die Kosten für Gas und Dünger nicht weiter steigen. Irgendwann sei eine Grenze erreicht und das Produzieren von Getreide mache dann keinen Sinn mehr, sagt der Unternehmer. Bereits die aktuellen Preise verursachen bei Betrieben mit durchschnittlicher Größe Zusatzkosten von 10.000 Euro und mehr, hat das Landvolk festgestellt.

Nicht ausreichend Gülle vorhanden

Paul Kompe von "Land schafft Verbindung" sagte gegenüber dem MDR, dass die Preise für die noch verfügbaren Mineraldünger dreimal höher sind als noch im Vorjahr. Organische Dünger wie Gülle oder Mist seien nicht ausreichend verfügbar, um den Mineraldünger komplett zu ersetzen.

Ohne Dünger sei der Anbau hochwertiger Produkte wie beispielsweise Backweizen jedoch nicht möglich. Eine Alternative zu hochwertigem Backweizen sei Futterweizen, der weniger Ertrag und dem Landwirt weniger Geld bringe. Zudem sei die Zahl der Abnehmer für Futterweizen, also die Tierhalter, begrenzt.

Der Industrieverband Agrar bestätigt Befürchtungen der Bauern. "Die extrem hohen Energie- und Rohstoffkosten sowie steigende Belastungen etwa durch die CO2-Abgabe stellen unsere heimischen Hersteller vor riesige Herausforderungen", sagte deren Sprecher Martin May gegenüber dem MDR.

Frankreichs Bauern kaufen in Panik

Hranstoffpreise.

Landwirte in Frankreich haben diesen Monat indessen ihre Düngemittelkäufe aus Angst vor Engpässen erhöht, da sie mit steigenden Kosten zu kämpfen haben, die die Ernten im nächsten Jahr beeinträchtigen könnten, berichtet der Düngemittelkonzern Yara gegenüber Reuters.

Die Düngemittelbestellungen in Frankreich waren in den letzten Monaten erheblich niedriger als üblich gewesen, da die Landwirte vor steigenden Kosten zurückschreckten, wobei Yara Anfang Oktober einen Rückstand von 10 bis 15 % gegenüber dem üblichen Niveau beobachtete, sagte Nicolas Broutin, Präsident von Yara France gegenüber Reuters.

„Im Oktober gab es dann eine Panikwelle, als die Leute anfingen, über Engpässe zu berichten“, sagte Broutin. „Die Produkte sind zwar verfügbar, aber sie sind extrem teuer." Der Nachfrageaufschwung in Zeiten eines extrem knappen Angebots verstärkte den Preisanstieg, der durch die anziehenden internationalen Düngemittelmärkte ausgelöst wurde, sagte er.

Der Kaufansturm dürfte es den Landwirten ermöglicht haben, die Düngemittelreserven zumindest teilweise aufzufüllen, aber die Bauern werden für die wichtige Wachstumsperiode im Frühjahr sehr schwierigere Kostenentscheidungen treffen müssen, sagte Broutin.

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